AW: [rak-list] IFLA-Satellitenkonferenz zu RDA

Frodl, Christine C.Frodl at dnb.de
Don Sep 29 09:41:29 CEST 2011


Liebe Frau Wiesenmüller, liebe Kolleginnen und Kollegen,

zu Ihrer Frage nach dem DNB-internen Test der RDA:

Getestet wurde in der Phase des kostenfreien Zugriffs auf das RDA-Toolkit (Ende Juni 2010 bis Ende August 2010) in der Deutschen Nationalbibliothek. Auf eine vorbereitende Schulung zur Nutzung des RDA-Toolkits wurde verzichtet, weil getestet werden sollte, inwieweit die Nutzeroberfläche selbsterklärend und nutzerfreundlich ist. An dem Funktionalitätentest haben sich drei Bibliotheksverbünde und die ZDB beteiligt. Diese haben uns ihre Ergebnisse übermittelt, die wir dann gebündelt an die Entwickler des RDA-Toolkits weitergeleitet haben. 

Das RDA-Toolkit wurde grundsätzlich als ein positiver Ansatz bewertet. Die elektronische Version mit der Möglichkeit der Navigation über Verlinkungen und verschiedenen Suchfunktionen ist im Vergleich zu gedruckten Regelwerkstexten innovativ und zeitgemäß. Tools, wie die hinterlegten Workflows und Mappings, wurden als hilfreich für das Erlernen und die Anwendung des Regelwerks erachtet. Auch die Integration zahlreicher Grundlagen wie die FRBR, FRAD usw. sowie grafischer Darstellungen wie z. B. das Entity Relationship Diagram wurden als nützlich empfunden. Die Online-Version modernisiert die Katalogisierungsarbeit und ermöglicht eine zeitnahe Aktualisierung sowie kooperative Arbeitsstrategien. Die Funktionen dieses elektronischen Arbeitsmittels sollten sukzessive erweitert werden. Optimierungsbedarf bestand vor allem in den Bereichen Gestaltung und Layout, Erweiterung der personalisierbaren Funktionen, erweiterte Unterstützung bei Mappings und Workflows sowie Verbesserungen bei der Repräsentation der Suchergebnisse. Zahlreiche Anregungen davon sind in der Zwischenzeit bereits in das RDA-Toolkit integriert worden.

In der Deutschen Nationalbibliothek haben wir zusätzlich parallel zu diesem Funktionalitätentest des RDA-Toolkits einen internen, im Vergleich zum amerikanischen Test, einfachen Katalogisierungstest durchgeführt. Dieser hatte zum Ziel, den Standard in seiner Anwendung besser kennenzulernen.  
Dabei wurden anhand einer kleinen, inhaltlich repräsentativen Auswahl an zu katalogisierenden Publikationstypen die nach RDA vorgesehenen Kernelemente in Tabellenform erfasst. Die Tester konnten auch vermerken, welche Elemente sie über die Kernelemente hinaus für notwendig erachten. Die Testsituation war für unsere Tester dadurch gekennzeichnet, dass sie zuvor nicht geschult wurden, der Regelwerkstext nur in englischer Sprache vorlag, bisher keine Anwendungsregeln existieren und unser Katalogisierungssystem nicht darauf ausgerichtet war, alle RDA-Elemente erfassen zu können. Dieser Test ist daher nicht mit dem umfangreichen US-amerikanischen Test vergleichbar und hatte dies auch nicht zum Ziel.

Die Tester haben Anmerkungen zu einzelnen Regelwerksstellen gemacht. Darüber hinaus sind wichtige Desiderate das Vorliegen der RDA in deutscher Sprache sowie deutsche Anwendungsregeln. Des Weiteren müssen noch Fragen der Implementierung geklärt werden. 

Mit freundlichen Grüßen
Christine Frodl

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Christine Frodl
Deutsche Nationalbibliothek
Arbeitsstelle für Standardisierung
Adickesallee 1
D-60322 Frankfurt am Main
Telefon: +49-69-1525-1404
Telefax: +49-69-1525-1010
mailto:c.frodl at dnb.de
http://www.dnb.de 


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-nb.de] Im Auftrag von Heidrun Wiesenmüller
Gesendet: Mittwoch, 28. September 2011 19:15
An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
Betreff: [rak-list] IFLA-Satellitenkonferenz zu RDA

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Am 28.07.2011 15:00, schrieb Frodl, Christine:
> Liebe Kolleginnen und Kollegen,
>
> Für diejenigen, die nicht an der diesjährigen IFLA-Tagung im August teilnehmen werden, wird - wie jedes Jahr - im Anschluss an die Konferenz ein ausführlicher Bericht im Bibliotheksdienst erscheinen.
> http://conference.ifla.org/ifla77 und 
> http://conference.ifla.org/ifla77/satellite-meetings und http://lib.rc.usf.edu/ifla2011/ Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die Vortragsfolien des IFLA Satellite Meetings der Cataloguing Section im Anschluss zur Verfügung gestellt werden. Wir werden Sie gerne darüber informieren, auch im nächsten "Newsletter Standardisierung und Erschließung", der Ihnen alle wichtigen Informationen, auch zu RDA, zur Verfügung stellen wird.
> http://www.d-nb.de/standardisierung/afs/newsletter.htm Über die Möglichkeit des Abonnements dieses E-Mail-Newsletters hatte ich an dieser bereits hingewiesen.

Mittlerweile ist ein großer Teil der Vorträge der Satellitenkonferenz auf der Website abrufbar:
http://lib.rc.usf.edu/ifla2011/presentation-downloads/
Die Vorträge sind alle im PPT-Format eingestellt, z.T. mit einer ausformulierten Fassung im Notizbereich.

Am interessantesten finde ich den Vortrag von Frau Frodl über die deutsche Übersetzung, der eine Reihe von mir bisher nicht bekannten Details bietet, http://lib.rc.usf.edu/wp-content/uploads/Frodl_preconference_2011.ppt
sowie den Beitrag über die französische Übersetzung:
http://lib.rc.usf.edu/wp-content/uploads/FrenchRDA2011-final.ppt

Die französische Übersetzung wird schon eine echte "Lokalisierung" des Regelwerks darstellen und deshalb u.a. Anpassungen bei den Beispielen bieten (Zitat aus den Notizen zu Folie 4: "We also determined that our goal is not a literal translation of RDA, but the production of a cataloguing content standard intended to be applied by a cataloguing agency producing a French-language catalogue. (...) This means, for instance, referring to French-language translations of IFLA documents (FRBR, FRAD, ICP), and adapting examples, and changing the word "English" to "French" in instructions when it is there because it is standing in for the language of the cataloguing agency."). Ob die AfS bei der deutschen Übersetzung dieselbe Strategie verfolgt, wäre interessant zu wissen.

Im französischen Beitrag äußert man sich auch zu den Auswirkungen der als Folge des US-Tests geforderten Neuformulierung der RDA: "One challenge we were not expecting to face so soon, will be the translation and integration of changes to the text. We knew that there would eventually be amendments, but now we are expecting to need to evaluate and integrate textual changes recommended following the US National Test, and this even before the first release of RDA in French." (Folie 7).

Interessant ist auch der deutliche Hinweis darauf, dass es - trotz gewisser Bemühungen - in RDA immer noch eine klare Bevorzung der englischen Sprache gibt. Schlagendes Beispiel: Der Anhang zur Groß- und Kleinschreibung bietet zuerst die Regeln für die englische Sprache und präsentiert dann das Vorgehen für alle übrigen Sprachen in Form von Abweichungen von diesem Grundmodell. (Folie 9: "Although RDA has eliminated much of AACR2 English-language bias and taken steps towards greater internationalisation, some residues remain. One striking example is the structure of Appendix A, Capitalization, which starts with detailed instructions on English capitalisation rules, and the rules for all other languages are presented as differences from the English rules, rather than standing on their own. Much more difficult to use in a non-English language environment. The translation work brings these points to our attention, and will allow us to raise them with JSC as appropriate."). War mir noch gar nicht aufgefallen, ist aber natürlich wirklich ein Problem.

Im Beitrag von Margaret Stewart über die Vorbereitungen in Kanada http://lib.rc.usf.edu/wp-content/uploads/IFLARDA2011mstewart.ppt
wird bei den To-do's u.a. erwähnt: "Finalize "core plus" document" 
(Folie 6). Ich nehme an, dass es sich dabei um einen nationalen Mindeststandard handelt, der über die Kernelemente von RDA hinausgeht. 
Das dürfte auch mit Blick auf deutsche Anwendungsregeln interessant sein.

Im Vortrag von Frau Gömpel
http://lib.rc.usf.edu/wp-content/uploads/RG_preconference_oT.ppt
wird bei den Arbeitspaketen im RDA-Projekt der DNB auch der Punkt "tests" genannt (Folie 8). Dabei ist mir wieder eingefallen, dass DNB vor längerer Zeit angekündigt hatte, parallel zum US-Test einen eigenen Test durchführen zu wollen. Im Protokoll des STA vom 25.11.2009 http://www.d-nb.de/standardisierung/pdf/p_sta_20091125_v.pdf
heißt es auf S. 9: "Nach Erscheinen des RDA-Tools wird die Deutsche Nationalbibliothek Anwendungstests durchführen und ihre Testmethodik und die Testformulare auf ihrer Website zur Verfügung stellen, so dass alle Institutionen, die Interesse an eigenen Tests haben, die Dokumente nachnutzen können."

Ich nehme an, dass dieser Test längst abgeschlossen ist, habe aber noch nichts über die Ergebnisse gehört und auch die angekündigte Dokumentation nicht finden können. Das einzige, was es zu geben scheint, ist ein Fragebogen zu den Funktionalitäten des RDA-Toolkit:
http://www.d-nb.de/standardisierung/pdf/testformular_funktionalitaeten.pdf

Deshalb die Frage: Was genau wurde denn nun getestet (welche Medienarten, wieviele Katalogisate) und in welcher Weise hat man das gemacht - auch "in existierenden Systemen" wie in den USA oder irgendwie anders? Wie ist man mit der FRBR-Problematik umgegangen - hat man sich für simple zusammengesetzte Beschreibungen entschieden (wie in den USA) oder für ein ambitionierteres Modell mit getrennten Ebenen? Und
natürlich: Welche Schlussfolgerungen hat man aus dem Test gezogen - was hat gut funktioniert, was war schwierig? Ich fände es auch sehr nützlich, wenn man sich die im Rahmen dieses deutschen Tests entstandenen Katalogisate (oder zumindest eine Auswahl davon) irgendwo "live" ansehen könnte.

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller


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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
Hochschule der Medien
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