[rak-list] RDA Toolkit News

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Fre Feb 25 11:13:30 CET 2011


Am 25.02.2011 09:02, schrieb Armin Stephan:
> Darum geht es ja nicht, ob ALA an der Sache verdient oder nicht, sondern
> es geht darum, wie leicht oder schwer "unser aller"
> Katalogisierungsregelwerk zugänglich ist.
>
Klar, nur das.

> Es ginge halt auch ohne Kosten, das ist der Maßstab. Open access nennt
> sich das. Open access beruht darauf, dass jemand ohne Gegenleistung
> bereit und interessiert ist, Information weiterzugeben. Es ist doch
> unvorstellbar, dass sich solche Personen oder Institutionen in diesem
> Falle nicht finden ließen.
>
Ohne Kosten kann die Erarbeitung und Pflege nicht stattfinden. Auch
freiwillige Teilnehmer an einer Regelwerksarbeit werden von irgendwem
bezahlt, der aber womöglich keine solchen Nebenbei-Beschäftigungen mit
tragen will! Schon Frau Münnich hatte große Probleme mit ihrem
Arbeitgeber deswegen. Und nach Wegfall des DBI ist es allein
schon mit den Reisekosten immer schwieriger geworden.

Andererseits sind heute zum einen im Prinzip für eine Kommissionsarbeit
nicht mehr viele Reisen nötig.
Zum andern aber, und das ist viel wichtiger, war es vor dem
Nikolausbeschluß ein immer wieder betontes Ziel, die Katalogisierung
zu vereinfachen, den Arbeitsaufwand zu verringern. Und nun regen
sich in DFG und Wissenschaftsrat von neuem solche Forderungen. Da drängt
die Frage sich auf, wie weit man das wird erfüllen können mit einem
Regelwerk des Kalibers von RDA: über 1000 Seiten plus hunderte von
Policy Statements. Übersetzung und Pflege können sicher nicht kostenlos
nebenbei geleistet werden, und das Produkt wird, wie wir jetzt wissen,
Lizenzkosten verursachen, die erklärtermaßen nicht unter den Kosten
liegen werden, die gegenwärtig für das Original-Toolkit anfallen.
Mir schwant deshalb, daß Entscheidungsträger die Migration zu RDA
sowohl hinsichtlich Kosten als auch Arbeitsbedarf als exorbitant
aufwendig betrachten werden.

In der Praxis, das muß man auch sehen, ist in den Verbünden kaum noch
der Blick in ein Regelwerk vonnöten, denn es gibt die Verbundregeln,
die mit dem Katalogisiersystem integriert sind. Dies wäre auszuweiten
zu einer Hilfefunktion, die auch Regelfragen einbezieht, und solches
ist beim RDA-Toolkit ja auch vorgesehen, nur auf Basis von MARC21,
welches aber bei uns nicht zum Katalogisierformat werden wird, sondern
wir werden bei den jeweiligen Formaten bleiben und ein neues Regelwerk
zu diesen in Beziehung setzen müssen.
Aber auch die Verbundregeln machen sich nicht von selbst! Vielleicht
bräuchte man einen format-neutralen Web-Service, der das Abrufen von
Regelinformationen in einer definierten Weise gestattet, und zwar
mittels unterschiedlicher Kriterien: sowohl über die bei uns üblichen
Formatbezeichnungen und Kategorienummern als auch über neutrale
Elementbezeichnungen, wie sie im Metadata-Registry entstehen. Solcherlei
Dienst könnte in verschiedenste moderne Katalogisiersysteme integriert
werden, sogar in allegro.

Zu bemerken ist auch, daß AACR2 stets von direkten Referenzen zu
MARC frei war, so wie RAK nicht auf MAB Bezug nahm. Die LCRIs der
LC und nun auch die LCPS formulieren aber Beispiele stets in MARC21.
Wie die Anglo-Welt davon jemals wegkommen könnte, weiß keiner.

Betrachten wir unsere vorhandenen Daten, mit denen wir ja auf
unabsehbare Zeit weiterleben müssen, nützt uns ein neuer Maximalstandard
ohnehin wenig, sorgt er doch für neue Fraktionierung im Datenbestand
und können die betroffenen Kataloge anschließend noch weniger
konsistente Auskünfte geben als zuvor.
"Was sollen Kataloge?" - diese Frage bedarf wohl in diesem Licht einer
neuen Durchdenkung, bevor wir uns auf neue Abenteuer einlassen.


B.E.