[rak-list] Gedenktag
Regina Flamm
flamm at UB.UNI-FREIBURG.DE
Wed Feb 6 15:28:19 CET 2002
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nach dem Aufruf von Hr. Franzmeier:
>Aber wird dies passieren? Bisher herrscht eher Schweigen im Lande. Aus
>Einsicht in das Notwendige? Aus Bereitschaft zu akzeptieren, daß 'die da
>oben' es schon wissen werden ? Und weil es ja 'demokratisch' von einer
>Mehrheit beschlossen worden ist? Oder aus Resignation, weil 'man' ja doch
>nichts ausrichten kann? Oder aus loyaler Zurückhaltung, weil der eigene
>Chef / die Chefin für den Umstieg gestimmt hat? Man weiß es nicht, eben
>wegen des Schweigens.
>
>Die eine oder die andere Ausnahme gibt es allerdings. Nachdem der
>Verfasser dieses Beitrags schon im November in dieser Liste allerlei
>Bedenken vorgetragen hatte (der aber 'gut reden' hat, weil nicht mehr im
>Dienst) und auch von F. Geißelmann einiges Kritisches zu lesen war, sei an
>dieser Stelle besonders auf den neueren Beitrag von U. Naumann im
>Januarheft des 'Bibliotheksdienst' hingewiesen. Weiteres wird -
>hoffentlich - zu hören und zu lesen sein. Der denkwürdigeTag ist ja
>schließlich 'erst' zwei Monate her.
nun doch mal ein kleines Lebenszeichen von "denen da unten". Zugegeben, es
fällt uns schwer, die ganze Detaildiskussion, die in dieser Liste jetzt
stattfindet, überhaupt vollständig nachzuvollziehen, hat man sich doch nie
mit den AACR2 auseinandergesetzt. Es bleibt also neben dem geringen
Vorwissen lediglich der Eindruck aus dieser Diskussion.
Und daraus könnte ich folgendes Resümee ziehen:
Hauptargument der AACR2-Befürworter ist doch wohl die Internationalisierung
verbunden mit Datenaustausch und Fremddatennutzung -
M.E. sind aber doch Austauschformate längst vorhanden - oder auf welche
Weise sollten sonst LOC- oder BNB-Daten z.B. in den SWB gelangen - und dort
stehen sie längst zur Verfügung.
Außerdem wird auf die Vorteile des einheitlichen Regelwerks abgehoben.
Aber wurde nicht schon für die Planung zu RAK2 die Angleichung an AACR2,
unter Beibehaltung der deutschen Besonderheiten, ins Konzept geschrieben:
- beide Regelwerke halten sich an die ISBD
- nationale Sonderregeln können - und sollen! in den AACR2 getroffen werden
- lt. den Infos, die ich hier zu AACR2 bekommen habe
- die Individualisierung von Personennamen, angeblich ein großer Pluspunkt
der AACR2 aber sogar hier in der Liste noch diskutiert, wurde für RAK2
bereits beschlossen
Welche gewichtigen Vorteile der AACR2 bleiben also übrig, um die m.E.
wesentlich gewichtigeren Nachteile zu rechtfertigen, die da sind:
- entweder der völlige Verlust der Datenkonsistenz durch den Abbruch der
Katalogisierung nach RAK und "ab Termin" dann Katalogisierung nach AACR2,
und wenn man jetzt schon im KVK über die unsäglich vielen Dubletten, teilw.
durch unterschiedliche RAK-Auslegung, stolpert, möchte man den Gedanken gar
nicht weiter verfolgen
- oder der Versuch der maschinellen Datenumsetzung unserer riesigen
Altbestände - es muss jedoch klar sein, dass das nur mit Datenverlust und
"Glattbügeln" vieler Einzelfälle zu erreichen ist
- der enorme Schulungsaufwand, Hunderten von KatalogisiererInnen im Lande
die AACR2 beizubringen, hat doch bis jetzt wohl nur ein gutes Dutzend
Experten sich schon intensiv damit beschäftigt. Wir (UB Freiburg) haben
erst 1989 von PI auf RAK umgelernt (und dort war jedem der Nutzen
einsichtig) - und es hat Wochen, wenn nicht Monate gedauert, alle
KollegInnen zu schulen - diesen Aufwand hochgerechnet auf alle Bibliotheken
bundesweit, wird wohl kein Geldgeber tragen wollen (wenn er davon erfährt)
- der Wegfall hierarchischer Bandstrukturen (so hab' ich's wenigstens hier
immer wieder gelesen), der m.E. ein großer Schritt in die Vergangenheit
wäre, spiegelt der Verzicht doch ganz klar den Ansatz Zettelkatalog wieder
und ich denke, wir können sehr froh sein, dass wir diesen alten Zopf
wenigstens in dem Bereich längst abgeschnitten hatten. Vor allem für die,
in Deutschland doch überwiegenden, Magazinbibliotheken verlagert sich ja
dadurch jegliche Ausleihverknüpfung und detaillierter Bestandsnachweis in
die lokalen Systeme. Auch die Fernleihfunktionalitäten der Verbünde wären
dadurch stark eingeschränkt, wenn man nur in Kombination von
Bandaufführungen mit Pauschalnachweis und der Verbindung mit lokalen
Detailangaben den Standort von einzelnen Bänden ermitteln kann. Und wie
machen wir unseren Benutzern vor Ort klar, dass von allen aufgeführten
Bänden, die ja wohl, da nicht selektiert, in die OPACs übertragen werden,
leider nur einzelne tatsächlich im Bestand sind -- Ich kann mir das im
Moment zugegebenermaßen nicht sinnvoll vorstellen.
- ein Nachteil, den ich nicht zu gewichten weiß, scheint mir aber auf jeden
Fall die viel-zitierte Abhängigkeit von externen Entwicklungen bei der
Regelwerksarbeit, wissen wir doch aus der Erfahrung, dass ein Regelwerk ja
kein statisches System ist, und abgesehen davon, dann ja auch noch für die
deutschen Besonderheiten abgewandelt werden müsste und die Anwendungsregeln
für die Verbünde ausgearbeitet werden müssten.
Außerdem werden doch sicher auch zahlreiche Abhängigkeiten und Änderungs-
bzw. Erneuerungsbedarf im Soft- und Hardware-Bereich sowohl bei den
Verbünden als auch lokal notwendig, wofür wiederum Zeit-, Geld- und
Schulungsaufwand ensteht.
Summa summarum:
ich sehe keine Veranlassung, auf AACR2 umzusteigen, anstatt die doch schon
sehr weit fortgeschrittene Entwicklung von RAK2 endlich zum Abschluss und
Einsatz zu bringen.
Schöne Grüße, R. Flamm
--------------------------------------
Regina Flamm
Leiterin Katalogisierung Monographien
Universitätsbibliothek Freiburg
Werthmannplatz 2
79098 Freiburg
Tel:+49[0]761/203-3934
Fax:+49[0]761/203-3987
flamm at ub.uni-freiburg.de
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