[Rda-info-liste] (Payer) Beziehungskennzeichnung

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Fre Jun 12 18:57:05 CEST 2015


Liebe Frau Wiesenmüller,

bei der Überlegung zu den Abkürzungen fielen mir jeweils die vielen
Diskussionen zu den Beziehungskennzeichnungen zu Personen und
Körperschaften in der RDA list ein, und ich wäre froh, wenn diese
Kennzeichnungen fakultativ wären. Es geht ja um einen erheblichen Aufwand,
wenn man das vorgesehene Passende finden will. Wenn ich die RDA richtig
verstehe, sind diese Kennzeichnungen nicht Pflicht? Bei D-A-CH aber
Pflicht, es sei denn, man könnte  gemäß Standardelemente-Set die Pflicht
umgehen, wenn man eine unstrukturierte Angabe der Beziehung nutzt. Unter
"unstrukturierter Angabe" verstehe ich eine Angabe wie "Die Software ist
programmiert von ..." in einem eigenen Feld - also nicht in der
Verantwortlichkeitsangabe? (In einem MARC-Beispiel der LoC habe ich
folgende unstrukturierte Form gefunden: "500 $a Translation of the
author´s Alquimista").

Verzichten würde ich z.B. auf die Beziehungskennzeichnung "Verfasser/-in"
bei einer - altmodisch gesprochen - Haupteintragung einer Körperschaft
z.B. "Geistiger Schöpfer: Stuttgart, Beziehungskennzeichnung:
Verfasser/-in." Das ist doch eher verwirrend. "Herausgebendes Organ" für
eine Körperschaft, die Herausgeberin ist, ist zumindest verständlich.

Ich frage mich immer mehr, was man abgesehen von einer manchmal
hilfreichen Information, wenn z.B. die Verantwortlichkeitsangabe nicht
genügend hergibt, mit diesen Kennzeichnungen erreichen will: bei
entsprechender internationaler Normierung könnte man alle Verfasser und
-innen der Welt miteinander verknüpfen. Bei seltenen Berufen ist das
vielleicht interessant, lohnt sich dafür der Aufwand?

Schöne Grüße
Margarete Payer

> Liebe Frau von Rüden,
> Abkürzungen sind m.E. keine Lösung - ganz unabhängig davon, dass sie in
erheblichem Widerspruch zur Philosophie von RDA stehen würden.
> Denn wir ja haben nicht mehr nur eine Handvoll von
> Funktionsbezeichnungen wie in RAK, sondern sehr viele, oft fein
> differenzierte Beziehungskennzeichnungen. Für jede davon eine
> verständliche und nutzerfreundliche Abkürzung zu finden, erscheint mir
unmöglich.
> Verfasser, Herausgeber, und Übersetzer sind kein Problem (ich verwende
der Einfachheit halber jetzt mal das generische Maskulinum). Aber was ist
z.B. mit Gefeierter (Gef.?), Erzähler (Erz.? Erzhl.?),
> Zusammenstellender (Zsmstl.?)? Die Liste ließe sich nahezu endlos
fortsetzen (Kartograf, Sänger, Produzent, Programmierer, Veranstalter,
Widmungsempfänger, Moderator, Kommentarverfasser...).
> Viele Grüße
> Heidrun Wiesenmüller
> Am 09.06.2015 um 15:23 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de:
>> Liebe Frau Prof. Wiesenmüller,
>> m. E. kann man das generische Maskulinum im Deutschen nicht auf
Funktionsbezeichnungen für /eine konkrete/ Person anwenden.  Der Satz
„Annegret Müller ist Herausgeber der Zeitschrift …“ ist für meine Ohren
 einfach falsch. Eindeutig falsch ist  der Satz  „Annegret Müller ist
Herausgeber/in … “, da Annegret Müller nicht beides sein kann. Es muss
heißen: „Annegret Müller ist Herausgeber/in …“. /Gleiches gilt für
Funktionsbezeichnungen von  Personen in
>> Titelaufnahmen. Denkbar wäre für mich, hier einfach Abkürzungen zu
benutzen, also z.B. „Hrsg.“ statt „Herausgeber“.
>> Viele Grüße
>> Sybille von Rüden
>> *Von:*rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de
>> [mailto:rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de] *Im Auftrag von
>> *rda-info-liste at lists.dnb.de
>> *Gesendet:* Sonntag, 7. Juni 2015 16:31
>> *An:* rda-info-liste at lists.dnb.de
>> *Betreff:* Re: [Rda-info-liste] (Wiesenmüller) Beziehungskennzeichnung
Liebe Frau Payer,
>> natürlich hätte es erheblichen Charme, wenn man bei einem Mann
"Verfasser" und bei einer Frau "Verfasserin" als
>> Beziehungskennzeichnung schreiben könnte (wobei es allerdings sicher
auch Schwierigkeiten geben würde: nicht immer kann man das Geschlecht aus
dem Namen sicher ableiten, und dann gibt es noch die Fälle, die nicht in
die Männlein-Weiblein-Dichotomie passen).
>> Diese Differenzierung würde aber mit dem Wunsch-Szenario kollidieren:
Die Beziehungskennzeichnung soll als Code ausgetauscht werden. Dafür
kommen derzeit nur die MARC-Codes in Frage, und bei diesen gibt es keine
Differenzierung nach Geschlecht. Folglich muss der Code in einer Form
angezeigt werden, die für Männer *und* Frauen passend ist. In der AG RDA
wurde keine Vorgabe gemacht, wie diese Form aussehen soll - theoretisch
kann es jeder Verbund/jede Bibliothek so machen, wie es dort gewünscht
ist. In der Diskussion zeigte sich, dass die Ansichten sehr stark
differieren. M.W. präferiert die DNB das
>> generische Maskulinum. Für die KollegInnen aus der Schweiz und aus
Österreich war eine Form ohne Gendering hingegen nicht akzeptabel. Im
Lehrbuch haben wir deshalb im Haupttext mehrere Varianten gezeigt (ohne
Anspruch auf Vollständigkeit); für die Lösungen haben wir uns dann halt
für eine Variante entschieden.
>> Leider ist das Wunsch-Szenario - nur der Code wird ausgetauscht -
derzeit nicht so einfach umzusetzen: Ein Problem ist, dass es gar nicht
für jede RDA-Beziehungskennzeichnung einen MARC-Code gibt (in einem
solchen Fall bleibt dann nur der wenig aussagekräften Code "oth" für
"other"); manchmal stimmen auch die Definitionen aus RDA und den
MARC-Codes nicht genau überein (z.B. Definition "Mitwirkender" ist nicht
identisch mit der des Codes "ctb" für "contributor"). Viel besser wäre es,
wenn man als eindeutige Identifikatoren die URIs aus der RDA Registry
verwenden könnte. Das erlaubt MARC aber derzeit nicht.
Außerdem gibt es wohl auch teilweise Probleme mit den Codes in den
Lokalsystemen. Für die Implementierung wurde jedenfalls festgelegt, dass
die Beziehungskennzeichnungen bis auf weiteres sowohl als
>> MARC-Code als auch in textueller Form ausgetauscht werden sollen.
Wirklich glücklich bin ich damit nicht, weil es eigentlich im
>> Widerspruch zum Sinn eines Codes steht. Mir ist, ehrlich gesagt, auch
nicht ganz klar, wie man damit umgeht, dass z.B. im OBV "VerfasserIn"
erfasst werden wird und bei der DNB "Verfasser". Da muss es dann doch
wieder zusätzliche Umwandlungsschritte geben??? Vielleicht kann jemand von
den ImplementierungsspezialistInnen dazu etwas sagen.
>> Selbst wenn man auf die URIs aus der RDA Registry umsteigen könnte, so
gäbe es auch dort keine Differenzierung nach Geschlecht. Ich halte dies
auch für richtig - es geht bei der Beziehungskennzeichnung wirklich nur um
die Benennung einer bestimmten Funktion. Wenn man nach einer
Kombination aus einer Funktion und einem bestimmten Geschlecht suchen
will, dann wäre dies umzusetzen als z.B.
>> "Beziehungskennzeichnung=Code für author UND Geschlecht=weiblich" etc.
Damit wäre man dann auch flexibel und könnte auch andere Arten von
Gender-Recherchen ermöglichen.
>> In der GND haben wir ja schon lange ein Feld für das Geschlecht; auch
nach RDA ist die Erfassung des Geschlechts möglich (RDA 9.7). Wenn man
Gender-Suchen ermöglichen will, müsste man dieses Feld konsequent
besetzen.
>> Viele Grüße
>> Heidrun Wiesenmüller
>> Am 06.06.2015 um 17:35 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de
>> <mailto:rda-info-liste at lists.dnb.de>:
>>     Liebe Frau Wiesenmüller, liebe Listenmitglieder,
>>     eine Frage habe ich zu den Beziehungskennzeichnungen bei Personen
im
>>     Deutschen:
>>       laut Ihrem Lehrbuch darf man das generische Maskulinum und die
>> Formen
>>     /-in bzw. das große I benutzen "Verfasser, Verfasser/-in und
>> VerfasserIn"
>>     (Basiswissen RDA S. 127). Damit kann ich dann aber nicht eine Suche
>> nach
>>     weiblichen Verfassern starten, wenn das überhaupt vorgesehen ist.
>> Wenn
>>     man sich schon die Mühe mit diesen Kennzeichungen macht, warum kann
>> man
>>     dann nicht konkret von z.B. "Sänger" oder "Sängerin" sprechen? Das
>> wäre
>>     dann zumindest eine Information und man muss nicht in der GND nach
>> dem
>>     Geschlecht suchen.
>>     Schöne Grüße
>>     Margarete Payer
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