[Rda-info-liste] (Wiesenmüller) Beziehungskennzeichnung
rda-info-liste at lists.dnb.de
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Son Jun 7 16:30:45 CEST 2015
Liebe Frau Payer,
natürlich hätte es erheblichen Charme, wenn man bei einem Mann
"Verfasser" und bei einer Frau "Verfasserin" als Beziehungskennzeichnung
schreiben könnte (wobei es allerdings sicher auch Schwierigkeiten geben
würde: nicht immer kann man das Geschlecht aus dem Namen sicher
ableiten, und dann gibt es noch die Fälle, die nicht in die
Männlein-Weiblein-Dichotomie passen).
Diese Differenzierung würde aber mit dem Wunsch-Szenario kollidieren:
Die Beziehungskennzeichnung soll als Code ausgetauscht werden. Dafür
kommen derzeit nur die MARC-Codes in Frage, und bei diesen gibt es keine
Differenzierung nach Geschlecht. Folglich muss der Code in einer Form
angezeigt werden, die für Männer *und* Frauen passend ist.
In der AG RDA wurde keine Vorgabe gemacht, wie diese Form aussehen soll
- theoretisch kann es jeder Verbund/jede Bibliothek so machen, wie es
dort gewünscht ist. In der Diskussion zeigte sich, dass die Ansichten
sehr stark differieren. M.W. präferiert die DNB das generische
Maskulinum. Für die KollegInnen aus der Schweiz und aus Österreich war
eine Form ohne Gendering hingegen nicht akzeptabel. Im Lehrbuch haben
wir deshalb im Haupttext mehrere Varianten gezeigt (ohne Anspruch auf
Vollständigkeit); für die Lösungen haben wir uns dann halt für eine
Variante entschieden.
Leider ist das Wunsch-Szenario - nur der Code wird ausgetauscht -
derzeit nicht so einfach umzusetzen: Ein Problem ist, dass es gar nicht
für jede RDA-Beziehungskennzeichnung einen MARC-Code gibt (in einem
solchen Fall bleibt dann nur der wenig aussagekräften Code "oth" für
"other"); manchmal stimmen auch die Definitionen aus RDA und den
MARC-Codes nicht genau überein (z.B. Definition "Mitwirkender" ist nicht
identisch mit der des Codes "ctb" für "contributor"). Viel besser wäre
es, wenn man als eindeutige Identifikatoren die URIs aus der RDA
Registry verwenden könnte. Das erlaubt MARC aber derzeit nicht.
Außerdem gibt es wohl auch teilweise Probleme mit den Codes in den
Lokalsystemen. Für die Implementierung wurde jedenfalls festgelegt, dass
die Beziehungskennzeichnungen bis auf weiteres sowohl als MARC-Code als
auch in textueller Form ausgetauscht werden sollen. Wirklich glücklich
bin ich damit nicht, weil es eigentlich im Widerspruch zum Sinn eines
Codes steht. Mir ist, ehrlich gesagt, auch nicht ganz klar, wie man
damit umgeht, dass z.B. im OBV "VerfasserIn" erfasst werden wird und bei
der DNB "Verfasser". Da muss es dann doch wieder zusätzliche
Umwandlungsschritte geben??? Vielleicht kann jemand von den
ImplementierungsspezialistInnen dazu etwas sagen.
Selbst wenn man auf die URIs aus der RDA Registry umsteigen könnte, so
gäbe es auch dort keine Differenzierung nach Geschlecht. Ich halte dies
auch für richtig - es geht bei der Beziehungskennzeichnung wirklich nur
um die Benennung einer bestimmten Funktion. Wenn man nach einer
Kombination aus einer Funktion und einem bestimmten Geschlecht suchen
will, dann wäre dies umzusetzen als z.B. "Beziehungskennzeichnung=Code
für author UND Geschlecht=weiblich" etc. Damit wäre man dann auch
flexibel und könnte auch andere Arten von Gender-Recherchen ermöglichen.
In der GND haben wir ja schon lange ein Feld für das Geschlecht; auch
nach RDA ist die Erfassung des Geschlechts möglich (RDA 9.7). Wenn man
Gender-Suchen ermöglichen will, müsste man dieses Feld konsequent besetzen.
Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller
Am 06.06.2015 um 17:35 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de:
> Liebe Frau Wiesenmüller, liebe Listenmitglieder,
>
> eine Frage habe ich zu den Beziehungskennzeichnungen bei Personen im
> Deutschen:
>
> laut Ihrem Lehrbuch darf man das generische Maskulinum und die Formen
> /-in bzw. das große I benutzen "Verfasser, Verfasser/-in und VerfasserIn"
> (Basiswissen RDA S. 127). Damit kann ich dann aber nicht eine Suche nach
> weiblichen Verfassern starten, wenn das überhaupt vorgesehen ist. Wenn
> man sich schon die Mühe mit diesen Kennzeichungen macht, warum kann man
> dann nicht konkret von z.B. "Sänger" oder "Sängerin" sprechen? Das wäre
> dann zumindest eine Information und man muss nicht in der GND nach dem
> Geschlecht suchen.
>
> Schöne Grüße
> Margarete Payer
>
>
>
>
>
> _______________________________________________
> Rda-info-liste mailing list
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> http://lists.dnb.de/mailman/listinfo/rda-info-liste
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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
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