[rak-list] AACR-Umstieg
Franz2x at aol.com
Franz2x at aol.com
Wed Feb 20 17:48:30 CET 2002
Hallo RAK-Interessierte,
in ihrem gestrigen Beitrag in der Liste INETBIB hat H. Wiesenmüller zu Recht
darauf hingewiesen, daß das 'Vorbild' Schweiz für die Einführung der AACR in
den deutschsprachigen Ländern in der Diskussion durchaus schon öfter
angeführt worden sei.
Diese Information sei hiermit ergänzt um den Hinweis, daß die Schweiz schon
in der Antragsvorlage zur Dezember-Sitzung des Standardisierungsausschusses
(SA), in der der Umstieg beschlossen wurde, explizit als Argument für den
Umstieg auch in Deutschland angeführt worden, vor allem mit der Intention
'Siehe, es geht'. Und erwähnt werden soll auch, daß bereits frühzeitig eine
Kollegin aus der Schweiz als Vortragende für den Bibliothekartag im April
eingeladen worden ist, um eben dies vor den dort versammelten Bibliothekaren
öffentlich darzustellen.
H. Wiesenmüller hat aber auch, was mir wichtiger erscheint, auf den
zweifelhaften Charakter dieses Arguments angesichts der völlig anderen
Ausgangslage in der Schweiz hingewiesen, meines Erachtens als erste, wofür
man ihr dankbar sein muß. Auch dieser Hinweis soll hier ergänzt werden um
eine kurze Erwähnung der Tatsache, wie 'pikant' es eigentlich ist, daß man
die Österreicher, die man jahrelang zur RAK-Treue überredet hat und die in
der Tat dann ganz auf die RAK/MAB-Karte gesetzt haben, jetzt plötzlich mit
dem angeblichen Vorbild der Schweiz konfrontiert.
Das Erschreckende daran ist aus meiner Sicht allerdings, daß dieser
zweifelhaften Argumentation im SA offenbar niemand wiedersprochen hat;
vielleicht nicht einmal der dort mitwirkende österreichische Kollege (?) -
man weiß es nicht, wenn man nicht dabei war. Auf jeden Fall ist eine Mehrheit
pro Umstieg zustandekommen.
Aber natürlich war das Vorbild der Schweiz nicht das einzige Argument,
sondern nur ein unterstützendes, das ist schon klar. Ähnliches gilt sicher
auch für das folgende beim SA ins Feld geführte Argument, nachzulesen im
Protokoll der Dezember-Sitzung, nämlich das Argument, man solle endlich
umsteigen, denn auch der Beirat Der Deutschen Bibliothek habe dies (im Juli
2001) gefordert. Nun war ich zugegeben in der besagten Sitzung des Beirats
ebenfalls nicht dabei und kann nur spekulieren. Dabei habe ich aber keinerlei
Probleme mir vorzustellen, wie die Empfehlung ausfällt, wenn ein solches
Gremium von der Leitung Der Deutschen Bibliothek gefragt wird, ob es auch
dafür ist, daß man sich in DDB verstärkt international ausrichtet, um z. B.
seine Daten in Zukunft besser international vermarkten zu können und
umgekehrt AACR-Daten aus aller Welt den deutschen Bibliotheken vermitteln zu
können.
Auch dieses Argument ist offenbar in der Sitzung des SA nicht in Frage
gestellt worden, obwohl es erkennbar einseitig auf die Belange der Deutschen
Bibliothek abhebt. Man fragt sich, ob bzw. insbesondere warum die
Verbundsysteme hier wohl keinerlei 'Braten gerochen' haben; obwohl sie doch
Millionen von lebenden, d. h. mit Lokaldaten verbundene Altdaten in ihrer
Verantwortung haben - wogegen sich sich die Altdaten Der DB eher wie 'tote'
Daten darstellen.
Dies waren, zugegeben, nur zwei von den Befürwortern ins Feld geführte
Argumente. Man muß sich zweiffellos auch mit den anderen Argumenten kritisch
auseinandersetzen. Aber dafür ist an dieser Stelle nicht der Raum; ganz
abgesehen davon, daß dies durch den Verfasser dieses Beitrags wie auch von
anderen in dieser Liste bereits geschehen ist und weiter geschehen wird.
MfG
G. Franzmeier
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