[rak-list] American news

Armin Stephan armin.stephan at augustana.de
Fri Jul 11 13:09:34 CEST 2008


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

weil ich ein neugieriger Mensch bin - sogar wenn es um Regelwerksfragen 
geht - habe ich mich mal bei der "offiziellen" RDA-Liste angemeldet und 
fand gleich die erste Mail, die ich über die Liste erhielt, recht spannend:

1. Offensichtlich führt man auch in Amerika noch immer Metadiskussionen. 
Sprich: Es gibt auch dort immer noch Menschen, die grundsätzliche 
Probleme mit der RDA-Entwicklung haben.

Der Kollege  bezeichnete die RDA-Entwicklung als Selbstläufer und wagte 
den direkten Vergleich mit dem Irak-Krieg. (Ganz schön starker Tobak, 
möchte mir gar nicht vorstellen, was solche "political incorrectness" bei uns 
zur Folge hätte.)

2. Beklagt wird, dass eine Vielzahl von Bibliotheken, insbesondere die 
kleineren öffentlichen Bibliotheken und Spezialbibliotheken viel zu wenig an 
der Entwicklung beteiligt seien. Das kam mir irgendwie bekannt vor.

Liest man auf der DNB-Website die Liste der Zusammensetzung der 
Expertengruppen in Katalogisierungsfragen, so meint man, ein 
Struktogramm des "großen" Bibliothekswesens in Deutschland vor Augen 
zu haben. Nicht die Namen der ExpertInnen strukturieren die Liste, sondern 
die Namen der Institutionen, die sie repräsentieren.

3. Ganz entsetzlich fand ich, dass es in Amerika offensichtlich sehr ernst zu 
nehmende Stimmen gibt, die sagen, dass die RDA nach ihrer Fertigstellung 
gar nicht allen Bibliotheken zur Verfügung stehen müssten.
Man ahnt, dass das etwas über die Preisvorstellungen aussagt, die im 
Hintergrund gehandelt werden.
Kleine Bibliotheken werden sich womöglich das neue Regelwerk gar nicht  
mehr leisten können. Aus Kalkül oder aus Ahnungslosigkeit wird dann 
ernsthaft behauptet, das sei nicht schlimm, denn sie bräuchten es ja gar 
nicht, würden nur noch Fremddaten kopieren.
Aus meiner eigenen Katalogisierungspraxis kann ich nur sagen: Wer 
Fremddaten kopiert, ohne das Regelwerk zu kennen, ist nicht zu beneiden.


Auch ich gehöre zu den Menschen, die beim Stichwort Übersetzung der 
RDA davon ausgegangen sind, dass wir von unserem künftigen neuen 
Regelwerk in deutscher Sprache reden.

Dass es sinnvoll sein kann, auf dem Weg da hin eine reine Übersetzung der 
RDA anzufertigen, ist mir dabei nicht in den Sinn gekommen. Es scheint mir 
aber durchaus einleuchtend.

Letztlich geht es aber im Kern um das Regelwerk, mit dem wir künftig 
arbeiten werden.

Und da gibt es hoffentlich hierzulande ein paar Grundüberzeugungen, die 
nicht kontrovers diskutiert werden müssen:

- Das Regelwerk sollte allen Bibliotheken problemlos zur Verfügung stehen. 
(Wie ich neulich schon sagte, finde ich, dass das Regelwerk darüber hinaus 
auch den Benutzern unserer Kataloge problemlos zugänglich sein sollte, 
damit sie unsere Kataloge "verstehen" können.)
Konkret bedeutet das, wie in der Liste mehrfach geäußert: online, 
kostenlos.

- Wir wollen nicht noch einmal wie bei der Einführung der RAK erleben, 
dass ein "offenes" Regelwerk veröffentlicht wird, das dann für die konkrete 
Anwendung erst noch reduziert und exakt definiert werden muss, was 
damals zur Folge hatte, dass sich leidiger Weise verschiedene RAK-
Derivate entwickelt haben (RAK-ÖB, RAK-WB, RAK-PB usw.).


Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
Jefe de Biblioteca
Augustana-Hochschule / Bibliothek
D-91564 Neuendettelsau
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