[rak-list] AACR

Bernhard Eversberg ev at BUCH.BIBLIO.ETC.TU-BS.DE
Tue Nov 6 09:37:16 CET 2001


Kollege Franzmeier hatte geschrieben:

> 
> Umso erfreulicher ist es, wenn zwar nicht in dieser Liste, aber wenigstens in dem
> vielgelesenen 'Bibliotheksdienst' ( im Oktoberheft) mal wieder ein Beitrag
> erschienen ist, der die Diskussion zumindest zu 'beleben' geeignet ist und auf den
> deshalb auch an dieser Stelle noch einmal besonders hingewiesen werden soll. Es
> handelt sich um den Vorschlag von K. Franken, Konstanz, die laufenden Arbeiten an
> den deutschen Regelwerken bzw. an deren Revision baldmöglichst einzustellen und
> unverzüglich mit einer Prüf- und Diskussionsphase zu beginnen, was für und was
> gegen einen baldigen Umstieg auf  internationale Standards, gemeint sind in erster
> Linie die AACR und die MARC-Formate, spricht; wobei die Überzeugung des Autors,
> daß natürlich nicht nur dikutiert und abgewogen, sondern letztlich nach einer
> angemessen 'Schamfrist' unbedingt umgeschwenkt werden soll, unüberhörbar ist.
> 
Es ist nur so, dass Herr Franken sehr wenig Argumente vortraegt, sondern wohl 
erst einmal nur einen Anstoss geben will. 
Die vorgeschlagene Auseinandersetzung hat indessen aber schon begonnen, und zwar
oeffentlich erstmals auf dem Goettinger Symposium "10 Jahre Pica in Deutschland"
Die Podiumsdiskussion war leider so, dass es unbedingt einiger Ergaenzungen 
bedurft haette, am Ende aber keine Zeit fuer Diskussion blieb.
Daher habe ich direkt an einige der Beteiligten einen Text gesandt, den ich hier
anfuege und der fuer die Diskussion einige Punkte liefern sollte.
In der Summe meine ich, wie Herr Franzmeier, dass ein sofortiges Einstellen der 
RAK-Arbeiten sich als kontraproduktiv erweisen koennte.
Im uebrigen sind Vokabeln wie "Schamfrist" gaenzlich unangemessen. RAK muss sich 
vor nichts verstecken. Es liegt nur nicht im 'Mainstream', das besagt ueber seine 
Qualitaeten aber absolut gar nichts, eher im Gegenteil. Aber Masse setzt sich 
durch, nicht Klasse, das wuerden wir nicht zum ersten Mal erleben.
MfG B.E.


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Anrede ...

leider gab es auf dem Symposium in Goettingen nach der 
Podiumsdiskussion keine Gelegenheit mehr zur Diskussion. Mit anderen war
ich mir einig, dass es dringenden Bedarf zu einigen Feststellungen gegeben
haette, und zwar zu dem Thema der Einfuehrung der AACR. Verspaetet zwar,
aber immerhin, moechte ich dies jetzt nachholen. [...] [Mit Herrn Costers hatte ich dann
noch selbst gesprochen. Er war entsetzt, zu hoeren, dass AACR nicht (wie
er gesagt hatte) einfacher sei als RAK sondern genau umgekehrt (weil AACR
viel mehr Kasuistik hat und RAK eine strengere Logik).] Die Vereinfachung
ist ja nicht der primaere Grund fuer den Vorschlag, wenn ich richtig
sehe, sondern die Internationalisierung und der Gewinn durch unbesehene
Uebernahme von LC-Daten gegenueber der jetzigen Bearbeitungsnotwendigkeit.
Die ergaenzenden Punkte zur Diskussion sind vor allem folgende: (einige
Links dazu weiter unten)

(1) Es muss zuerst eine Uebersetzung vorliegen, bevor man beginnen
koennte mit einer Uebernahme der AACR. Diese Uebersetzung ist in 
Arbeit (das ist noch nicht allgemein bekannt), und zwar als deutsch-
amerikanische Gemeinschaftsarbeit (!). Es wird eine getreue 
Uebersetzung sein im Gegensatz zu einer schon existierenden in der 
Schweiz, die bereits in vieler Hinsicht an eigene Gepflogenheiten 
angepasst ist. Solche Anpassungen muessen der zweite Schritt sein, 
erst einmal muessen alle, die es angeht, den Originaltext lesen 
koennen. (Das Verstehen des englischen Originals ist alles andere als
einfach, weil die Begriffe oft nicht deckungsgleich sind oder gar keine
genauen Entsprechungen vorhanden sind.)

(2) Die AACR sind selber in einer Reformdiskussion begriffen und 
werden sich schon in wenigen Jahren abermals gewandelt haben. Unsere
Uebersetzung ist dann leider schon bald wieder obsolet. Die Reform wird
aber, nach allem was man jetzt erkennen kann, noch immer nicht das
Kernproblem der unzureichenden Behandlung hierarchischer Strukturen
beseitigen. Zwar laesst das Regelwerk schon jetzt solche zu, aber
praktiziert wird es nicht. Im Hinblick auf den Austausch ist das sehr zu
bedenken.

(3) Es handelt sich um einen zeitlich wie in seinen sachlichen
Bezuegen aeusserst weitreichenden Schritt, wenn man ein anderes
Regelwerk einfuehrt. Das erfordert eine solide Begruendung, einen 
breiten Konsens und einen detaillierten Plan - alles das liegt
wohl noch nicht in erforderlichem Umfang vor, wenn ich richtig sehe.
Zu fragen ist dabei insbes. nach der Kompetenz der 
Entscheidungstraeger, wenn man die vielfaeltigen Auswirkungen 
bedenkt, die ja nicht nur die Katalogisierung im engeren Sinne
betreffen.

(4) Einen aehnlich grossen Effekt wie amerikanische Bibliotheken
KOENNEN wir nicht erreichen, denn jene uebernehmen auch die
Schlagwoerter UND die Klassifikation (= Signatur). Da wir schon jetzt
LC-Daten ohne besonders aufwendige Korrekturen verwenden, z.B. im GBV,
wird der Effekt also eher gering ausfallen.

(5) Umgekehrt ist den englischsprachigen Partnern nicht unbedingt
bewusst, wie ich immer wieder gemerkt habe, dass deutsche Daten, wenn wir
denn die AACR einfuehren wuerden, immer noch ohne LCSH und ohne
Klassifikation daher kommen wuerden. Das muss man ihnen ganz deutlich
sagen. Dort wird Katalogisierung als eine Einheit begriffen, es gibt sogar
keine Woerter fuer Formal- und Sachkatalogisierung.

Zur weiteren Diskussion hier noch einige Links:

-- zum Problem der hierarchischen Strukturen:
   http://www.biblio.tu-bs.de/allegro/formate/reusep.htm

-- zur Uebersetzung: 
   http://lcweb.loc.gov/loc/german/AACR2/AACR2translation.html

-- die wichtigsten Begriffe mit Kommentar:
   http://www.allegro-c.de/allegro/formate/aacr-it.htm

-- Diskussionspapier zu den Grundsaetzen der AACR
   (deutsch, Teil der Reformdiskussion)
   http://www.allegro-c.de/allegro/formate/aacr-pr.htm




Bernhard Eversberg
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