[rak-list] Beschluesse des Standardisierungsausschusses

Bernhard Eversberg ev at BUCH.BIBLIO.ETC.TU-BS.DE
Mon Dec 10 15:07:13 CET 2001


On 10 Dec 01, at 13:52, Heinrich C. Kuhn wrote:

> Fragen:
> 1.    Der Umstieg von PI zu RAK war m.E. mit einem deut-
>       lichen "Modernisierungsgewinn" verbunden. Bei einem
>       Umstieg von RAK zu AACR2 sehe ich aber keinen 
>       deutlichen "Modernisierungsgewinn", sondern "nur" eine
>       Erleichterung des Datenaustausches mit Institutionen,
>       die AACR2 anwenden. Reicht das wirklich als "Umstiegs-
>       motivation" auch fuer die RAK-anwendenden Bibliotheken,
>       die bislang keinen oder kaum Datenaustausch mit AACR2-
>       anwendenden Institutionen haben?
"Internationalisierung" heisst das Stichwort, nicht "Modernisierungsgewinn".
AACR ist gegenwaertig nicht moderner als RAK, sondern im Gegenteil.

> 2.    Wir haben gar nicht soooo wenige RAK-Katalogisate aus
>       den vergangenen Jahrzehnten. 
>       -    Entweder die sind alle automatisch nach AACR2 kon-
>            vertierbar: warum ist dann ein Regelwerkswechsel
>            noetig?
Sie sind es nicht.

>       -    Oder, wie ich derzeit vermute: bestenfalls ein
>            Teil dessen was da ist, ist automatisch konver-
>            tierbar: was soll mit dem Rest geschehen?
Die muessen auf unabsehbare Zeit koexistieren. Eine Studie vor ein paar Jahren 
hat gezeigt, dass bei Abgleich mit OCLC ein erheblicher Teil unserer Daten nicht 
mit einem MARC-Satz identifiziert werden kann. Bei einbaendigen Monographien zwar 
ueber 90%, bei mehrbaendigen sieht's aber finster aus. Bei den Namensansetzungen 
sind ca. 23% nicht mit MARC-Normdaten identifizierbar.
Mehr: http://www.oclc.org/oclc/cataloging/reuse_project/reuse_final_report.htm

>       -    In beiden Faellen: wer bezahlt's? (Letztendlich
>            immer die Steuerzahler, aber wie ist denen klar
>            zu machen, dass der Regelwerkswechsel sinnvoll
>            ist [falls die Studie ergibt, dass er's sein 
>            sollte]?) 
Die Studie sollte dazu sicher Argumentationshilfe leisten.

> 3.   Es hat lange gedauert, bis alle Bibliotheken von PI
>      nach RAK gewechselt waren (obwohl da, wie erwaehnt, 
>      "Modernisierungsmotivation" moeglich war). Gibt es
>      schon Schaetzungen fuer eine *realistische* Dauer des
>      Umstiegs von RAK auf AACR2 (falls er denn kommen 
>      sollte)?
Das wird die Studie eruieren muessen, das kann man jetzt noch nicht sagen.

> 4.   Zumindest UNIMARC ist, soweit ich mich erinnere, ein-
>      setzbar ohne Wechsel von RAK auf AACR2: warum die Ver-
>      bindung beider Umstiege?
Das Format ist nicht der Punkt, sondern das Regelwerk. An sich koennte man bei 
den momentanen Formaten bleiben, denn wir sind ja auch jetzt schon in der Lage,
Unimarc herzustellen und LC kann daraus MARC21 machen. Pica hat intern weder MAB 
noch MARC. MARC21 ist nur dort von Belang, wo man US-Softwareprodukte in Betracht 
ziehen will. Dann muessen die Erzeuger nicht gebeten werden, Anpassungen zu 
machen.

> 5.   Alle RAK-Katalogisierer nach AACR2 umzuschulen wuerde 
>      nicht nur Geld, sondern auch Zeit kosten... Benutzer 
>      davon nicht sehr begeistert sein ... . Wie werden fuer
>      die Studie die Prioritaeten der Benutzer erhoben werden,
>      und wie werden sie in die Entscheidung einfliessen?
Guter Vorschlag fuer die Studie, deren Pflichtenheft ja im Detail erst noch 
erstellt werden muss.

> 6.   Wie ist es bei einem Umstieg moeglich sicherzustellen, 
>      dass zumindest die Verbunddatenbanken stets nur Kata-
>      logisate enthalten, die nur zu *einem* Regelwerk (weit-
>      gehend) konform sind?
Das wird nicht gehen, ist aber auch schon jetzt nicht gegeben.
De facto haben wir schon auf kaltem Wege AACR eingefuehrt, indem wir in vielen 
Faellen LC-Daten ungeprueft uebernommen haben, etwa bei studentischen Retro-
Projekten! Da wird nicht hingeschaut, da wird schlicht nur angehaengt, wenn was
geeignet scheinendes gefunden wird.

> 7.   Welche Umsetzung der AACR2 soll untersucht werden: auf
>      dem Stand von heute, oder mit den (zu erwartenden) Aen-
>      derungen bis wann?
Noch weiss keiner, wann eine neue Version kommt. Die Uebersetzung, die momentan 
angefertigt wird, beruht auf dem momentanen Stand mit den letzten Ergaenzungen, 
aber die Revision ist ein Thema fuer sich. Dazu:
  http://www.allegro-c.de/formate/aacr-pr.htm

> 8.   Wie steht's mit den Sachen, fuer die AACR2 englische
>      Sprache vorsieht: sollen die auch bei uns auf Englisch
>      sein, oder ins Deutsche uebersetzt werden?
Dazu gibt es Bemuehungen um Internationalisierung (Mehrsprachigkeit) der 
Normdateien. Siehe den neuesten Beitrag Der DB:
   http://www.ddb.de/professionell/pdf/goe_ng.pdf

> 9.   Wenn die Studie dann da ist: wer entscheidet wie fuer 
>      wen, welche Folgerungen daraus zu ziehen sind?
Das muss man sich einstweilen ueberlegen. Keine Stelle hat ein Mandat, die 
Bibliotheken in Deutschland pauschal zu einer Umstellung zu verpflichten.
Nach Lage der Dinge muessen das die Verbuende in sich und unter sich ausmachen, 
zusammen mit Der DB - ohne letztere waere es Unsinn, aber dort ist eine
gewachsene Bereitschaft zu erkennen.

> 10.   Wenn, wie zu erwarten, selbst wenn die Folgerung aus
>       der Studie ein Umstieg sein sollte, der Umstieg nicht
>       bis Ende 2003 fertig ist: so werden, fuerchte ich,
>       etwaige danach irgendwo fuer noetig gehaltene An-
>       passungen an geaenderte Anforderungen nur noch als
>       "Hausregeln" erfolgen, aber das werden sie wohl. Wie
>       soll Auseinanderlaufen der Katalogisierungspraxis
>       verhindert werden?
Noch ein gutes Thema fuer die Studie.
> 
> 
>     Und dann haette ich da noch eine 11. Frage: als Leser
> dieser Liste: Insbesondere durch die Mails von Franzmeier,
> Geisselmann, Eversberg sind Fragen/Erwaegungen/Probleme/
> Bedenken vorgestellt worden, fuer die ich zumindest hier
> keine "Erledigung" gesehen zu haben glaube. Habe ich was 
> uebersehen, oder kommt derlei noch? 
Im Papier Der DB (oben zitiert) finden Sie noch mehr Fragen.
Die Diskussion hat doch gerade erst richtig begonnen!

>    Und eine 12. Frage: Bei Aenderungen von RAK hat man ja 
> erfreulicherweise die Moeglichkeit als Anwender bevor die 
> Aenderung durchgefuehrt wird, auf moegliche Probleme, die 
> man zu sehen meint, zu verweisen, und u.U. gar Berueck-
> sichtigung zu finden. Ist Analoges vor der Entscheidung
> ueber einen Umstieg ebenfalls geplant?
> 
Noch ein Thema fuer die Studie. Die Hueter der AACR, so darf man aus Erfahrung 
sagen, sind fuer Vorschlaege von aussen nicht ueberaus empfaenglich, das muss man 
verstehen. Wenn aber unser geballter Sachverstand dann ueber sie hereinbricht, 
dann werden sie sich kaum entziehen koennen.

Wer sich mit den Begriffen schon mal vertraut machen will:
   http://www.allegro-c.de/formate/aacr-it.htm
und wer gleich anfangen will mit AACR und MARC:
   http://www.allegro-c.de/formate/spick.htm


MfG B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
e-mail  B.Eversberg at tu-bs.de  



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