[rak-list] Proposal DNB/1

Margarete Payer payer at hdm-stuttgart.de
Sam Aug 24 11:49:08 CEST 2013


Liebe Frau Wiesenmüller, liebe Listenmitglieder,

etwas spät möchte ich doch noch mal zur Ansetzung "Bibel" Stellung nehmen
und ich hoffe, dass es bei der nächsten Beratung der RDA der Hinweis auf
die "Autorisierte Version" (King James Bible) sofort gestrichen wird. Es
ist mir unverständlich, wie man in einem international angelegten
Regelwerk vorschreiben kann, dass Ansetzungen gemäß einer protestantisch
anglo-amerikanischen Tradition gemacht werden sollen.
 1. zur Sprache
Eine einheitliche internationale Lösung - bei der man sich auf eine
Umschrift einigen müsste - wäre die Ansetzung unter Originaltiteln (z.B.
Torah, nebiim u ketubim statt Altes Testament). AACR2 und nachziehend RDA
nehmen die Originaltitel bei buddhistischen Schriften, bei den Heiligen
Schriften der Hindus findet man eine Mischung (z.B. bei den Upanishaden).
Bei biblischen Schriften scheint das niemand zu machen.

Da die bei uns bisher übliche Ansetzung gemäß der Vulgata auch eine
bestimmte Tradition vertritt (katholisch europäisch), Latein nicht mehr
die internationale wissenschaftliche Sprache ist und bei unseren Benutzern
nicht mehr vorausgesetzt werden kann, gehen wir zu deutschen Ansetzungen
über. Das Problem ist dann: was ist die "autorisierte Version"?
Wenn ich die m.E. beste heutige Bibelübersetzung "Zürcher Bibel, 2007"
nehme, habe ich eine vom Kirchenrat der Evangelisch-reformierten
Landeskirche des Kantons Zürich genehmigte Form (die Ansetzungen der
biblischen Bücher weichen aber etwas von den deutschsprachigen Ansetzungen
in der RDA ab). Wenn man in RDA 6.23.2.9.2 also "autorisierte Version"
streicht, so wie es das Proposal will, braucht man eine Fussnote z.B.
"gemäß den Loccumer Richtlinien"

2. zu Teilen der Bibel
Gemäß FRBR sind die einzelnen Bücher der Bibel unabhängige Teile: "Die
Kategorie ´unabhängig` umfasst auch gemeinhin anerkannte Teile von
größeren Werken, wie zum Beispiel die Bücher der Bibel" (FRBR 5.3.1.1
Beziehungen zwischen dem Ganzen und den Teilen auf der Werk-Ebene). Es
gibt also keinen Grund für die RDA die religiösen Werke als Ausnahme zu
behandeln: durch die Angabe der Beziehung erfährt der Benutzer, dass z.B.
der Pentateuch bzw. die Torah ein Teil der Bibel ist.
RDA verlangt dagegen die Ansetzung "Bibl.Pentateuch" mit Verweisungen von
"Bibel.Torah" und "Bibel. Fünf Bücher Moses" (RDA 6.23.3.5)

Da es wohl trotz FRBR nicht gelingen wird, die anglo-amerikanischen
Kollegen von der gewohnten AACR2-Ansetzung abzubringen, sollten wir eine
Alternativ-Lösung anstreben. Die Ansetzung muss bei der Übernahme von
Daten aus den USA ja sowieso geändert werden, also bringt eine
Alternativ-Lösung nicht mehr Arbeit.

Schöne Grüße
Margarete Payer

> Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
> bei der ALA werden die Proposals in einem öffentlich einsehbaren Wiki
diskutiert. Derzeit ist u.a. das Proposal zu den biblischen Büchern dran,
das auch auf dieser Liste schon mehrfach Thema war:
> http://wikis.ala.org/ccda/index.php/6JSC/DNB/1
> Ich habe John Hostage gerade eine Mail geschrieben und berichtet, dass
es in der Tat bei uns auch erhebliche Bedenken wegen der Ansetzung unter
"Bibel" sowie der Verwendung römischer Zahlen gibt, und dass wir
hoffentlich im nächsten Jahr ein entsprechendes grundsätzlicheres Proposal
werden einbringen können.
> Viele Grüße
> Heidrun Wiesenmüller
> --
> ---------------------
> Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
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