[rak-list] MARC ohne Deskriptionszeichen?

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mit Okt 19 14:00:09 CEST 2011


Am 17.10.2011 13:26, schrieb Thomas Berger:
> -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
> Hash: SHA1
>
> Da haben wir auf einer anderen Ebene das Strukturelle MARC-Problem wieder:
> Die Interpunktion wird bestimmt durch die Bedeutung eines Datenfelds
> (normalerweise Unterfelds), wird aber als Suffix des vorangehenden Feldes
> notiert, was sehr verarbeitungsunfreundlich ist. Diese Interpunktion
> wiederum setzt sich zusammen aus einem echten Abschluss des Feldes (".")
> und einem Trennzeichen " - ", das nur dann gesetzt wird, wenn ein Feld
> folgt, also zwanglos als Praefix des folgenden Feldes gesehen werden
> kann, strenggenommen jedenfalls am Ende des vorangehenden Feldes wenig
> zu suchen hat...
>

[Ich schreibe das hier jetzt, weil es erstens sehr wichtig ist und DNB
sich leider mal wieder nicht dazu geäußert hat, obwohl die das
genau wissen, und zweitens weil es primär ein Problem des
Datenformats ist und nicht des Regelwerks. Und zu Formatfragen
mich nicht mehr zu äußern hatte ich nicht versprochen.]

Jedwede ergänzte Interpunktion hat in einem Datenfeld nach heutigem
Verständnis nichts zu suchen.
Es ist eine der ärgerlichsten Eigenschaften von (US-)MARC, daß es die
ISBD-Interpunktion am Ende von (Unter)Feldern einzugeben verlangt.
Das ist ein Relikt aus ganz frühen Zeiten, wo man Katalogkarten
herzustellen hatte und sonst nichts. Das war dann leichter zu
programmieren.
Jedoch gibt es die Position 18 im "Leader", wo bei USMARC ein 'a'
steht. Mit ' ' an der Stelle oder (neu) 'c' kann man andeuten, daß
der Datensatz nicht der USMARC-Konvention folgt, also keine
Interpunktion transportiert. So will DNB das auch machen und hat
sogar den Code 'c' für diese Position ausdrücklich neu schaffen
lassen. Man wird sehen, wie sie "drüben" dann damit klarkommen.

Aber davon abgesehen: RDA hat mit ISBD im Prinzip nichts mehr zu tun,
die betr. Regeln aus AACR2 und RAK sind darin nicht mehr zu finden.
Das ist fast ein Paradigmenwechsel, und dafür war es höchste Zeit.
ISBD ist nur *eine* Ausgabeform, unter vielen anderen denkbaren
Ausgabeformen, die per Software aus den Daten gemacht werden
könn(t)en. RDA sagt dazu nur etwas im Anhang D2.
Das ist datenbank- und softarelogisch die einzige
saubere Vorgehensweise. (Ganz nebenbei: allegro war von vornherein
so konzipiert.)
RDA spricht nur von Datenelementen, also den Inhalten von Datenfeldern,
und nicht von irgendeiner Anzeige- oder Ausgabeform, nicht von
einer Reihenfolge und Interpunktion also.
Das bedeutet für den Katalogisierer: ISBD komplett vergessen! Merken
Sie sich das als Grundregel Nummer 1. Mit ISBD-Konventionen
hat man nichts mehr zu tun beim Eingeben der Daten. Daß dies bisher
so war, ist die Ursache vieler Inkonsistenzen, die wir in den
Daten haben: Es wurde beim Eingeben überlegt, wie man es eingibt,
damit es in der Anzeige (früher auf der Karte) dann ordentlich
aussieht. Statt zu überlegen, ob und wie man es finden oder nicht
finden kann. Und ein Anlaß für viele im Prinzip völlig überflüssige
Diskussionen ist es auch, wie z.B. dieser hier.
Alles das ist lange bekannt und hätte auch ohne RDA mal geändert
werden können. Allzu viele haben es wohl bis heute nicht kapiert.


B.Eversberg

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