AW: [rak-list] MARC ohne Deskriptionszeichen?

Rohde Bernd Martin Bernd.Rohde at ub.unibe.ch
Fre Okt 28 12:43:07 CEST 2011


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

anbei eine winzige Kleinigkeit, die aufzeigt, warum es sinnvoll sein kann, die ISBD-Interpunktion noch im Hinterkopf zu haben. Ich beziehe mich in diesem fiktiven Beispiel auf die KIDS (http://www.informationsverbund.ch/fileadmin/shared/kids/kids_deutsch/a0kidsinh.pdf), in deren Umfeld ich seit vielen Jahren arbeite. Ein konkretes Beispiel fällt mir jetzt gerade nicht ein, aber vergleichbare Fälle sind mir schon mehrmals begegnet.
Nehmen Sie an, Sie haben ein mehrbändiges Werk, sagen wir mal 5 Bände: Die Tagebücher von Günther Meier. Band 1-4 sind 1996 beim Verlag Franz Müller in Hamburg erschienen, Band 5 vier Jahre später als die anderen Bände beim Verlag Heinz Schmidt in München. Die Titel der Bände bestehen ausschliesslich aus durch Jahresangaben bezeichneten Zeitspannen.
Gemäss KIDS 13.1 erscheinen die Angaben der für sich alleine wenig aussagekräftigen Bandtitel nicht in der bibliograhischen Beschreibung im BIB-Satz (sie werden in den Exemplardatensätzen aufgeführt - sind damit also an anderer Stelle vorhanden). Es existiert also keine Zweistufigkeit, durch die man auf der Stufe der BIB-Sätze der Bände die jeweilige Verlagsangabe verwenden kann. Im Impressum, Feld 260, steht nur: $a Hamburg $b Müller $c 1996-2000 (KIDS 2.4D5.: Sind zwei oder mehr Verlage oder Vertriebsstellen in der Vorlage erwähnt, dann wird nur der erstgenannte angegeben)
Glücklicherweise gibt es das MARC-Feld 500, das eine - relativ - grosse Narrenfreiheit zulässt, welche zusätzlichen Informationen man da eingibt. ;-) Hier kann man also angeben:
500  Bd. 5 ersch. bei: München : Schmidt
Ein anderes Beispiel findet sich unter: http://www.informationsverbund.ch/fileadmin/shared/kids/kids_deutsch/bib.pdf in der Erläuterung zum Feld 500:
500 Ursprünglich ersch.: London : Gray, 1871
Was fällt auf? Die Verlagsangabe entspricht mit Ortsname Spatium Doppelpunkt Spatium Verlagsname (evt. noch Komma Spatium Jahreszahl) genau den Regeln, die uns bekannt sind. Natürlich könnte man es zukünftig auch so handhaben, dass jede Person, die katalogisiert, an jener Stelle die Informationen mit einer Interpunktion eingibt, für die sie gerade lustig ist...
Grundsatz in unseren Katalogen ist doch gerade, dass wir strukturierte Daten haben und diesen Strukturen Regeln zugrunde liegen. Und gerade in eigentlich unstrukturierten Fussnoten tut es meineserachtens Not, doch bei Bedarf eine gewisse Struktur zu haben, die durch die Regeln, in diesem Fall ISBD, vorgegeben sind. Also: keineswegs komplett vergessen! Im Gegensatz waren mir zumindest in solchen und ähnlichen Fällen die Kenntnisse jener Regeln im Hintergrund sehr wertvoll.

Schöne Grüsse, Bernd Martin Rohde
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Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH), UP in Rare Book Librarianship

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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-nb.de] Im Auftrag von Alfred Huhn
Gesendet: Freitag, 28. Oktober 2011 11:52
An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
Betreff: AW: [rak-list] MARC ohne Deskriptionszeichen?

"Das bedeutet für den Katalogisierer: ISBD komplett vergessen! Merken
Sie sich das als Grundregel Nummer 1. Mit ISBD-Konventionen
hat man nichts mehr zu tun beim Eingeben der Daten. Daß dies bisher
so war, ist die Ursache vieler Inkonsistenzen, die wir in den
Daten haben: Es wurde beim Eingeben überlegt, wie man es eingibt,
damit es in der Anzeige (früher auf der Karte) dann ordentlich
aussieht. Statt zu überlegen, ob und wie man es finden oder nicht
finden kann"


Die ISBD ist der einzige Standard, den wir noch haben.
Jedes Katalog-System sollte eine ISBD-Karten-Anzeige besitzen.
Durch die unendliche Atomisierung der Titelaufnahme ist eine rasche Übersicht unmöglich.
Eine Kachel (EDV) ist eine Katalog-Karte.

MfG, Alfred Huhn
UB Bamberg


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