[rak-list] Abk. 2. Vornamen

[Franz2x at AOL.COM]

Es ist schon einigermaßen enttäuschend, auch von einem sonst so umsichtigen 
Kollegen wie B. Eversberg (in seiner Mail vom 20.3.) auf die Frage nach den  
Gründen für einen Verzicht auf das Auflösen zweiter Vornamen nur den Hinweis 
auf den damaligen Wunsch zur Arbeitsersparnis zu bekommen, noch dazu garniert 
mit dem hämischen (und falschen !) Hinweis, für die Benutzer habe man sich 
dabei (offenbar 'wie immer') gar nicht interessiert. (Zitat 'Die Zeit der 
Nutzer kostet doch die Bibliothek nichts!' Wozu diese Selbstbezichtigung des 
Berufsstandes gut sein soll, bleibt mir verschlossen.)

Im Prinzip ist die Aussage mit der Arbeitsersparnis natürlich richtig - und 
ja nicht im geringsten ehrenrührig. Wenn man etwa abzuwägen hat (wie damals), 
ob man mit dem begrenzt vorhandenen Personal  lieber einige zweite Vornamen 
recherchiert oder stattdessen in derselben Zeit einige bisher nicht 
katalogisierte Titel überhaupt erstmals seinen Benutzern nachweist, konnte 
man damals (und müßte man wohl auch noch heute)  sich nur für das letztere 
entscheiden, und das durchaus im Interesse des Benutzers !

Noch eine Anmerkung zur Recherche: Wieviel man bei der Katalogisierung an 
welcher Stelle investiert, hängt immer auch davon ab, oder sollte zumindest 
davon abhängen, welche Art der Suche am häufigsten zu erwarten ist. Unter 
diesem Gesichtspunkt hätte man zur damaligen Zeit angesichts des 
vorherrschenden Listenkatalogs und unter Berücksichtigung von Erkenntnissen 
der Benutzerforschung, die meisten Benutzer (des alphabetischen Katalogs) 
suchten 'known items', mit gewisser Berechtigung sogar der Meinung sein 
können, auf Vornamen könne man für diese Art der Suche  gänzlich verzichten, 
also sogar auf den ersten. Nachname + Anfang des Sachtitels  führen in der 
Tat am schnellsten zum Ziel, wenn die Titel unterschiedlicher Autoren mit 
identischem Namen ineinandersortieren, unter totaler Ausklammerung der 
Vornamen. (Ausnahmen bestätigen die Regel.)

Anders herum: Die Vornamen, und allemal die zweiten und weiteren, dienen eben 
ihrerseits ganz bestimmten Zwecken (vermutlich eher Minderheits-Interessen, 
das weiß ich nicht so genau; aber auch Minderheits-Interessen muß natürlich 
Rechnung getragen werden.) Abwägen lautet also die Devise, damals, und auch 
heute wieder.

gez. G. Franzmeier