[rak-list] Zukünftige Katalogfunktionen?

Lothar Kalok Lothar.Kalok at bibsys.uni-giessen.de
Wed Apr 18 16:48:21 CEST 2007


Lieber Herr Eversberg,
ich kann zwar nichts zu den genannten Systemen sagen aber zumindest
einiges unter dem Aspekt des PICA-OPACs, der bei einem großzügigen
Verständnis ja auch facettierte Suche anbietet.

Ich gebe zu, dass ich mich mit RDA nicht genauer beschäftigt habe,
da auch ich vermute, dass diese nur eine Chance haben, wenn sie
nicht allzusehr von AACR abweichen. (Dennoch möchte ich wissen
was da läuft und plädiere für die Beibehaltung der Liste).
Ich möchte die folgenden Argumente trotzdem los werden.

1. Die Facetten Sprache, evtl. Erscheinungsland oder Fachgebiet,
sind für eine facettierte Suche sicher interessant. Sie
gehören zu den Feldern, die durch RAK oder AACR
nicht betroffen sind.

Sprachcodes sind immerhin normiert und in z.B. in HeBIS ziemlich
vollständig vergeben.

Erscheinungsland: in HeBIS beispielsweise nur sehr "löcherig"
vorhanden, daher nicht auswertungsfähig.

2. Sicher interessant: Materialart
Auch das kommt bisher in den Regelwerken nicht vor.
Bei PICA  sind die Informationen leider gemischt:
Man muss sich entscheiden z.B. zwischen
- Karte   oder
- Material auf CD / Datenträger
Bei Topographischen Karten auf CD (die de facto im Netz
angeboten werden) hat sich HeBIS für "Material auf CD"
entschieden. Man hat also keine Chance, bei einer Suche nach Karten
für "Hessen" auch die CDs oder Online-Materialien zu finden.

Auch das ist kein Fall für das Regelwerk, sondern
eins für die Codierung und die Software-Hersteller.

Hier wäre eine Unterscheidung zwischen Inhalt und
physischer Form notwendig (aber: Problem der Altdaten),
wobei die physische Form eigentlich auch nichts
aussagt: wenn eine CD im Netz angeboten wird ist
das für die Nutzer nichts wesentlich anderes als
eine Online-Quelle.
Bei Musik müsste ich unterscheiden können zwischen
Handschrift, Druck, MC, Ton-CD/DVD, Video-CD/DVD
Die Situation bei Aleph kenne ich nicht.

3. Schlagworte
Hier wird es lustig: Nachdem jetzt viele Bibliotheken
auf RSWK oder zumindest SWD als einheitliche und
kooperative Sacherschliessung umgestiegen sind,
wird sie seitens der DNB schon wieder eingeschränkt
und manches nur noch mit DDC erschlossen.
Wenn es einen Unterschied im Bibliothekswesen zwischen
den USA und Deutschland gibt dann doch den, dass dort
nicht alle paar Jahre die Regeln und Verfahren
grundlegend geändert werden.

Polemik:[Beginn] Nach meinem Eindruck versucht in
Deutschland jede Bibliotheksdirektoren-Generation
seit 1960 sich dadurch zu verewigen, dass sie
die Regelwerke für die alphabetische Katalogisierung
und die Sacherschließung umkrempelt. Es wäre ein
Fall für Gottschalks "Wetten dass", z.B. jemanden zu
finden der in der Lage ist, z.B. die
Sacherschließungsverfahren eines bestimmten
Jahres für alle DNB-Reihen und Fachgebiete
anzugeben.[Ende]

Schlagworte als Facette sind "nett", liefern aber
bei den meisten Bibliotheken in Deutschland sehr
unvollständige Treffermengen.

Bei den Fachgebieten ist es ganz genauso. Wenn ich
mir anschaue was es nicht alles von der DNB im
Lauf der Jahre gegeben hat! Die ZDB ist wohl viel
stabiler geblieben, aber im Wesentlichen inkompatibel.


Auffällig ist dabei für mich, dass es sich bei
fast allen Facetten außer dem Erscheinungsjahr
um Felder handelt, die von den klassischen
Katalogisierungsregeln gar nicht erfasst werden.

Damit soll es erst mal gut sein.

Viele Gruesse und einen schönen Abend
Lothar Kalok


Bernhard Eversberg schrieb:
> Interessant wäre aber nun die Frage, wie die genannten Systeme mit den
> gegebenen Daten zurechtkommen. Genauer gefragt: entstehen daraus
> Vorschläge zur Verbesserung der Katalogdaten, die zu einem Umdenken
> in den Katalogregeln führen könnten? Fehlen Datenelemente, sind sie
> unzureichend normiert, gibt es unbrauchbare oder unnötige Elemente?
> Oder macht sich da keiner wirklich Gedanken? Solange man irgendwie
> irgendwelche halbwegs relevant aussehenden Ergebnisse rauskriegt und
> nicht die so gefürchteten Null Treffer, sind alle zufrieden? Oder
> gibt es benennbare Aspekte der Unzufriedenheit?



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