AW: Antw: Re: [rak-list] Winkelklammer und Altlasten

Hengel-Dittrich, Christina hengel at dbf.ddb.de
Mon Feb 13 16:46:37 CET 2006


Lieber Herr Eversberg, liebe Kolleginnen und Kollegen,

mir scheint die unten dargestellte Sicht der Dinge doch etwas zu pessimistisch, und ich möchte sie so nicht stehen lassen. Deshalb in aller Kürze: 
Wir bewegen uns nicht nur in Titeldaten, sondern mit den Hauptsucheinstiegen in Normdaten. In diesem Netz von Sucheinstiegen sind die Titeldaten an Normdaten angedockt (collociert), ebenso weitere relationierte Normdaten.  
Im Beispiel: In einer Kette von chronologisch miteinander verbundenen Normdaten sind die zugehörigen Titeldaten z.B. über diese ganze Kette verteilt, gibt es nur einen kumulierten Normdatensatz sind sie in einem nicht differenzierten Pool zusammengefasst. Zwischen dem kumulierten Normdatensatz und den chronologisch differenzierten besteht eine klare 1:n-Beziehung. Die Titeldaten zum kumuliertem Satz könnten mit der Kumulation der Titeldaten zu den parallelen chronologisch aufeinander folgenden Normdatensätzen 1:1 ausgetauscht werden.
Wird ein nachträglicher Split gemacht und können die Titel rückwärtig nicht zugeordnet werden, greift die feinere Zuordnung für die Titeldaten ab Erscheinungsjahr x. 
Wenn wir uns eine etwas fernere Zukunft in einem Semantic Web vorstellen, werden Normdaten dann voraussichtlich auf unterschiedlichen Differenzierungsniveaus vorkommen, und wir werden lernen müssen, sie miteinander korrespondieren zu lassen. Ein Sonder-Web für Deutschland halte ich nicht für machbar. Meiner Einschätzung nach müssen wir uns zunehmend mit anderen Anwendungen, und nicht nur bibliothekarischen, auseinandersetzen. Ein wichtiges Kriterium für Entitätenzuschnitte sind damit natürlich auch die anderen Anwendungen, daneben aber auch: können wir eine feinere Differenzierung durchhalten, ist sie vom Suchverhalten der Benutzer her notwendig und auch: sind wir hier in Deutschland besonders gut in diesem Bereich. Für deutsche Körperschaften, Geografika und Personen und sonstige deutsche Spezialitäten sehe ich uns da für die Zukunft schon in der Zuständigkeit und in der Pflicht.
Zu RDA: Ich bin gespannt auf Teil 2 und 3, wenn es um Normdaten geht.

Beste Grüße
Christel Hengel


 
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: rak-list-bounces at lists.ddb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.ddb.de] Im Auftrag von Bernhard Eversberg
Gesendet: Freitag, 10. Februar 2006 11:33
An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
Betreff: Re: Antw: Re: [rak-list] Winkelklammer und Altlasten

Ulrich Hippe schrieb:

> Aber zurück zu den Altbeständen. 
> Auch eine nachträgliche Angleichung der Ansetzung bzw. Splits der
 > RAK in Richtung RSWK würde ähnliche Folgen nach sich ziehen, ganz  > ohne Regelwerksumstieg. Niemand wird den Nutzen bestreiten, den die  > Beseitigung unterschiedlicher Ansetzungen zwischen der Sach- und der  > Formalkatalogisierung hätte. Aber wie immer im Bibliothekswesen
> beginnen die eigentlichen Probleme da, wo man gut Gemeintes nicht erst 
> ex nunc,
 > sondern auch ex tunc anwenden möchte.

Man muß es, wie gesagt, differenziert betrachten: Der known-item search ist von einem Regenwerksumstieg kaum mehr betroffen, wenn man sich dabei von der Vorstellung löst, er müsse mit dem korrekt angesetzten Verfassernamen stattfinden. Sonst wären wir bei der schon jetzt gegebenen Heterogenität unserer Daten längst aufgeschmissen. Allenfalls die Erwartung, immer (bei guter Kenntnis der Regeln) mit dem ersten Einstieg fündig zu werden bzw. dann sofort sagen zu können, daß das Gesuchte NICHT drin ist, kann nicht ganz mit Überzeugung aufrechterhalten werden.

Es ist der collocation search, um den es eigentlich nur geht! Wollen wir den als genuin bibliothekarischen Mehrwert nicht aufgeben, ist in der Tat jeder weitere Bruch kontraproduktiv. Hier geht es nicht an, hemdsärmelig zu sagen: wir haben schon so viel Uneinheitlichkeit, es kommt nicht mehr drauf an. Und Retro-Umstellung hat wenig Aussicht.

Summa summarum meine ich jetzt eigentlich, daß ein vollständig neues Regelwerk, wie es sich mit RDA andeutet, nicht vonnöten ist. Sondern Konzentration einerseits auf die Frage, was wir vom collocation search noch retten wollen und wie es mit minimalem Aufwand zu erreichen ist (denn die Nachfrage danach ist klein), und was wir über das bisherige Angebot hinaus tun können, um die Kataloge anzureichern mit Daten, von denen RDA gar nicht spricht.

Von den Beschreibungsregeln hätte man kaum zu reden! RDA bringt da nichts nennenswert Neues - es kommt am Ende ISBD raus wie gehabt.
Diffizile Beschreibungsregeln behalten eine Berechtigung nur noch für kleine Segmente im Bereich Altes Buch und Sondersammlungen.
Auch da ist aber zu erwägen, ob man nicht (wie VD17 oder Google Books) statt eigener Beschreibung ein gescanntes Titelblatt erscheinen läßt.

MfG B.E.

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