AW: [rak-list] MARC ohne Deskriptionszeichen?

Rohde Bernd Martin Bernd.Rohde at ub.unibe.ch
Mon Okt 17 09:32:39 CEST 2011


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Auslassen der Eingabe der Deskriptionszeichen durch die Katalogisierenden und deren Einsteuerung durch das System wird in der Deutschschweiz im IDS schon seit vielen Jahren praktiziert.
In der Deutschschweiz ist man jedenfalls den Weg gegangen, eine IDS-eigene Variation des MARC einzuführen. So existiert im IDSMARC beispielsweise bei 245 ein Unterfeld d für den Paralleltitel (http://www.informationsverbund.ch/fileadmin/shared/kids/kids_deutsch/bib.pdf). Solche Änderungen - besser Verfeinerungen - erlauben es, die Interpunktion besser und mit den richtigen Interpunktionszeichen einzusteuern.
Zu den Backgrounds auf dem Link zur LOC-Website möchte ich noch folgendes anmerken:
"He [Robert Bremer] identified several areas that punctuation is a problem, including time spent by catalogers (both discussing and fixing), [...]"
Klar ergibt sich eine kleine Zeitersparnis bei 'einfachen' Titelaufnahmen, aber aus meinem Arbeitsalltag weiss ich, es bleiben trotzdem noch genug Problemfälle anderer Art übrig, die zu einer Diskussion führen. Meineserachtens ist der Zeitgewinn minimal, da versierte Katalogisierer/innen die Interpunktionszeichen dank langjähriger Ausübung quasi in einem Automatismus setzen. Sobald man aber ein System einführt, das die Interpunktionszeichen von sich aus setzt, geht dieser Automatismus verloren bzw. entwickelt sich bei jüngeren Kollegen/innen erst gar nicht. Und ich weiss nicht, ob es an unseren Fachhochschulen oder in der Berufslehre heute noch üblich ist, mit "Punkt Spatium Apostroph Spatium" etc. diese Interpunktion in mehreren Jahren fast einzudrillen, wie es zu meiner Ausbildungszeit - wohl eher als Auslaufmodell, denn wer lernt heute noch, wie man auf Kärtchen katalogisiert - noch gegeben war.
Also: was man in den USA plant, gibt es in der Deutschschweiz schon sehr lange (ich bin seit 2002 in Bern und kenne es dort nur so) und ist erprobt im Einsatz. Aber möglicherweise möchte man auf der anderen Seite des Atlantiks unbedingt das Rad selbst neu erfinden...

Mit freundlichen Grüssen
Bernd Martin Rohde
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Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH), UP in Rare Book Librarianship

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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: rak-list-bounces at lists.d-nb.de [mailto:rak-list-bounces at lists.d-nb.de] Im Auftrag von Heidrun Wiesenmüller
Gesendet: Sonntag, 16. Oktober 2011 21:15
An: Diskussionsliste zum Regelwerk RAK
Betreff: [rak-list] MARC ohne Deskriptionszeichen?

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

zur Abwechslung noch etwas Erfreuliches: Die Amerikaner überlegen nun ernsthaft, das Eintippen von Deskriptionszeichen im MARC-Format abzuschaffen - dass ich das noch erleben darf!

Eine Arbeitsgruppe des PCC (Program for Cooperative Cataloging) hat sich mit dieser Frage beschäftigt: "Investigate omitting ISBD punctuation from the cataloging process in favor of having the cataloging interface (such as an ILS) generate ISBD punctuation in records based on MARC fields and subfields."

Das Ergebnis ist hier nachzulesen:
http://www.loc.gov/catdir/pcc/ISBD-TaskForce.html

In umfangreichen Tabellen wird analysiert, wo man größere Änderungen in MARC bräuchte, um die Deskriptionszeichen weglassen zu können (beispielsweise stehen derzeit ja Zusatz zum Sachtitel und Paralleltitel im selben Unterfeld und können im Moment nur am Deskriptionszeichen unterschieden werden).

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller

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Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
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