[rak-list] Indexierungsregeln

Thomas Berger ThB at gymel.com
Tue Apr 6 10:10:59 CEST 2004


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Lieber Herr Eversberg,

|>Das ist ein denkbares Szenario. Es koennte aber auch in einer Datenbank
|>franzoesische Titel geben...
|
| Kein Szenario, sondern eine schlichte Tatsache, von etwas anderem
koennen wir
| hier nicht ausgehen. Zumal wenn wir an die real existierenden
Datenmassen denken.

zur Erinnerung: Es ging um das Paradigma, wie mit Normdaten technisch
zu verfahren sei: Ueblich ist, dass es *eine* Hauptansetzung gibt, die
bereits im Normsatz prominent herausgestellt ist (auch wenn dieser
alternative Hauptansetzungen anderer Regelwerke enthaelt). Soweit ich
das ueberblicke, ist das in dieser Abstraktion auch fuer auslaendische
Normdateien wahr, wir koennen also auch in Regelwerken davon ausgehen.

Wovon wir m.E. jedoch nicht ausgehen sollten, ist, die hierzulande
uebliche Praxis der Datennutzung fest ins Regelwerk einzubauen, bzw.
wenn wir sie einbauen, dann keinesfalls implizit:

- - Weder dass die Verbindung zwischen Titel- und Normdatensaetzen
~  tatsaechlich ueber externe Normdaten-Identnummern erfolgt (wir haben
~  gelernt, dass diese in MARC21 konzeptuell ueberhaupt nicht
~  vorgesehen ist, hier gilt nur die Ansetzung fuer die Zuordnung

- - Noch dass die Verbindung so ist, dass Titel nur unter der
~  Hauptansetzung Indexate bilden koennen, so dass die Normdatei
~  fuer die Bildung eines Verweisungssystems herhalten *muss*.
~  Denkbar ist auch, dass elektronische Kataloge den Titel unmittelbar
~  unter jeder moeglichen Namensform aus dem Normsatz gleichwertig
~  verzeichnen (also finden). Das hat fuer mehrsprachige Umgebungen
~  (Schweiz oder sprachwissenschaftliche Institute oder ...) ziemliche
~  Vorteile, wenn man es recht bedenkt.


Das wohlgemerkt fuer die Situationen, wo wir (lt. Regelwerk[en]) davon
ausgehen koennen, nur normiertes Vokabular zu haben, also bei Personen,
Koerperschaften, Sacherschliessung (die SWD hat seit Dezember 1999 die
Ansetzungsaenderung von Brennessel in Brennnessel nebst zusaetzlichem
Nichtdeskriptor).

Fuer den nicht-normierten Fall der Titelstichworte etc., der ja -
zumindest im Fall von Titelstichworten - auch der Fall der weitgehenden
Vorlagentreue ist, sollte man auf nichtbibliothekarische Normdaten zur
Orthographie bzw. besser auf "die ueblichen" Werkzeuge zurueckgreifen
duerfen. Vielleicht sollte das Regelwerk auch fordern, dass die
Konsequenzen der Rechtschreibreform systemseitig "angemessen"
abzumildern seien (wobei "angemessen" bei Formularsuchen durchaus
andere Auswirkungen haben sollte als bei Wortlisten). Ich finde aber,
dass (fuer Wortlisten)

- - die Vorlagentreue dieser Stichworte sich in den Wortlisten
~  niederschlagen darf und sollte, d.h. nicht alle Brennnesseln sich
~  wechselseitig als Brennesseln finden

- - Man nicht ein Verfahren der Normierung vorschreiben kann, weil es
~  besonders einfach ist (abgesehen davon dass es alte Orthographie
~  erzwingt und von allen denkbaren Verfahren die schlechteste Lesbarkeit
~  erzeugt)

- - Gerade hier die Normierung nicht dem (oben diskutierten) Normdaten-
~  paradigma folgen sollte, dass eine "Ansetzung" gilt und alle anderen
~  Formen dem untergeordnet (bzw. sogar unterschlagen) werden, zumal
~  sie sich ja aus der Vorlage nicht wegnormieren lassen.

Die Titelstichworte sind ein weites Feld, man kann ja nicht nur einen
orthographischen Thesaurus darauf loslassen, sondern ausserdem:
- - Maschinelle Indexierung (d.h. Wortformenreduktion)
- - Synonymwoerterbuecher (etwa die SWD)
- - Uebersetzungswoerterbuecher (etwa in Katalogen von
~  sprachwissenschaftlichen Einrichtungen)

Das kann alles in manchen Situationen wuenschenswert oder sogar
essentiell sein, sollte fuer die allgemeine Situation (worunter ja
Kataloge von Universalbibliotheken als Spezialfall zu rechnen sind)
aber nicht die Regel sein, nicht nur wegen des absurden Aufwands
sondern auch weil im Allgemeinen der Nutzen der einzelnen Methoden
nicht klar ist. Und so sehe ich auch die Rechtschreibkorrektur
(fuer Wortlisten wohlgemerkt, aber das schrieb ich schon).

viele Gruesse
Thomas Berger
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