[rak-list] RAK versus AACR2

[Ulrich Hippe]

Liebe RAK-Interessierte,
mein vor einer Woche ergangener Aufruf, die Vor- bzw. Nachteile einer
Übernahme
der AACR2 einmal detaillierter zu begründen, ist bis heute ungehört
verhallt. Zwar
gab es privat einige Signale der Zustimmung, aber von den eigentlichen
Adressaten 
fühlte sich offenbar niemand angesprochen.

Wie soll ich dieses Schweigen verstehen? 
- Wurde mein Aufruf als ein verspäteter Faschingsscherz aufgefaßt? Das
war er 
  keineswegs, sondern er war ernst gemeint.
- Besitzen die Befürworter eines Umstieges zwar die entsprechenden
Argumente,
  behalten sie aus - mir unverständlichen - taktischen Gründen aber
vorerst für   
  sich?
- Oder fällt den Befürwortern die Begründung schwerer, als sie zugeben
wollen?

Auf Grund der bisherigen Debatte stellt sich mir die Sache so dar:
Über das Ziel einer engeren internationalen Vernetzung von
Katalogsystemen 
scheint Einigkeit zu bestehen. Die Befürworter eines Umstiegs vertreten
die
Ansicht, dieses Ziel sei nur zu erreichen, wenn alle sich an  e i n e m
 einheitlichen
Regelwerk orientieren. Die Kritiker halten dagegen, das Streben nach
Vereinheitlichung der Regeln sei selber schon antiquiert. Vielmehr
erlaubten es 
entsprechend flexible und leistungsfähige Super- oder Metastrukturen
(Fachleute
mögen meine laienhafte Ausdrucksweise verzeihen), verschiedene
Regelwerke 
beizubehalten und gleichzeitig alle mit allen in Verbindung und
wechselseitigen
Austausch treten zu lassen.

Wie soll sich da einer, der weder fit in der internationalen
Regelwerks-
Vergleichung noch ein EDV-Crack ist noch die Zeit hatte und hat, alles
zum
Thema bereits Erschienene zu lesen, ein Urteil bilden?

Deshalb noch einmal meine herzliche Bitte an die Befürworter eines
Umstiegs
auf die AACR2:

Beschränken Sie sich nicht länger auf die Diskussion regelwerks- und 
EDV-technischer Spezialfragen, so als wäre der Umstieg bereits eine 
ausgemachte Sache. 

Denken Sie auch an die vielen Kolleg/innen im Anwendungsbereich der
RAK, auf 
die im Falle Ihres Erfolges nicht nur das Erlernen eines neuen
Regelwerkes,
sondern ein Berg von Korrekturen an den Altdaten zukäme. Ich habe
Umstellungen 
in bescheidenerem Rahmen und innerhalb desselben Regelwerkes mitgemacht
und 
weiß daher, wovon ich rede. Die Folgelasten solcher Aktionen werden so
gut wie 
immer unterschätzt. Da möchte man doch wenigstens vorher wissen, ob das
Ganze 
wirklich notwendig ist. 

Bedenken Sie ferner, daß die pauschale Behauptung dieser Notwendigkeit
leicht
den Anschein eines bloßen Totschlagsarguments gewinnt, mit dem man
Kritiker
als Ewiggestrige und Kirchturmspolitiker abtut und sich ihre Einwände
bequem
vom Halse hält. 

Noch vor allen technischen Fragen müßte einmal anhand einiger
konkreter
Punkte dargelegt werden: Welche Vorteile würde ein Umstieg auf die
AACR2 mit
sich bringen, die wir auf  k e i n e   a n d e r e  Weise erreichen
könnten?
Erst wenn diese Frage überzeugend beantwortet ist, kann man von allen 
Beteiligten verlangen, die Mühen des Umstiegs auf sich zu nehmen.
Halten Sie also nicht länger mit Ihren Argumenten hinter dem Berg! Sie
können Ihrer Sache damit nur nützen.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Hippe
Bayerische Staatsbibliothek München,
Abt. Bestandsaufbau und Erschließung,
Printzeitschriften
E-Mail: hippe at bsb-muenchen.de