[rak-list] Ergebnisse der Sitzung des JSC im April

Armin Stephan armin.stephan at augustana.de
Mon May 19 10:39:24 CEST 2008


Eine interaktive Online-RDA-Fassung? Ein kühner Gedanke!

So wie die Dinge bisher laufen, glaube ich kaum, dass die Hauptakteure 
des Geschehens so etwas auch nur in Erwägung ziehen würden.

Vermutlich kann so etwas nur "inoffiziell" und "subversiv" entstehen. Aber 
mit dem Subversiven ist es im deutschen Bibliothekswesen natürlich nicht 
sehr weit her ... ;-)


Am 19 May 2008 um 8:52 hat Bernhard Eversberg geschrieben:

> Maximilian Lowisch schrieb:
> > Ein herrlicher Abgesang auf die deutsche Wissenschaftssprache. Wie
> ein
> > ehemaliger Bundesminister meinte, die deutsche
> Wissenschaftssprache sei tot,
> > so vernahm ich dies als zu voreilig. Diese Diskussion ist jedoch
> ein
> > Lehrstück für die Fehleinschätzung meinerseits.
> 
> Nun, die "richtigen" Wissenschaften sprechen und schreiben längst
> Englisch - oftmals noch eher schlecht als recht - und finden
> nichts
> dabei. In der Tat kann man nichts werden mit Deutsch auf
> internationalen
> Tagungen, in E-Mail-Fachlisten, in den führenden Fachzeitschriften
> und wo auch immer ein mündlicher oder schriftlicher Austausch mit
> Fachkollegen aus nicht deutschsprechenden Ländern stattfindet.
> Entweder
> kann man sich in holprigem Englisch austauschen - oder gar nicht,
> das
> ist in aller Regel die banale Wahrheit. Und als Tourist geht's
> einem
> in den meisten Ländern auch nicht besser.
> Das sind Fakten, gegen die nun mal nichts helfen wird, was man sich
> an
> Fördermaßnahmen für die deutsche Sprache ausdenken könnte. Die
> sog.
> R-Reform war in der Hinsicht kontraproduktiv, hat also den Trend
> weg
> vom Deutschen eher beschleunigt und dem Ansehen der Sprache
> geschadet.
> Fehlerarmes Deutsch können Sie heute selbst in führenden Zeitungen
> und
> Zeitschriften lange suchen - aber man kann es ja auch gar nicht
> mehr
> definieren, was das sein soll! (Sogar in der engl. Wikipedia mokiert
> man
> sich drüber.) Jedenfalls ist das Bibliothekswesen wohl gerade nicht
> der
> Ort, um Deutsch als Fachsprache noch eisern hochzuhalten. Denn:
> Um internationale Normen kommt das Bibliothekswesen als
> Infrastruktur-
> einrichtung für die "richtigen" Wissenschaften nicht herum, das
> wissen
> wir längst, nicht erst seit dem Nikolausbeschluß.
> Ein Datenformat wie MARC können wir noch übernehmen, ohne daß wir
> zu
> Englisch als Arbeitssprache der Katalogisierung übergehen müssen.
> Ein
> Regelwerk aber auf Dauer wohl weniger, das zeichnet sich immer
> deutlicher ab, als man es vorher ahnte. Einführende Texte,
> Ausbildungsmaterial, Beispiele und anderes kann man auf Deutsch
> produzieren, eine deutsche Übersetzung des Regeltextes kann es aber
> wohl
> nicht adäquat mit der Präzision und sprachlichen Qualität des
> Originals
> aufnehmen, zumindest weiß ich nicht wie man eine hochqualitative
> Übersetzungsarbeit auf Dauer schaffen will.
> Aber wir brauchen gar nicht mehr das voluminöse Druckwerk eines
> geschlossenen Regeltextes! Ein Online-System mit Qualitäten von
> Wikipedia wäre ein weitaus größeres Desiderat, und das könnte peu
> à
> peu entstehen, indem zunächst die ganz wichtigen Passagen
> übersetzt
> und nach und nach verbessert würden. Wenn schon RDA, und der Weg
> zu
> einem noch besseren, neueren RAK ist ja verschüttet, dann muß man
> in
> diese Richtung denken, und da fehlen mir noch die strategischen
> Aussagen
> der Verantwortlichen, wie sie sich das vorstellen. Frau Henze wird
> es
> in Mannheim enthüllen. Im Abstract steht zwar noch nichts dazu.
> Aber
> wer hingeht, kann ja fragen.
> Wenn allerdings ein online-Bezahlprodukt herauskommt, kann man RDA
> auch
> gleich vergessen! Man begnügt sich jetzt schon mit den Verbundregeln
> und
> mit den kostenlosen online-RAK, das entwickelt sich dann eben
> recht
> zwanglos von selber so weiter.
> Und immer öfter, jetzt schon fast immer, kopiert man einen
> Datensatz,
> eine Ansetzungsform, eine Schlagwortkette ohne sich dabei noch um
> die
> Regeln zu kümmern - eine total andere Arbeitsweise als noch vor
> 15 Jahren. Dieser Paradigmenwechsel muß dann auch in der
> Regelwerks-
> arbeit und -praxis endlich mal ankommen. Nicht zu reden von den
> Themen
> um "Kataloganreicherung", die ja von RDA gar nicht berührt werden,
> aber
> dem Endnutzer womöglich mehr nützen als alle deutschen oder
> englischen
> Regeln.
> 
> MfG B.Eversberg
> 
> 
> _______________________________________________
> rak-list mailing list
> rak-list at lists.d-nb.de
> http://lists.d-nb.de/mailman/listinfo/rak-list


Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
Jefe de Biblioteca
Augustana-Hochschule / Bibliothek
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