[rak-list] Richtungswechsel in der Revision der AACR

Oehlschlaeger, Susanne oehlschlaeger at dbf.ddb.de
Tue May 24 11:05:43 CEST 2005


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zu Ihrer Information leite ich Ihnen folgende Mail weiter, mit denen wir die Expertengruppen und den Standardisierungsausschuss informiert haben.

Mit freundlichen Gruessen
Susanne Oehlschlaeger
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Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

wie wir mit Ihnen in den zurückliegenden Expertengruppensitzungen besprochen hatten, haben wir dem Standardisierungsausschuss in seiner letzten Sitzung am 12. Mai 2005 vorgeschlagen, das zukünftige deutsche Regelwerk an den AACR 3 zu orientieren und den Entwicklungsprozess der AACR 3 aus deutscher Sicht zu begleiten. Der Standardisierungsausschuss hat dies bestätigt und nochmals durch einen entsprechenden Beschluss bekräftigt.

Die jüngsten Entwicklungen haben diese Ausrichtung des deutschen Regelwerks auf die parallele internationale Entwicklung nachhaltig bestätigt. Sie haben darüber hinaus endgültig klar gemacht, dass heute weder eine Angleichung an das bestehende anglo-amerikanische Regelwerk AACR 2, noch eine deutsche Eigenentwicklung wie etwa die RAK 2 der richtige Weg zu international kompatiblen Regeln und gemeinsam nutzbaren Daten sind.

Einige von Ihnen haben es wohl auf der JSC-Homepage [http://www.collectionscanada.ca/jsc/0504out.html] schon gesehen, und auch über rak-list wurde es bereits verbreitet:  das Joint Steering Committee hat auf seiner April-Sitzung einen grundsätzlichen Richtungswechsel in der Ausrichtung der AACR-Entwicklung beschlossen. 

Das neue Regelwerk wird zwar auf den AACR 2 aufbauen, und die auf ihrer Grundlage erstellten Datensätze werden "abwärts-kompatibel" sein, wird aber de facto als ein genuin neuer Standard zur Resourcenbeschreibung und -suche (access) entwickelt, der den Anforderungen an Onlinekataloge gerecht wird, die in Datennetze eingebettet sind. Das JSC hat dafür den Arbeitstitel "Resource Description and Access" (RDA) vorgesehen und geht damit offen von der bisherigen Beschränkung auf den anglo-amerikanischen Geltungsbereich ab. 

Es zeichnen sich folgende Grundzüge ab:
*	Die Struktur wird sich stärker und direkter an die FRBR und an FRANAR (bzw. FRAR = Functional Requirements for 	Authority Records) anlehnen.
*	Die Regeln zur Datenerfassung werden losgelöst von den Regeln zur Datenanzeige gefasst werden.
*	Layout und Textgestaltung werden benutzerfreundlicher.

Der grundsätzliche Aufbau in drei Teilen wird beibehalten werden. Der Entwurf von Teil I, Beschreibung der Ressource, wird allerdings auf die neuen Grundsätze hin vollständig neu überabeitet werden, ebenso der bereits als interner Vorentwurf vorliegende Teil II, in dem die Sucheinstiege für Personen, Familien und Körperschaften sowie die Angaben zur Werk-, Expressions- und Exemplarebene behandelt werden. Teil III, in dem die Ansetzung von Namen bzw. Titeln und anderen Normdatenelementen behandelt werden soll, wird ebenfalls entsprechend umkonzipiert. Der neue Zeitplan für die Regelentwicklung wird diesem neuen Arbeitsprogramm angepasst und sieht die Veröffentlichung der RDA für 2008 vor.

Die AfS begrüßt diesen Richtungswechsel ganz ausdrücklich: 
In unserem Kommentar zum Part I des AACR 3-Entwurfs haben wir uns deutlich für eine klarere Ausrichtung auf die Bedürfnisse von in Datennetze eingebundenen Onlinekatalogen ausgesprochen, haben die FRBR und FRAR als Leitkonzepte des künftigen internationalen Regelwerks hervorgehoben und eine Differenzierung zwischen Anzeige- und Erfassungsregeln vorgeschlagen.

Wir freuen uns insbesondere, dass sich unsere Stellungnahme offenbar mit der vieler anderer Institutionen gedeckt hat, und wir so zu dieser Richtungsentscheidung hin zu internationalen, innovativen Regeln mit beitragen konnten. Wenn nun unter Einbindung von vielen "Stakeholdern" ein grundlegender internationaler Neuansatz gemacht wird, birgt dies gerade für die deutsche Regelwerksentwicklung große Chancen in sich. Sie kann eingebunden in eine innovative internationale Regelentwicklung durchgeführt werden, in der die notwendige Modernisierung der Katalogisierungsstandards und -verfahren miteinander abgestimmt und kompatibel ausgestaltet wird. Die beiden Entwicklungsalternativen, um die sich die Regelwerksdiskussion der beiden letzten Jahre hauptsächlich entzündete, die risiko-minimierende, auf eine Angleichung an die AACR abzielende Richtung und die stärker auf die eigenen Entwicklungschancen in Onlinesystemen und Datennetzen bauende Alternative, werden in diesem neuen Regelwerksansatz zusammengeführt und vereinigt. 

Für unsere laufenden Arbeitsvorhaben bedeutet der Richtungswechsel, dass wir noch stärker als bisher die eigenen Positionen klären und schärfen wollen, um sie im internationalen Zusammenhang gut vertreten und für sie werben zu können. Die Termin- und Ablaufplanung muss eng an der Planung für die RDA festgemacht werden und ausreichend Raum für die Teilnahme am Informations- und Kommentierungsprozess lassen, gleichzeitig aber auch genügend Zeit für die eigene inhaltliche Meinungsbildung und Abstimmung vorsehen. 

In unserer momentanen  Zeit- und Ablaufplanung haben wir der inhaltlichen Klärung und Beschlussfassung zu den einzelnen Regelwerksbausteinen bereits großen Raum eingeräumt. Wir werden darin deshalb keine grundlegenden Änderungen vornehmen müssen. 

Wir freuen uns auf eine interessante und zukunftsweisende internationale Zusammenarbeit in den kommenden Jahren, die wir mit Ihnen gemeinsam gestalten möchten.


Mit besten Grüßen

Renate Gömpel
Christel Hengel
Gudrun Henze





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