AW: [Rda-info-liste] Beziehungskennzeichnung

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Die Jun 9 15:23:52 CEST 2015


Liebe Frau Prof. Wiesenmüller,

m. E. kann man das generische Maskulinum im Deutschen nicht auf Funktionsbezeichnungen für eine konkrete Person anwenden.  Der Satz "Annegret Müller ist Herausgeber der Zeitschrift ..." ist für meine Ohren  einfach falsch. Eindeutig falsch ist  der Satz  "Annegret Müller ist Herausgeber/in ... ", da Annegret Müller nicht beides sein kann. Es muss heißen: "Annegret Müller ist Herausgeberin ...". Gleiches gilt für Funktionsbezeichnungen von  Personen in Titelaufnahmen. Denkbar wäre für mich, hier einfach Abkürzungen zu benutzen, also z.B. "Hrsg." statt "Herausgeber".

Viele Grüße

Sybille von Rüden
Von: rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de [mailto:rda-info-liste-bounces at lists.dnb.de] Im Auftrag von rda-info-liste at lists.dnb.de
Gesendet: Sonntag, 7. Juni 2015 16:31
An: rda-info-liste at lists.dnb.de
Betreff: Re: [Rda-info-liste] (Wiesenmüller) Beziehungskennzeichnung

Liebe Frau Payer,

natürlich hätte es erheblichen Charme, wenn man bei einem Mann "Verfasser" und bei einer Frau "Verfasserin" als Beziehungskennzeichnung schreiben könnte (wobei es allerdings sicher auch Schwierigkeiten geben würde: nicht immer kann man das Geschlecht aus dem Namen sicher ableiten, und dann gibt es noch die Fälle, die nicht in die Männlein-Weiblein-Dichotomie passen).

Diese Differenzierung würde aber mit dem Wunsch-Szenario kollidieren: Die Beziehungskennzeichnung soll als Code ausgetauscht werden. Dafür kommen derzeit nur die MARC-Codes in Frage, und bei diesen gibt es keine Differenzierung nach Geschlecht. Folglich muss der Code in einer Form angezeigt werden, die für Männer *und* Frauen passend ist.

In der AG RDA wurde keine Vorgabe gemacht, wie diese Form aussehen soll - theoretisch kann es jeder Verbund/jede Bibliothek so machen, wie es dort gewünscht ist. In der Diskussion zeigte sich, dass die Ansichten sehr stark differieren. M.W. präferiert die DNB das generische Maskulinum. Für die KollegInnen aus der Schweiz und aus Österreich war eine Form ohne Gendering hingegen nicht akzeptabel. Im Lehrbuch haben wir deshalb im Haupttext mehrere Varianten gezeigt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit); für die Lösungen haben wir uns dann halt für eine Variante entschieden.

Leider ist das Wunsch-Szenario - nur der Code wird ausgetauscht - derzeit nicht so einfach umzusetzen: Ein Problem ist, dass es gar nicht für jede RDA-Beziehungskennzeichnung einen MARC-Code gibt (in einem solchen Fall bleibt dann nur der wenig aussagekräften Code "oth" für "other"); manchmal stimmen auch die Definitionen aus RDA und den MARC-Codes nicht genau überein (z.B. Definition "Mitwirkender" ist nicht identisch mit der des Codes "ctb" für "contributor"). Viel besser wäre es, wenn man als eindeutige Identifikatoren die URIs aus der RDA Registry verwenden könnte. Das erlaubt MARC aber derzeit nicht.

Außerdem gibt es wohl auch teilweise Probleme mit den Codes in den Lokalsystemen. Für die Implementierung wurde jedenfalls festgelegt, dass die Beziehungskennzeichnungen bis auf weiteres sowohl als MARC-Code als auch in textueller Form ausgetauscht werden sollen. Wirklich glücklich bin ich damit nicht, weil es eigentlich im Widerspruch zum Sinn eines Codes steht. Mir ist, ehrlich gesagt, auch nicht ganz klar, wie man damit umgeht, dass z.B. im OBV "VerfasserIn" erfasst werden wird und bei der DNB "Verfasser". Da muss es dann doch wieder zusätzliche Umwandlungsschritte geben??? Vielleicht kann jemand von den ImplementierungsspezialistInnen dazu etwas sagen.

Selbst wenn man auf die URIs aus der RDA Registry umsteigen könnte, so gäbe es auch dort keine Differenzierung nach Geschlecht. Ich halte dies auch für richtig - es geht bei der Beziehungskennzeichnung wirklich nur um die Benennung einer bestimmten Funktion. Wenn man nach einer Kombination aus einer Funktion und einem bestimmten Geschlecht suchen will, dann wäre dies umzusetzen als z.B. "Beziehungskennzeichnung=Code für author UND Geschlecht=weiblich" etc. Damit wäre man dann auch flexibel und könnte auch andere Arten von Gender-Recherchen ermöglichen.

In der GND haben wir ja schon lange ein Feld für das Geschlecht; auch nach RDA ist die Erfassung des Geschlechts möglich (RDA 9.7). Wenn man Gender-Suchen ermöglichen will, müsste man dieses Feld konsequent besetzen.

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller



Am 06.06.2015 um 17:35 schrieb rda-info-liste at lists.dnb.de<mailto:rda-info-liste at lists.dnb.de>:

Liebe Frau Wiesenmüller, liebe Listenmitglieder,



eine Frage habe ich zu den Beziehungskennzeichnungen bei Personen im

Deutschen:



 laut Ihrem Lehrbuch darf man das generische Maskulinum und die Formen

/-in bzw. das große I benutzen "Verfasser, Verfasser/-in und VerfasserIn"

(Basiswissen RDA S. 127). Damit kann ich dann aber nicht eine Suche nach

weiblichen Verfassern starten, wenn das überhaupt vorgesehen ist. Wenn

man sich schon die Mühe mit diesen Kennzeichungen macht, warum kann man

dann nicht konkret von z.B. "Sänger" oder "Sängerin" sprechen? Das wäre

dann zumindest eine Information und man muss nicht in der GND nach dem

Geschlecht suchen.



Schöne Grüße

Margarete Payer










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