AW: [rak-list] Monika Muennich verstorben
Armin Stephan
armin.stephan at augustana.de
Wed Jan 30 11:56:20 CET 2008
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
"Leb wohl, lieber Dachs" - das ist der Titel eines von mir sehr geschätzten
Bilderbuches von Susan Varley, das mir seit Jahren immer in den Sinn
kommt, wenn ich vom Tode von Menschen erfahre, die mir etwas bedeutet
haben.
Es erzählt auf sehr liebevolle Weise die Geschichte vom Tode des Dachses
bzw. seiner zurück bleibenden Tierfreunde.
Es wird Winter um und in den Freunden. Die Traurigkeit ist groß. In ihrer
Trauer finden die Tiere zusammen und fangen an zu erzählen. Jedes Tier
erzählt ein Erlebnis, das es mit dem Dachs hatte, etwas, was es von dem
Dachs gelernt hat und was ihm - das merken die Tiere mehr und mehr -
niemand mehr nehmen kann. Etwas, was als Bereicherung des Lebens
bleibt über den Tod hinaus.
Wie die Tiere nun so nach und nach ihre Geschichten erzählen wird es um
sie und in ihnen Frühling. Das Leben kehrt zurück und macht Hoffnung auf
mehr.
So möchte ich diesen Mails auch zwei Erfahrungen hinzufügen, die mir in
der Begegnung mit Frau Münnich wichtig gewesen sind.
Die intensivste Zeit der Zusammenarbeit mit Frau Münnich erlebte ich um
1990 im Rahmen eines DBI-Projektes, das das Ziel verfolgte, Pflichtenhefte
zu entwickeln für den EDV-Einsatz in wissenschaftlichen
Spezialbibliotheken. Frau Münnich war federführend in der Entwicklung des
Pflichtenheftes für ein geeignetes Katalogisierungsformat. Dieses Format
wurde konkret in der sog. M-Version von Allegro-C und viele Jahre als
Katalogisierungsformat von BIS-LOK eingesetzt.
Meines Erachtens hätte das Format, das Frau Münnich schließlich auch in
Gestalt des Saur-Buches "PC-Katalogisierung mit RAK" publiziert hat, eine
noch viel größere Beachtung und Verbreitung verdient, war es doch bis
heute das einzige Katalogisierungsformat, das auf der Basis eines breit
angelegten fachlichen Diskurses entwickelt worden ist.
Diesen Stil der Regelwerksentwicklung hat Frau Münnich später auch bei
der hier schon mehrfach angesprochenenen Internationalisierung
beibehalten. Sie hat pionierhaft das direkte Gespräch gesucht und
gefunden mit KatalogisierungsexpertInnen aus dem angloamerikanischen
Bereich und damit die Voraussetzung geschaffen für die heutigen
internationalen Beziehungen.
Ihr Stil war aber eher ein Kontakt von unten, ein offenes Expertengespräch.
Heute erleben wir den Prozess der Internationalisierung der
Regelwerksarbeit als etwas hoch komplex bürokratisch Strukturiertes. Als
offenes Gespräch kann man das beim besten Willen nicht bezeichnen.
Weshalb ich nicht sicher bin, ob Frau Münnich sich in diesem Prozess
wohlfühlen würde. Wenn man Frau Münnich als Vorreiterin der
Internationalisierung der Regelwerksarbeit bezeichnet, sollte man deshalb
behutsam sein und genauer hinsehen, ob sie wirklich als Wegbereiterin der
Form von Internationalisierung der Regelwerksarbeit gelten kann, die wir
heute vorfinden.
Gerade wegen dieses ganz anderen Herangehens an die Intensivierung
internationaler Beziehungen wird Frau Münnich uns sehr fehlen.
Mit freundlichen Gruessen
Armin Stephan
Jefe de Biblioteca
Augustana-Hochschule / Bibliothek
D-91564 Neuendettelsau
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