[rak-list] Re: [rak-list] Re: [rak-list] Re: [rak-list] Analytics und unselbständige Titel ( lang)
Charles Croissant
croisscr at SLU.EDU
Mon Dec 1 17:36:58 CET 2003
lieber Herr Berger, liebe Liste,
Thomas Berger wrote:
>Meine Vorstellung, dass MARC 773 *wichtig* sei, kam daher,
>dass 773 das Unterfeld $w enthaelt, mit dem man im Aufsatz
>den zum Sammelband gehoerenden bibliographischen Record
>maschinell identifizieren kann. D.h. der Bezug zwischen
>Aufsatz und Sammelband ist damit auf Ebene der bibliograpischen
>Records in MARC abgebildet.
>
>Sie schreiben, "der bibliographische Datensatz fuer den Aufsatz
>kann dann auch an denselben item record gekoppelt [...] werden".
>Das lese ich so, dass in der Praxis der bibliographische Bezug
>(vom Aufsatz zum Sammelband) "uebersprungen" wird und (vom
>Katalogisierer?) mit Mitteln der Bibliothekssoftware (jenseits
>von MARC) eine Verlinkung des Aufsatzes mit den Lokalinformationen
>des Sammelbands hergestellt wird. Diese Verlinkung unterscheidet
>sich nicht von der "normalen", die den bibliographischen Record
>des Sammelbands mit seinen Lokalinformationen verbindet. Habe ich
>Sie da richtig verstanden?
>
>
>
ich glaube, ja die Erfahrung lehrt mich, dass ich auf solche Fragen
nie mit einem uneingeschränkten "Ja!" antworten darf; ich merke immer
deutlicher, wie gross die Verschiedenheiten zwischen unseren beiden
Katalogisierungskulturen sind. Ausserdem merke ich durch diese
Diskussionen meine eigenen Wissenslücken, was die "Innereien" meines
OPACs angeht--ich bin eben kein Computerfachmann, nur ein armer
Katalogisierer/Bibliothekar. :-) Soweit meine Kenntnisse reichen, stimmt
es, dass (wie Sie schreiben) eine "Verlinkung" des Aufsatzes mit den
Lokalinformationen des Sammelbands mit Mitteln der Bibliothekssoftware
hergestellt wird, die jenseits von MARC liegen. Es fördert hoffentlich
unser gegenseitiges Verständnis, wenn ich auf die Sachlage nochmal
eingehe, unter etwas anderen Aspekten:
Nebenbei bemerkt: ich halte es inzwischen für etwas gefährlich, in dem
jetzigen Zusammenhang von "Verlinkung" zu reden, denn das erweckt
möglicherweise Erwartungen, die das MARC-Format beziehungsweise die
verschiedenen amerikanischen OPAC-Software-Programme z.Zt. nicht
erfüllen können.
In unserem bisherigen Beispiel haben wir auf der einen Seite einen
bibliographischen Datensatz für einen Sammelband, und auf der anderen
Seite einen bibliographischen Datensatz für einen Aufsatz, der im
Sammelband enthalten ist. Die beiden bibliographischen Datensätze
"teilen" einen "item record." (Verkürzen wir hier ein bisschen: "SB" =
bibliographischer Datensatz für den Sammelband; "AU" = bibliographischer
Datensatz für den Aufsatz; "I" =
item record".) SB, AU und I haben alle
interne Identnummern, die automatisch vom Lokalsystem vergeben worden
sind. Die drei Datensätze sind wie folgt verbunden: SB enthält die
Identnummer von I (oder ist sonstwie intern mit I gekoppelt). AU enthält
die Identnummer von I. I enthält die Identnummern von SB und AU. Aber es
gibt keine direkte Verlinkung (d.h. keine Verlinkung mittels einer
Identnummer) zwischen AU und SB.
Es _sollte_ eine solche Verlinkung geben können, über die 773-Kategorie:
man sollte die Identnummer von SB in AU anbringen können, in Teilfeld $w
einer 773-Kategorie (Umgekehrt müsste man dann wohl in SB so viele
774-Kategorien anbringen, wie es Aufsätze im Sammelband gibt--das ist
meine Vermutung; ich muss nochmal betonen, dass diese 773/774-Technik
bei uns _äusserst_ selten verwendet wird; ich bin wirklich kein Fachmann
auf diesem Gebiet.). Bloss: mein lokales System (und, wie ich glaube,
eine Reihe der meistverwendeten Lokalsysteme hier in den Staaten) hat
derzeit keine Vorrichtung, mit der es eine Identnummer in dem $w der 773
(oder der 774) verarbeiten könnte--(ich habe gerade nachgeschlagen und
festgestellt, dass mein Lokalsystem die 774-Kategorie überhaupt nicht
zur Kenntnis nimmt. Ich stelle mir aber vor, dass es möglich sein
müsste, Software zu schreiben, die die 773- und 774-Kategorien
bearbeiten kann).
Wenn man von der 773-Kategorie absieht und stattdessen in AU eine
730-Kategorie mit dem Titel von SB anbringt (wie ich das in meinem
früheren Beispiel getan habe) hat man folgende Situation:
Hat man den Datensatz AU vor sich auf dem Bildschirm, kann man SB
erreichen, indem man auf den Titel von SB klickt, der in AU in einer
730-Kategorie erscheint. Hat man auf dieselbe Weise für mehrere Aufsätze
aus dem Sammelband Einzelaufnahmen erstellt, hat man auch folgende
Möglichkeit, an die Aufnahmen für die einzelnen Aufsätze zu kommen:
Man gibt den Titel des Sammelbandes als Titelsuche ein, und bekommt
folgende Listendarstellung:
1. Titel des Sammelbandes
2. Titel von Aufsatz
A
3. Titel von Aufsatz
B
usw.
Aber: Hat man den Datensatz SB auf dem Bildschirm, gibt es keine
Möglichkeit, von hier aus direkt auf die Aufnahmen für die Aufsätze zu
springen
.
Der AACR2-Katalogisierer würde in dieser Situation ganz anders vorgehen:
Ziel: den Sammelband
Bibliotheken und Informationseinrichtungen
Aufgabe, Strukturen, Ziele
erschliessen, indem man Zugang zu den
enthaltenen Aufsätzen gewährt.
Methode: eine Einzelaufnahme für den Sammelband erstellen. Die
enthaltenen Aufsätze in der 505-Fussnote dieser Einzelaufnahme
auflisten. Zugang zu den einzelnen Aufsätzen durch
analytic added
entries
(7XX-Kategorien) gewähren.
Um das folgende Beispiel übersichtlicher zu halten, nehmen wir an: der
Sammelband enthält 3 Aufsätze (Zugriffspunkte für den/die Kongress(e)
lasse ich diesmal weg :-) ):
Zukunft der Regelwerksarbeit / Bernhard Eversberg.
Die OPACs der Zukunft / Thomas Berger.
Aussichten für ein internationales Regelwerk / Barbara Tillett.
Die Einzelaufnahme für den Sammelband sieht dann so aus:
245 00 Bibliotheken und Informationseinrichtungen Aufgabe, Strukturen,
Ziele : |b 29. Arbeits- und Fortbildungstagung der ASpB [und so weiter]
/ |c [herausgegeben von] Margit Bauer.
260 Jülich : |b Geschäftsstelle der ASpB, |c 2003.
300 84 p. ; |c 25 cm.
505 0 Zukunft der Regelwerksarbeit / Bernhard Eversberg -- Die OPACs der
Zukunft / Thomas Berger -- Aussichten für ein internationales Regelwerk
/ Barbara Tillett.
700 1 Bauer, Margit.
700 12 Eversberg, Bernhard. |t Zukunft der Regelwerksarbeit.
700 12 Berger, Thomas. |t OPACs der Zukunft.
700 12 Tillett, Barbara B. |t Aussichten für ein internationales Regelwerk.
Hat der AACR2-Katalogisierer so eine
Gesamtaufnahme
erstellt, sieht er
keine Notwendigkeit, jetzt noch für jeden einzelnen Aufsatz eine
Einzelaufnahme zu erstellen. Der Benutzer hat Zugang zu dieser
Gesamtaufnahme über folgende Sucheinstiege:
Titel des Sammelbandes
Name der Herausgeberin
Namen der Verfasser der einzelnen Aufsätze
Titel der einzelnen Aufsätze
Ich gestehe offen: eine ganze Reihe von AACR2-Katalogisierern
(vielleicht sogar die meisten) würde in so einem Fall nicht zu
analytic
added entries
greifen viele gehen davon aus, dass eine 505-Fussnote
genügt: die einzelnen Aufsätze sind dann durch Keyword-Suchen
zugänglich. Aber es gibt zumindest diese Möglichkeit einer gezielten
Erschliessung. Jeder Katalogisierer muss für sich entscheiden, ob und
wieviele
analytic added entries
er in einem solchen Fall anbringen will.
mit freundlichem Gruss,
charles croissant
--
Charles R. Croissant
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Tel. (314) 977-3098
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