AW: [rak-list] MARC ohne Deskriptionszeichen?

Heuvelmann, Reinhold R.Heuvelmann at dnb.de
Fre Okt 28 14:33:36 CEST 2011


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich habe in der Gruppe "PCC ISBD and MARC Task Force" mitgearbeitet, die den Report
http://www.loc.gov/catdir/pcc/isbdmarc.docx 
erstellt hat, und antworte deswegen.

Ueber die positiven Reaktionen habe ich mich gefreut.

Wir (die Deutsche Nationalbibliothek gemeinsam mit den Institutionen, die in der Standardisierung beteiligt sind) verfolgen seit laengerer Zeit diese Linie, _keine_ ueberfluessigen ISBD-Deskriptionszeichen in MARC 21 zu verwenden.  Falls es denn doch notwendig sein sollte, weil MARC nicht genau genug ist, haben wir vereinbart, sicher nicht am Ende eines vorhergehenden Unterfeldes ein Zeichen wie "=" oder ":" zu schreiben, sondern dann am Anfang des korrekten Unterfeldes.  Die alte Praxis, MARC-Elemente _und_ zugleich "ISBD punctation" zu verwenden, ist international aber so sehr verbreitet, dass es nicht einfach war und ist, da durchzudringen.

Eine Stufe waren Beispielsaetze, die wir veroeffentlicht haben, z.B. hier
http://presentations.ala.org/images/7/7e/MARC-examples.pdf .

Eine weitere Stufe war, ueber MARBI (das fuer MARC zustaendige Gremium) einen Code definiert zu bekommen, der unsere Praxis in jedem Titelsatz ausdrueckt, was wir tun.  Die beiden Papiere sind hier
http://www.loc.gov/marc/marbi/2010/2010-dp01.html 
und hier
http://www.loc.gov/marc/marbi/2010/2010-07.html 
nachzulesen.
Das Ergebnis ist der Wert "c" in der MARC-Satzkennung auf Position 18, "ISBD punctuation omitted".  Ausserdem gaben die Diskussionen die Gelegenheit, unsere Loesung immer wieder begruenden zu koennen.

Dann ergab sich die Chance, an der Gruppe des PCC mitzuarbeiten.  Treibende Kraft ist da Robert Bremer von OCLC, der aus sehr vielen leidigen Erfahrungen weiss, wie hinderlich diese bisherige Praxis ist, wenn Daten importiert werden.  In ein paar persoenlichen Treffen und vielen E-Mails sind wir alle Felder von MARC Bibliographic durchgegangen.  Das Ergebnis ist bis jetzt dieser Report.

Am beeindruckendsten finde ich immer noch die Liste aller Felder, in denen ohne jeden Verlust auf Abschlusspunkte verzichtet werden kann (Appendix A).  Das waere schon ein grosser Schritt, und wuerde mit wenig Aufwand sehr viel Zeit ersparen.

Die weiteren Analysen drehen sich dann um Granularitaet:  Wie klein unterteilt soll es zugehen?  Brauchen wir eine Trennung von Personennamen in Vorname + Familienname (eher ja)?  Waere es sinnvoll, eine ISBN in die Bestandteile Praefix + Laendernummer + Verlagsnummer + Titelnummer + Pruefziffer (eher nein)?  Da geht der Bericht dahin, fuer jedes ISBD-Element ein MARC-Element vorzuschlagen -- und dann erst auf die ISBD-Deskriptionszeichen zu verzichten.

Es ist gut, dass auch in der Schweiz bereits in diese Richtung gedacht und gehandelt wird.  Allerdings:  mit der Defintion von MARC-Unterfeldern, die nicht Bestandteile des offiziellen Standards sind, tut man sich keinen Gefallen (Beispiel 245 $d fuer einen Parallelsachtitel).  Im Austausch koennen diese Daten zu Problemen fuehren.  Enweder werden diese Angaben ignoriert, oder ganze Saetze verweigert.  Daher war es uns wichtig, ueber die offiziell zustaendigen Personen und Gremien fuer unsere Praxis zu werben, und gemeinsam dann bessere Loesungen zu finden.

Klar ist auch, dass nur in Abstimmung eine Vereinfachung erreicht werden kann.  Die Katalogisererinnen und Katalogisierer muessen umlernen, die Systeme muessen damit umgehen koennen, die Transportwege (besonders MARC) muessen darauf eingerichtet werden, und die Importschnittstellen muessen reagieren.  Wenn das alles geschafft ist, koennen sich alle darauf konzentrieren, gute Daten zu erstellen und mit ihnen zielgerichtet (und vielleicht auch mal kreativ?) umzugehen.

Natuerlich kann man fragen, wie sinnvoll diese Bestrebungen sind, wo doch MARC selbst abgeloest werden soll.  Dazu nimmt der Report der "PCC ISBD and MARC Task Force" selbst auch Stellung.  Ich wuerde hinzufuegen, dass fuer mich die Arbeit wichtig war und ist, um eine noch klarere Trennung zwischen Inhalt und Formatelement zu erreichen.  Von da aus kann dann weiter ueberlegt und diskutiert werden, wie ein Nachfolgestandard aussehen sollte.

Die ISBD selbst wuerde ich noch nicht ganz zum alten Eisen legen.  Sie hat lange sehr gute Dienste geleistet, die Basis gebildet fuer die Defintion von Elementen, inkl. deren Gruppierung und Reihenfolge.  Die RDA haben sich mit gutem Recht sehr weitgehend davon geloest.  Aber selbst neue Ansaetze, wie in der "Library Linked Data Incubator Group", haben die ISBD als "Metadata element set" im Blick, siehe im "Final Report" unter
http://www.w3.org/2005/Incubator/lld/XGR-lld-vocabdataset-20111025/#Metadata_Element_Sets  .

Hier noch der von Herrn Rohde als Bespiel gebrachte Satz (aufbereitet und gekuerzt), in der Form, wie wir ihn liefern (Satzkennung 18 = "c").   ("1. Auflage 2003" steht uebrigens doch im Buch selbst.)

LDR 01459pam a2200385 c 4500
001 969469926
003 DE-101
008 031201s2003    gw |||||r|||| 00||||ger  
020  $a3795416248$cGewebe : EUR 29.90, sfr 51.00$93-7954-1624-8
041  $ager$alat$hlat
044  $cXA-DE-BY
084  $a230$2sdnb
090  $ab
1001 $aCanisius, Petrus$4aut$d1521-1597$0(DE-588a)118518836$0(DE-101)118518836
24510$aDer große Katechismus$b(1555) = Summa doctrinae christianae$cPetrus Canisius. Ins Dt. übertr. und kommentiert von Hubert Filser und Stephan Leimgruber
250  $a1. Aufl.
259  $a11
2603 $aRegensburg$bSchnell und Steiner$c2003
300  $a372 S.$bIll.$c25 cm
4901 $aJesuitica$vBd. 6
500  $aLiteraturangaben
7001 $aFilser, Hubert$4edt$d1959-$eHrsg.$0(DE-588a)123556937$0(DE-101)123556937
7300 $aSumma doctrinae christianae
830 0$aJesuitica$vBd. 6$w(DE-101)021614644$w(DE-600)2042863-7$916

Beste Gruesse

Reinhold Heuvelmann

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Reinhold Heuvelmann
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