[rak-list] MARC ohne Deskriptionszeichen?

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Fre Okt 28 16:32:24 CEST 2011


Am 28.10.2011 15:57, schrieb Thomas Berger:
> -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Hash: SHA1
>
>
> ... Wenn doch nicht alle Verlage als solche erfasst sind,
> ist die unspezifische Stichwortsuche ueber alle Felder u.U. die
> angemessenere Form, sich dem Katalog zu naehern...
> ...
 > ... Da, wo unsere Kataloge brauchbar sind, waeren sie
 > es vermutlich auch, wenn es nur fuenf Datenfelder gaebe und statt
 > der deskriptiven Portionen unserer Regelwerke waeren wir mit einem
 > "Content Standard", der vor allem festschreibt, welche Aspekte zu
 > beschreiben sind und das Wie der Angelegenheit nicht so wichtig
 > nimmt, sogar besser bedient.

Das ist sowieso eine Konsequenz, wenn wir die sog. "Suchmaske" auf den
einen, so sympathisch Google-ähnlichen Einwurfschlitz reduzieren.
Verläßliches Suchen im known item search bleibt damit gewahrt,
solange Namen und Titelansetzungen weiter beachtet werden. Und
eine brauchbare Phrasensuche für eine bessere Präzision beim
Sachzugriff geht dann auch noch.

> Mir faellt auf, dass MARC21 noch hypertropher als MAB ist, alles
> moegliche und unmoegliche wird akribisch mit Unterfeldzeichen
> getag(g)t.
Das wollte ich in meiner Replik auf Heuvelmann auch schon nebenbei
anklingen lassen. Der oben angedeutete neue Denkansatz könnte damit 
aufräumen.

>
> Und drittens bleibt dort, wo es interessant wird, naemlich bei
> Bezuegen zu anderen Ausgaben, Werken etc. noch viel haeufiger nur der
> Ausweg in die unspezifische Fussnote, wo es ueberhaupt keine weitere
> Auszeichnungs- moeglichkeit gibt und auch das Notieren von
> ISBD-Interpunktion durch die Katalogisierer ueberhaupt keinen Wert
> hat, denn nicht einmal die einleitende Wendung, die aussagt, welcher
> Art die folgende Aussage ist, laesst sich als solche kennzeichnen.
>
Das Zusammenbringen des Zusammengehörigen (Leitmotiv von FRBR) ist in
der Tat der Knackpunkt, an dem MARC in mancher Hinsicht sehr versagt.
Die Altdaten bieten da auch wenig Anlaß zu Hoffnungen, es sei denn, man
bringt per ISBN (sonst geht kaum was) wenigstens unsere verknüpften +
Daten (und evtl. solche aus ein paar anderen Ländern) mit den LC-Daten
zusammen.

> --- Wenn man nun aber bedenkt,
> dass die AACR2 zeitlich lange nach MARC entstanden sind und MARC
> gewiss im Blick hatten, und dass MARC, je genauer man hinsieht, sich
> als ueberwaeltigende Form Hoeheren Unfugs entpuppt, dann ist die
> Aufgabe also, ausgehend von einer nicht wirklich eingestandenen
> doppelten Verankerung im Vor-Datenverarbeitungszeitalter Regelwerk
> und Datenformat gleichzeitig zu modernisieren (das wollten wir hier
> ja auch und glaubten, uns durch Rekurs auf angelsaechsische
> Entwicklungen geschickt um die Arbeit druecken zu koennen), wobei
> aber erschwerend hinzukommt, dass die als erhaltenswert und zu
> beruecksichtigend angesehene "Substanz" (der Output der gesamten
> Profession in den letzten Jahrzehnten) ein Popanz ist, der mit seiner
> "etablierten Praxis" nur den Blick auf die durch Regelwerk und
> Datenformat zu loesenden Aufgaben verstellt.
>
Solchen nüchternen und ernüchternden Einsichten muß man sich allmählich
stellen, da wird man nicht drumrum kommen. Dabei stimmt es wenig
hoffnungsvoll, zunächst eine möglichst akribische Migration von MAB
zu MARC hinzukriegen, aber unter Wahrung von allerhand Eigengebräu,
und dann zu erwarten, in diesem internationalen Medium unbeschwert und
mit vielen neuen, gleichgesinnten Bundesgenossen in eine schöne neue
Welt weitermigrieren zu können.

B.E.