[Fwd: Re: [rak-list] "expression"]

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Thu Jul 27 11:00:13 CEST 2006


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Lieber Herr Eversberg,

[Sie hatten an die RAK-Liste und an mich privat geantwortet und
ich hatte unbedacht nur auf Reply gedrueckt]


>>> Dem möchte ich zum wiederholten Male nachdrücklichst beipflichten.
>>> Schaut man sich die RDA-Texte an, wird einem ganz anders, wenn man
>>> sich dazu eine deutsche Übersetzung mit "Ressource" in jedem zweiten
>>> Satz vorstellt. Das können wir nicht wollen!! Dokument ist kurz und läßt
>>> sich per Definition, für den Gebrauch innerhalb des Regelwerks, auf
>>> genau das erweitern, was "Ressource" meint.
>>
>> Geht es denn um ein Regelwerk fuer Monographien?
>>
> Sehen Sie das nicht so eng!

Ich muss mir nicht nur jedesmal, wenn dort "Dokument" steht,
vergegenwaertigen, dass eine andere Definition zugrunde liegt. O.k.
Aber ich muss mich auch jedesmal davon ueberzeugen, dass tatsaechlich
"Dokument" nach dieser Definition gemeint war (mein Umgang mit
bibliothekarischen Regelwerken ist halt so, dass ich ueberall
Unsauberkeit (= Rekurrieren auf ein Alltagsverstaendnis, wenn man
nicht definieren mag) unterstelle. Sie koennen das als paranoid abtun,
der Wille, neuen Regelwerken Glossare mitzugeben, die z.B. erklaeren,
was ein (Sach-)titel ist, ist aber ein Indiz dafuer, dass da wirklich
etwas im argen liegt.


>> Ich kann meinethalben bei einer HTML-Datei mit eingebetteten Graphiken
>> mein technisches Wissen abschalten und behaupten, ich wuerde ein
>> "Dokument" abrufen. Bei einer Datenbank, einem Spiel oder einer
>> Loseblattsammlung als "Dokument" hoert meine Toleranz jedoch auf
>> und ich wuerde dem Regelwerk unterstellen, durch bewusste Wahl eines
>> zu einengenden Begriffs dem Regelwerksanwender Paradigmen aufzuzwingen,
>> die das Regelwerk offiziell gerade abschaffen will.
>>
> Und wo steht, daß "Dokument" die Bedeutung hat, die Sie hier
> unterstellen?

Ich bin nicht in einer Retorte unter Aufsicht geschulten FRBR-Personals
gezeugt worden, daher koennen Sie davon ausgehen, dass ich irgendein
Vorverstaendnis von "Dokument" besitze. Der Punkt ist, dass ich mir
dieses Vorverstaendnis auch nicht abtrainieren darf: Wuerde man nur
Katalogisierungstheorie betreiben, waere das kein Problem. Wuerde man
nur Katalogisierungstheorie betreiben und/oder katalogisieren, ginge es
auch noch. Muss man aber weiterhin die Sprache der Benutzer sprechen
(und die enthaelt "Dokument"), wird es sehr anstrengend.


>> Ich moechte mich im uebrigen noch einmal ganz klar fuer Frau Hengels
>> Ansatz aussprechen: Das Regelwerk sollte sich moeglichst "frischer",
>> vom (bibliothekarischen und sonstigen) Alltagsverstaendnis
>> unvorbelasteter Begriffe bedienen.
> Dann mal raus mit Ihren Vorschlägen!
> Aber Vorsicht! Ganz leicht legt man den Grundstein zu neuer Esoterik.
> Hier soll keine Kombinatorische Topologie oder sowas entstehen! Aber
> wenn Sie da genau hinblicken, erfindet man eben auch selten frische
> Buchstabensequenzen, die noch niemand gesehen hat, sondern man nimmt
> vertraute Wörter her und füllt sie mit neuem Inhalt, die geläufige
> Bedeutung ist dann nur noch Metaphorik, was man aber nicht als Belastung
> empfindet. Ganz soweit gehen wir ja gar nicht einmal, wenn wir "Ausgabe"
> und "Publikation" im beschriebenen Sinne erweitern.

Ich sehe das genau so, ziehe aber den umgekehrten Schluss:
a) Esoterik entsteht auch, wenn Alltagsbegriffe mit ueberraschend neuen
   Bedeutungen belegt werden
b) Die Metaphern werden gerade dann zur Belastung, wenn man keine
   exakten Begriffsdefinitionen dahinter hat. Und die vier Ebenen der
   FRBR sind "wolkig" definiert!

viele Gruesse
Thomas Berger

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