[rak-list] Noch ein Artikel

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Wed Jan 17 11:21:32 CET 2007


Die neue Ausgabe von DLib bringt noch einen interessanten Artikel:

http://www.dlib.org/dlib/january07/markey/01markey.html
Karen Markey:
The Online Library Catalog - Paradise Lost and Paradise Regained?


Markey sieht schwarz für die Zukunft des OPAC auf dem Marktplatz der
Informationssuche, wenn man nicht die anspruchsvollen Standards der
bibliographischen Beschreibung zurückschraubt zugunsten einer
Erweiterung und Verbesserung sachlicher Suchmöglichkeiten und
"post-Boolean"-Techniken, womit vor allem Gewichtung (Ranking) und
Qualifizierung des Suchens gemeint ist. Metadaten müssen mit dem
Blick auf solche Dinge durchdacht werden, weil gerade dadurch ein
Katalog Vorteile gewinnen kann vor der metadatenfreien,
unreglementierten Volltextsuche in gescannten, lediglich vollautomatisch
OCRisierten Texten. Solche Suchen zeichnen sich durch eklatanten Mangel
an durchschaubarer Ordnung der Ergebnisse aus. Die reale Gefahr, so
erlaube ich mir zu ergänzen, liegt in der verlorenen Zeit, die der
Nutzer mit dem Wühlen in solcherart unerschlossenen Volltexten
verbringt - und die dann zu einer qualifizierten Suche in Bibliotheken
einfach nicht mehr da ist.

Auf RDA geht sie mit keinem Wort ein!

Zu den sachlichen Aspekten gibt Markey folgende Denkanstöße:

     * Ranking-Algorithmen, in denen die Inhalte bestimmter Datenfelder
        besonders gewichtet werden

     * Relevanz-Feedback ("bitte mehr davon") die ebenfalls den
        qualifizierten Metadaten höheres Gewicht geben als Wörtern aus
        Volltext

     * Genau prüfen, welche Datenelemente Nutzer in der Kurzanzeige sehen
        wollen

     * Welche Datenelemente eignen sich am besten zur Qualifizierung
       (weiteren Eingrenzung) von Ergebnislisten? [Dazu können z.B.
       Sachgruppen der Aufstellungssystematik gehören. B.E.]

     * Bessere Verständlichkeit der Methodik zur Eingrenzung

     * Untersuchen, welche Bedeutung Zitatdaten für das Retrieval und
        die Bewertung von Ergebnissen haben

     * Fähigkeit, Texte anzuzeigen und zu manipulieren, z.B. zum Suchen,
       Navigieren, Unterstreichen, Annotieren, Austausch mit anderen, ...

     * Nutzerbeiträge zu Metadaten (sog. "tagging"): Nutzer ermuntern,
        Beiträge zu leisten, vielleicht durch irgendeine Art "Belohnung"

     * Integration der Katalogsuche in das größere Umfeld der
       Informationssuche -- Google und Internet allgemein,
       Zeitschriftenaufsatzsuche, Datenbanksuche (invisible Web), Suche
       in institutionellen Repositorien.

Davon ist auch bei uns schon so manches angedacht oder versucht worden.
Werden aber diese Dinge integriert mit dem "Geneseprozeß" des neuen
Regelwerks? I.a.W., was muß die FOrmalkatalogisierung in Zukunft noch
liefern, damit OPACs auf besagtem Marktplatz ihre Chancen verbessern?	

Noch drei Kernsätze:

No longer should decisions be left to a few.
... the time is right to rethink library cataloging and online catalogs.
Should we fail to act until all the books are digitized and the 
copyright problems are solved, the last person to leave to digitization 
workroom may be turning off the lights on the library.


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