[rak-list] Individualisierung etc.
Bernhard Eversberg
EV at BUCH.BIBLIO.ETC.TU-BS.DE
Thu Jan 24 11:20:47 CET 2002
Gewiss erwecken manche Beispiele, wie eben "Thomas Mann", den
Eindruck, dass eine Individualisierung Nutzen stiften kann.
Aber wie oft kommt es vor? Wieviel % der Namen sind betroffen,
d.h. wieviele muss man wirklich individualisieren? Schwer einzu-
schaetzen! Z.B. koennte man konkrete Nutzerabfragen auswerten und sich
eine repraesentative Anzahl Namen anschauen.
Denn der Aufwand ist betraechtlich, weswegen wir ja in den
70er Jahren RAK-WB mit der rigorosen De-Individualisierung hatten.
Die Folgen davon sind nicht ueberwunden und werden uns noch zu
schaffen machen, wenn wir nicht innovative Loesungen finden - oder
konsequent gegen Individualisierung entscheiden. Dann allerdings
muessen wir den Anspruch "Vorhandene Werke eines Verfassers
nachweisen" ehrlicherweise endgueltig streichen.
Man koennte, nein sollte, sich in der "Machbarkeitsstudie" mit
der Frage befassen, und dazu Nutzungsstudien konsultieren oder
anstellen, ob und in welchem Umfang Individualisierung betrieben
werden soll. Wird das bejaht, muss eine kooperativ gefuehrte
Namensdatei auf breiter Basis leicht nutzbar zur Verfuegung stehen,
sonst wird da nichts gescheites draus.
In der Praxis gibt es dann 2 Probleme:
1. Wie sagt man's dem Benutzer? Der muss die Namensalternativen
uebersichtlich und plausibel angeboten bekommen.
2. Wie realisiert man's in den Systemen? Pica hat alle Normsaetze,
die eine Bibliothek zum Verknuepfen benutzt hat, automatisch
auch im Lokalsystem, so dass unter den Verweisungsformen
eines Namens ebenfalls alle verknuepften Titel stehen. Laesst
sich das bei anderen auch so machen?
Und wie macht man es "drueben", in MARCland?
1. In MARC gibt es in den Namensfeldern keine Nummern (d.h. keine
Teilfelder dafuer). Man speichert lokal i.a. nur die
Ansetzungsform, fuer Verweisungsformen hat MARC auch keine
Kategorien!
2. Die LC liefert gleichfalls in MARC-Daten keine Nummern, sondern
nur die Ansetzungsformen und keine Verweisungsformen.
3. Alle weiteren Angaben zur Person stehen nur in der "Name Authority
File".
4. Man nennt so etwas "textual link". Das funktioniert im Prinzip
genau so gut wie eine Nummer, denn eine Nummer ist auch nur
eine Zeichenkette! Die Ansetzungsform muss nur
a) eindeutig sein (wie eine Nummer)
b) nie geaendert werden
5. Wenn ein System die Verweisungsformen haben will, muss es sich
die Normdatei einspielen oder irgendwie die benoetigten Stammsaetze
fuer sich herausziehen. Und immer mal aktualisieren.
6. Wenn eine Ansetzungsform eigentlich geaendert werden muesste,
aendert man sie normalerweise nicht (d.h. Personen sterben im
Katalog meistens nicht, z.B. heisst es immer noch
Diana, Princess of Wales, 1961-
sondern man macht evtl. eine weitere Verweisungsform.
7. Wenn eine Ansetzungsform denn doch UNBEDINGT geaendert werden muss,
hat man ein Problem. Denn man muss alle betroffenen Titelsaetze
aendern. In allen betroffenen Systemen. Deshalb lebt sogar Diana
noch.
OCLC hat eine "synchronized copy" der LC-Namensdatei. Daraus
entnehmen Katalogisierer die Ansetzungsformen.
Wir muessen uns dann im Endeffekt um eine "synchronized
copy" der Namensdatei bemuehen und am NACO Program teilnehmen, jede
andere Loesung waere weniger effektiv. Es bliebe uns ueberlassen, aus
dieser Datei die IdNummern in unsere Systeme mit zu uebernehmen,
um einen groesseren Aenderungskomfort zu haben.
Auch NACO arbeitet, wenn ich recht sehe, pragmatisch: es wird nur
individualisiert, wenn ein neuer Name kommt und ein Zweifel entsteht,
ob die Person mit einer schon vorhandenen identisch ist. Zahlen sind
mir nicht bekannt.
Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
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e-mail B.Eversberg at tu-bs.de
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