[Rda-info-liste] (Wiesenmüller) Beziehungskennzeichnung

rda-info-liste at lists.dnb.de rda-info-liste at lists.dnb.de
Die Jun 9 20:53:08 CEST 2015


Liebe Frau von Rüden,

Abkürzungen sind m.E. keine Lösung - ganz unabhängig davon, dass sie in 
erheblichem Widerspruch zur Philosophie von RDA stehen würden.

Denn wir ja haben nicht mehr nur eine Handvoll von 
Funktionsbezeichnungen wie in RAK, sondern sehr viele, oft fein 
differenzierte Beziehungskennzeichnungen. Für jede davon eine 
verständliche und nutzerfreundliche Abkürzung zu finden, erscheint mir 
unmöglich.

Verfasser, Herausgeber, und Übersetzer sind kein Problem (ich verwende 
der Einfachheit halber jetzt mal das generische Maskulinum). Aber was 
ist z.B. mit Gefeierter (Gef.?), Erzähler (Erz.? Erzhl.?), 
Zusammenstellender (Zsmstl.?)? Die Liste ließe sich nahezu endlos 
fortsetzen (Kartograf, Sänger, Produzent, Programmierer, Veranstalter, 
Widmungsempfänger, Moderator, Kommentarverfasser...).

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller



Am 09.06.2015 um 15:23 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de:
>
> Liebe Frau Prof. Wiesenmüller,
>
> m. E. kann man das generische Maskulinum im Deutschen nicht auf 
> Funktionsbezeichnungen für /eine konkrete/ Person anwenden.  Der Satz 
> „Annegret Müller ist Herausgeber der Zeitschrift …“ ist für meine 
> Ohren  einfach falsch. Eindeutig falsch ist  der Satz  „Annegret 
> Müller ist Herausgeber/in … “, da Annegret Müller nicht beides sein 
> kann. Es muss heißen: „Annegret Müller ist Herausgeber/in …“. 
> /Gleiches gilt für Funktionsbezeichnungen von  Personen in 
> Titelaufnahmen. Denkbar wäre für mich, hier einfach Abkürzungen zu 
> benutzen, also z.B. „Hrsg.“ statt „Herausgeber“.
>
> Viele Grüße
>
> Sybille von Rüden
>
> *Von:*rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de 
> [mailto:rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de] *Im Auftrag von 
> *rda-info-liste at lists.dnb.de
> *Gesendet:* Sonntag, 7. Juni 2015 16:31
> *An:* rda-info-liste at lists.dnb.de
> *Betreff:* Re: [Rda-info-liste] (Wiesenmüller) Beziehungskennzeichnung
>
> Liebe Frau Payer,
>
> natürlich hätte es erheblichen Charme, wenn man bei einem Mann 
> "Verfasser" und bei einer Frau "Verfasserin" als 
> Beziehungskennzeichnung schreiben könnte (wobei es allerdings sicher 
> auch Schwierigkeiten geben würde: nicht immer kann man das Geschlecht 
> aus dem Namen sicher ableiten, und dann gibt es noch die Fälle, die 
> nicht in die Männlein-Weiblein-Dichotomie passen).
>
> Diese Differenzierung würde aber mit dem Wunsch-Szenario kollidieren: 
> Die Beziehungskennzeichnung soll als Code ausgetauscht werden. Dafür 
> kommen derzeit nur die MARC-Codes in Frage, und bei diesen gibt es 
> keine Differenzierung nach Geschlecht. Folglich muss der Code in einer 
> Form angezeigt werden, die für Männer *und* Frauen passend ist.
>
> In der AG RDA wurde keine Vorgabe gemacht, wie diese Form aussehen 
> soll - theoretisch kann es jeder Verbund/jede Bibliothek so machen, 
> wie es dort gewünscht ist. In der Diskussion zeigte sich, dass die 
> Ansichten sehr stark differieren. M.W. präferiert die DNB das 
> generische Maskulinum. Für die KollegInnen aus der Schweiz und aus 
> Österreich war eine Form ohne Gendering hingegen nicht akzeptabel. Im 
> Lehrbuch haben wir deshalb im Haupttext mehrere Varianten gezeigt 
> (ohne Anspruch auf Vollständigkeit); für die Lösungen haben wir uns 
> dann halt für eine Variante entschieden.
>
> Leider ist das Wunsch-Szenario - nur der Code wird ausgetauscht - 
> derzeit nicht so einfach umzusetzen: Ein Problem ist, dass es gar 
> nicht für jede RDA-Beziehungskennzeichnung einen MARC-Code gibt (in 
> einem solchen Fall bleibt dann nur der wenig aussagekräften Code "oth" 
> für "other"); manchmal stimmen auch die Definitionen aus RDA und den 
> MARC-Codes nicht genau überein (z.B. Definition "Mitwirkender" ist 
> nicht identisch mit der des Codes "ctb" für "contributor"). Viel 
> besser wäre es, wenn man als eindeutige Identifikatoren die URIs aus 
> der RDA Registry verwenden könnte. Das erlaubt MARC aber derzeit nicht.
>
> Außerdem gibt es wohl auch teilweise Probleme mit den Codes in den 
> Lokalsystemen. Für die Implementierung wurde jedenfalls festgelegt, 
> dass die Beziehungskennzeichnungen bis auf weiteres sowohl als 
> MARC-Code als auch in textueller Form ausgetauscht werden sollen. 
> Wirklich glücklich bin ich damit nicht, weil es eigentlich im 
> Widerspruch zum Sinn eines Codes steht. Mir ist, ehrlich gesagt, auch 
> nicht ganz klar, wie man damit umgeht, dass z.B. im OBV "VerfasserIn" 
> erfasst werden wird und bei der DNB "Verfasser". Da muss es dann doch 
> wieder zusätzliche Umwandlungsschritte geben??? Vielleicht kann jemand 
> von den ImplementierungsspezialistInnen dazu etwas sagen.
>
> Selbst wenn man auf die URIs aus der RDA Registry umsteigen könnte, so 
> gäbe es auch dort keine Differenzierung nach Geschlecht. Ich halte 
> dies auch für richtig - es geht bei der Beziehungskennzeichnung 
> wirklich nur um die Benennung einer bestimmten Funktion. Wenn man nach 
> einer Kombination aus einer Funktion und einem bestimmten Geschlecht 
> suchen will, dann wäre dies umzusetzen als z.B. 
> "Beziehungskennzeichnung=Code für author UND Geschlecht=weiblich" etc. 
> Damit wäre man dann auch flexibel und könnte auch andere Arten von 
> Gender-Recherchen ermöglichen.
>
> In der GND haben wir ja schon lange ein Feld für das Geschlecht; auch 
> nach RDA ist die Erfassung des Geschlechts möglich (RDA 9.7). Wenn man 
> Gender-Suchen ermöglichen will, müsste man dieses Feld konsequent 
> besetzen.
>
> Viele Grüße
> Heidrun Wiesenmüller
>
>
>
> Am 06.06.2015 um 17:35 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de 
> <mailto:rda-info-liste at lists.dnb.de>:
>
>     Liebe Frau Wiesenmüller, liebe Listenmitglieder,
>
>       
>
>     eine Frage habe ich zu den Beziehungskennzeichnungen bei Personen im
>
>     Deutschen:
>
>       
>
>       laut Ihrem Lehrbuch darf man das generische Maskulinum und die Formen
>
>     /-in bzw. das große I benutzen "Verfasser, Verfasser/-in und VerfasserIn"
>
>     (Basiswissen RDA S. 127). Damit kann ich dann aber nicht eine Suche nach
>
>     weiblichen Verfassern starten, wenn das überhaupt vorgesehen ist. Wenn
>
>     man sich schon die Mühe mit diesen Kennzeichungen macht, warum kann man
>
>     dann nicht konkret von z.B. "Sänger" oder "Sängerin" sprechen? Das wäre
>
>     dann zumindest eine Information und man muss nicht in der GND nach dem
>
>     Geschlecht suchen.
>
>       
>
>     Schöne Grüße
>
>     Margarete Payer
>
>       
>
>       
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>       
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