[rak-list] Aufsatzbände und RDA - Teil 1

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mit Jul 14 11:59:26 CEST 2010


Armin Stephan schrieb:
>  Die unterschiedliche Gewichtung unselbständiger Werke ist ein Phänomen, 
> das das Bibliothekswesen schon seit ewigen Zeit begleitet, um nicht zu 
> sagen spaltet.

Zu dem Begriff "unselbständiges Werk" (hat er nicht einen
diskriminierenden Beigeschmack?) sehe ich in RDA keine ausdrückliche
Entsprechung, doch es gibt ja immerhin die "Part - Whole relationship" :
J.2.4 im Anhang J schreibt dafür den Indikator "contained in" vor.

Wann dieser anzuwenden ist und wie, das bleibt für Aufsätze in
Sammelbänden oder gar Zeitschriften offen, die Beispiele geben dazu
nichts her, aber eine Verbotstafel steht da auch nicht.
Hinsichtlich "Description" gibt es in 1.5.3 die "Analytical description"
(aus AACR Chapter 13), dort wäre der Aufsatz und der Festschriftsbeitrag
zu subsumieren, man findet aber keinen relevanten Hinweis. FRBR hin oder
her, ich fürchte, im Weltbild des US-Katalogisierers kommen diese
Objekte gar nicht unter "Werk" vor. Nur die Zeitschrift und die
Festschrift sowie das mehrbändige Gesamtwerk als Ganzes, das sind Werke.

Was sodann das Verknüpfen von Datensätzen angeht, hat man die Wahl
zwischen vier Möglichkeiten. Das gehört zu den zahlreichen Optionen und
Alternativen, zwischen denen sich ein Anwenderkreis erst einmal zu
entscheiden haben wird. Und entscheiden zwei Kreise sich
unterschiedlich, sind ihre Daten nicht austauschbar.
MARC-Anwender werden ganz sicher nicht über die bisherigen Praktiken
hinausgehen, und die haben noch nicht einmal den selbstständig
betitelnen Band eines Mehrteilers mit einem eigenen Datensatz bedacht.
Das war so und das bleibt so. Wer sollt's denn auch bezahlen ...

Wenn wir das alte Schisma also überwinden wollen, müssen eigene
Ausführungsbetimmungen gemacht werden. RAK-PB heranziehen vielleicht?
Steht internationale Austauschbarkeit obenan, würde das aber zum Problem
bzw. bliebe eins.

B.Eversberg