[rak-list] The Open Library : Regellose Revolution?

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Wed Oct 24 10:04:06 CEST 2007


Unter der Adresse

http://demo.openlibrary.org/

kann man sich den Beginn eines neuen Projekts anschauen.
Enthalten sind derzeit einige Millionen Titeldaten der LC sowie anderer
Herkunft.

Gestartet wurde die "Open Library" vom Internet Archive und der
Open Content Alliance, also recht ehrgeizigen Akteuren.

Man arbeitet nicht mit MARC, sondern mit einem selbstgestrickten,
sehr anderen Format. Mit dem "Edit"-Button kann man sich die
Metadaten in einem Formular anschauen und bearbeiten (!).
Objekte werden nicht "Buch" oder "Ressource" genannt, sondern "Thing".
(Der bekannte Tim Spalding (LibraryThing) ist beratend beteiligt.)
Obwohl die Vision lautet:
"The vision is to create free web access to important book collections 
from around the world."

Metadaten sind voll verstichwortet und per Einwurfschlitz durchsuchbar
gemacht. (Ideen muß man haben!) Das klappt in vielen Fällen sehr gut. Es
gibt aber im Gegensatz zu bekannten Vorbildern Trunkierung mit * am
Wortende, mit ? kann man einzelne Zeichen maskieren, nur nicht das
allererste des  Wortes, aber durchaus z.B. das zweite und fünfte, auch
zwei nebeneinander. Zur Verkleinerung einer größeren Ergebnismenge
werden sodann mehrere Optionen angeboten, darunter die Wahl zwischen
sinnvollen Zeitabschnitten.

Katalogisierungsregeln und konventionelle Formate werden anscheinend mit
Skepsis gesehen, man findet FRBR jedoch als Konzept brauchbar und will
durchaus in diesem Sinne alles mit allem vernetzen und verquicken,
wo immer es sinnvoll sei. Hierarchische Datensätze scheint man nicht
zu planen - die bekannten Contents Notes liefern aber durchsuchbares
Wortmaterial. (Eingabe "schiller rauber" bringt entsprechende
Resultate.) (Umlaute sind ohne Punkte einzugeben)
Register zum Browsen gibt es keine.
Personen-Normsätze hat man bereits eingerichtet, deren Nutzen also
erkannt. Andere Normdaten (noch) nicht.

Der Plan ist, alle frei zugänglichen Buch-Metadaten einzuschleusen,
das Hochladen von Scans und anderen buchbezogenen Daten zu ermöglichen,
das Rezensieren, Annotieren, Verschlagworten ("tags"), Kommunizieren
zwischen Nutzern, also sog. "soziale Anwendungen", offen für alles
und jeden. Nichts weniger soll schlußendlich drin sein als "alle
Bücher".

Mehr erfährt man auf einer "tour":
http://demo.openlibrary.org/tour

Momentan könnte man durchaus schon mal statt bei der LC in der Open 
Library schauen, um sich nebenbei einen Eindruck zu verschaffen. Weitaus
ergiebiger dürfte aber noch stets  WorldCat.org  sein, vor allem bei
deutschen Daten. OCLC, wer würde anderes vermuten, hält sich bedeckt und
liefert keine Daten an die OpenLibrary.
(WorldCat kennt auch Maskierung mit ?, Trunkierung wird jedoch ebenfalls
mit ? am Wortende bewirkt - * geht nicht. Umlaute kann man mit und
ohne Punkte suchen, das ist egal.)

MfG B.Eversberg


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