[rak-list] Vortrag von C. Croissant

Charles Croissant croisscr at SLU.EDU
Fri Jun 13 17:27:31 CEST 2003


Liebe Liste,

Bernhard Eversberg wrote:

> Das Problem mit MARC21 ist nicht, dass es unsere hierarchischen Strukturen nicht
> ermoeglichen wuerde (das erwaehnte Papier hat das schon vor Jahren belegt).
> Darum geht's also nicht.
> Das Problem ist die Praxis: von mehreren Moeglichkeiten, die AACR2 bietet
> (Chapter 13) wird fast nur die schlechteste praktiziert: Auflistung der Baende in
> einer Fussnote 505.

Obwohl ich schon Sympathie entwickeln kann für Herrn Eversbergs Ansichten in Bezug
"RAK vs AACR2", hier muss ich mich zur Wehr setzen bzw. AACR2 in Schutz nehmen :-) :
zu behaupten, "von mehreren Moeglichkeiten, die AACR2 bietet wird fast nur die
schlechteste praktiziert", heisst AACR2 zu pauschal verurteilen.

1) Ob die Auflistung der Bände in einer Fussnote immer die "schlechteste" Art der
Erschliessung ist, ist für mich und meine KollegInnen durchaus eine offene Frage. Es
gibt schon Fälle, wo eine solche Auflistung unseres Erachtens vollkommen ausreichend
ist.

2) Es ist m.E. auch nicht stimmig zu behaupten, dass "fast nur" diese eine
Möglichkeit in AACR2-Land praktiziert wird. Viele Katalogisierer (ich schliesse mich
hier ein) erstellen in einer ganzen Reihe von Fällen sehr gern Stücktitelaufnahmen
für Teile eines mehrbändigen Werkes. Hauptkriterium ist immer, auf welche Weise wird
den Bedürfnissen der vermeintlichen Benützer dieses Bandes am Besten gedient? Es ist
allerdings richtig, wie Herr Eversberg feststellt, dass die Praxen von einzelnen
Bibliotheken in dieser Beziehung recht viele Variation aufzeigen.

Das Hauptproblem bei diesem Vergleich "RAK vs AACR2" scheint mir folgendes zu sein:

AACR2 gewährt dem einzelnen Katalogisierer einen ziemlich breiten Ermessungsfreiraum;
bei RAK ist dieser Ermessungsfreiraum eher begrenzt. Beide Philosophien haben ihre
Vorzüge bzw. Nachteile; wie man diese einschätzt ist, glaube ich, zumindest z.T.
kulturell bedingt.

Eins meiner Anliegen in meinem Vortrag wird sein zu zeigen, wie man die Gegebenheiten
von AACR2 und MARC ausnützen kann, um Resultate zu erzielen, die den deutschen
Erwartungen näher entsprechen. Ich muss aber ein warnendes Wort sprechen: es ist halt
nicht realistisch zu erwarten, dass AACR2-Katalogisierer sich von heut auf morgen zu
den deutschen Ansichten über hierarchische Strukturen werden bekehren lassen.

Aber es bleibt auch zu bedenken: MARC und AACR2 sind beide keine steinernen Gefüge;
sie sind beide verbesserungsfähig (und verbesserungsbedürftig!)

mit freundlichen Grüssen,
Charles Croissant
--
Charles R. Croissant
Catalog Librarian
Pius XII Memorial Library
Saint Louis University
3650 Lindell Blvd.
St. Louis, MO  63108
Tel. (314) 977-3098
croisscr at slu.edu






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