[rak-list] Stellungnahmen zum "RDA Full draft"

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Wed Feb 4 08:59:21 CET 2009


Der Stichtag 2.2. ist vorbei. Die eingegangenen Stellungnahmen hat das
JSC auf seiner Site bereitgelegt:

http://www.collectionscanada.gc.ca/jsc/workingnew.html

Noch nicht dabei ist diejenige des CC:DA, die Frau Wiesenmüller schon
dargestellt hat. Auch nicht die der LC, mit 110 Seiten die
umfangreichste und vor kurzem hier auch schon angesprochen.

Hier nur ein paar ganz wenige allgemeine Sätze, die in den neuen
Papieren zu finden sind:

Norwegen:
Wenn in der Praxis mit ISBD und MARC weitergemacht wird, dann "... the
profit of RDA will be minor". Es folgen dann viele Einzelpunkte mit z.T.
harscher Kritik.

Neuseeland:
The lack of references to principles except at the highest level is very
disappointing and repeats a failing of AACR. We consider that this will
limit the ability of cataloguers to deal with new situations and
encourage a "case-law" rather than a principles-based approach to
cataloguing. ...
If recording primary relationships is not required, or not applicable,
for a large percentage of resources, we consider that this should be
clearly specified in RDA. [Werke mit nur einer Expression und einer
Manifestation]

Spanien:
More abide by International Cataloguing Principles would be desirable.
There is a general impression that RDA has made an effort to apply the
theory of FRBR but has remained in the middle of theory and practice.
...
Under our point of view, to give ISBD in an appendix is not enough to
make the code clear, even more when one of its principles is to
"understand".

Schweden:
Is it even correct to talk about a full draft when important parts of
the code are not there yet? ...
But it has to be stated that the short period of time given to respond
is a factor affecting the quality of our output. This is unfortunate
given the international character and importance of the work.

ISSN International Center:
The cataloguing rules for the treatment of serials are scattered in many
different parts and chapters, and have also multiple references (e.g.,
a: see c; c: see f). Furthermore they are indicated in different parts
and levels of entities (sometimes manifestations, sometimes expressions
or works).

Deutschland:
http://www.collectionscanada.gc.ca/jsc/docs/5rda-fulldraft-chairfolup6.pdf
Mit 71 Seiten nach der LC die gründlichste aller Stellungnahmen, die
Expertengruppen haben sich mächtig ins Zeug gelegt.
Viele Punkte werden scharf kritisiert, viele Vorschläge für
Verbesserungen gemacht – alle Achtung! Leider nicht angesprochen wird
die Regel 19.2.1.1, die den Inhalt der alten und bei uns so oft
kritisierten 21.1B2 mit seiner ganzen Kasuistik übernimmt.

Einer kritischen Gesamtaussage enthält man sich, das Vorwort bleibt
lieber vorbildlich höflich und lobt die Bemühung. Doch die General
comments auf den Seiten 2-4 sprechen eine Menge einzelne und z.T.
gravierende Bedenken aus, die sich beim Studium der Texte aufgedrängt
haben, und wodurch sich das Lob dann doch verflüchtigt.
Hier nur zwei davon:

"...the rules are partly difficult to understand or not intelligible at
all"

"At the conceptual level, RDA is a step in the right direction but
without a connection to the Semantic Web it will be irrelevant outside
the library world."

Ein origineller Vorschlag wird gemacht: "We also recommend providing
RDA lectures on YouTube or on the RDA website."

Insgesamt hat sich eine solche Menge von z.T. sehr tiefgreifenden
Kritikpunkten angesammelt, daß es mit einer redaktionellen Überarbeitung
des Textes nicht getan sein kann, und selbst eine solche wird erheblich
Zeit erfordern. Erschreckend deutlich schält sich heraus, daß der
Gesamtentwurf, wie zu befürchten war, mit heißer Nadel gestrickt ist. Es
ist daher, wenn man die Stellungnahmen nicht erst einmal auf Eis legt,
mit einer längeren Unterbrechung zu rechnen – besser gesagt, eine solche
ist geboten - bevor man zu Taten schreitet.

Das noch immer fehlende Online-Interface wird oft erwähnt. Das ist zwar
kein Argument gegen die Substanz von RDA an sich, wohl aber am
Verfahren, denn natürlich ist es ein Unding, eine Stellungnahme binnen
abenteuerlich kurzer Frist einzufordern, wenn das zum Hauptwerkzeug
erklärte Produkt noch gar nicht vorliegt. Zum Glück gibt's ja eine
provisorische Alternative. Von den Gutachtern dezent nicht genannt,
aber genutzt.

B.Eversberg




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