[rak-list] AACR - MARC - RAK - MAB : Beispiele

Roger Brisson brisson at fas.harvard.edu
Tue Jan 15 14:32:31 CET 2002


Lieber Bernhard, Ihre Website ist doch sehr nützlich, sie wird einen
guten Dienst leisten. Vielen Dank, dass Sie die Zeit und Mühe dafür
genommen haben. 
    Wenn es geht, möchte ich ein paar Anmerkungen, kleine Berichtigungen
und Ergänzungen für die Website teilen. Durch meine Durcharbeitung Ihrer
Beispiele ist meine Ansicht bestätigt worden, dass man im Allgemeinen
mit AACR2/MARC und RAK/MAB zu sehr ähnlichen, wenn nicht denselben,
Ergebnissen kommen kann. Wenn man die Beispiele durch Auffindbarkeit
bewertet, glaube ich, dass sie keine gravierenden Unterschiede zeigen.
In dem ersten Beispiel ('Normales Buch') finde ich die RWSK
Verschlagwortung besser als die bei LCSH, und deswegen finde ich es
oftmals sehr nützlich, wenn amerikanische Kataloger das DDB (bzw.
deutsche) Katalogisat als Vorlage für ihr eigenes Kataloging von
deutschsprachigen Werken benutzen. Bei dem zweiten Beispiel finde ich
die Verschlagwortung von LC besser, wahrscheinlich, weil es ein
englischsprachiges Buch ist und die Kataloger besser inhaltlich damit
umgehen können. Ich find auch die Verschlagwortung von dem GBV/PICA
Kataloger recht gut. Wir sehen von den beiden Beispielen aber, dass LCSH
eine andere Art von Schlagwortsystem als RWSK ist. 
  In der ersten Einführungsseite um Formate und Regelwerke ist der
einfachere Teil, meine ich (wie schon anderen angedeutet haben), den
Unterschied zwischen Format und Regelwerke durch die Feldnummer und den
entsprechenden Inhalt zu erkennen. Schwieriger wird es, wenn man
berücksichtigt, dass die Entwicklung von MARC sehr stark von AACR2
beeinflusst worden war. Man kann relativ leicht erkennen, dass der
heutige Denk- und Anwendungsbereich von AACR2 Katalogern stark an ihr
Verständnis von MARC anlehnt. Diese Wechselwirkung zwischen Format und
Regelwerk wird Katalogern als etwas Selbstverständliches, und dadurch
kommt manchmal die mögliche Verwechslung.
   Ich glaube, Sie haben schon von den MARC Listenteilnehmern
mitbekommen, dass beide ISBD Interpunktion und die Indikatoren für
Sortieren und Nichtsortieren bis jetzt auf der lokalen Ebene in
amerikanischen Bibliothekssystemen verwaltet werden, da die Tragweite
von Bibliothekstypen und Praxen zu gross ist, um sie unter einen
einfachen MARC Standard zu bringen. Es gab (und vielleicht gibt es immer
noch) Bibliotheken, in deren Systemen Interpunktion und dergleichen
automatische gehandhabt werden, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass
dieses sehr schwierig ist, und die Ergebnisse meistens nicht
befriedigend sind. Wie Sie wohl auch wissen, es gibt bei MARBI im Moment
einen Vorschlag, die Sortier-Indikatoren Praktiken etwas zu revidieren
(Discussion Paper 2002-DP05). Insgesamt aber muss man sagen, dass
amerikanische Bibliothekare bis jetzt diese Themen als nicht sehr
problematisch bewertet haben, meine ich wenigstens.
  Ich habe das dritte Beispiel das interessanteste gefunden, wie Sie es
wohl beabsichtigt haben. Zunächst eine kleine Verbesserung. Die
abgebildeten Bände beziehen sich auf die 2. Ausgabe, und Ihre MELVYL
Datei ist für die erste Ausgabe. Ich füge hier eine Brigham Young Datei
aus RLIN für die 2. Ausgabe ein, damit Sie einen entsprechenden
Vergleich haben:

ID:UTBG86-B27429            RTYP:c    ST:p   FRN:   MS:   EL:
AD:06-30-86 CC:9114  BLT:am      DCF:a   CSC:d   MOD:    SNR:      ATC:
UD:10-14-86 CP:gw      L:ger     INT:    GPC:    BIO:    FIC:0     CON:b
TOC:         PC:m      PD:1985/9999       REP:    CPI:0   FSI:0     ILC:
II:1        020     3777604038
035     (NRN)BAA7146z(NRN)BAB7849
040     NSbSUcNSbSUdUPB
100 10  Vollmer, Gerhard, $d1943-
245 10  Was k_onnen wir wissen? / $cGerhard Vollmer.
260 0   Stuttgart : $bHirzel, $c1985-
300     v. : $bill. ; $c21 cm.
504     Bibliography: v.1, p. [324]-327.
500     Includes indexes.
505 1   Bd. 1. Die Natur der Erkenntnis : Beitr_age zur evolution_aren
Erkenntnistheorie / mit einem Geleitwort von Konrad Lorenz.
650  0  Knowledge, Theory of.
650  0  Thought and thinking.
650  0  Human evolution.
700 10  Lorenz, Konrad, $d1903-

Interessanterweise hat der Brigham Young Cataloger bemerkt, dass Konrad
Lorenz die Einführung geschrieben hat, und ein entsprechendes
zusätzliches Autorenfeld dafür geschaffen (so wie auch der GBV/PICA
Kataloger). Die LCSH Verschlagwortung ist auch merklich besser in den
Brigham Young Satz als in den LC Satz. Man sieht, dass Kataloging eine
vielfältige Kunst ist!
   Obwohl die Titel der Unterbände kein eigenständiges Katalogisat in
MARC/AACR2 bekommen haben, ist es erwähnenswert, dass sie in der Regel
in 505 durch Stichwortrecherche auffindbar sind. Es wäre ausserdem für
den AACR2/MARC Kataloger möglich, die jeweiligen Unterband-Titel auch
selbständig in 740 Felder zu notieren, damit sie vollständig als Titel
rechechierbar werden können. Ich mache das manchmal, wenn nützlich, und
es wäre wünschenswert, dass mehr amerikanische Kataloger so Ähnliches
öfters machen. 
   Wie Sie schon mal erwähnt haben, ist es auch möglich in AACR2/MARC,
in so ähnlicher Weise wie RAK/MAB ein Serien-Gesamttitel Katalogisat zu
erstellen, und dieses Katalogisat mit zwei anderen Katalogisaten für die
Unterbände zusammen zu verbinden. Man würde auf diese Weise das 440 Feld
als Verbindungsfeld in den Unterbände-Katalogisaten dafür verwenden.
   Wichtig für alle diese Möglichkeiten ist zu erkennen, dass die
Entscheidung dafür im eigenen Ermessen individueller Kataloger
('Cataloger's judgement') liegt. AACR2 gibt viel Freiraum in diesem
Bereich, um die Gestalt und das Ausmass eines Katalogisat nach den
jeweiligen Bedürfnissen einer Bibliotheks zu bestimmen. Mit Beispiel 3,
zum Beispiel, hätte ich als Kataloger sowieso mit dem 505 Feld
gearbeitet, da ich keine Vorteile sehe, drei getrennte Katalogisate mit
ihren relativ komplexen Verbindungen zu erstellen. Das ist für Kataloger
eine Menge an Mehrarbeit, um an ähnliche Ergebnisse zu kommen. Ob ich
ein 740 Feld benutze, hängt davon ab, ob ich Zeichen dafür sehe, dass
die beiden Unterbände irgendwie in der wissenschaftlichen Literatur
getrennt angezeigt werden können.
   Wenn Sie es für hilfreich halten, kann ich so ein MARC/AACR2
Gesamttitel Katalogisat (mit den entsprechenden Unterband Sätze) für
Ihre Website erstellen.
            Mit freundlichem Gruss, Roger

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Roger Brisson
Head, Germanic Division
HCL Technical Services
Harvard University
625 Massachusetts Avenue
Cambridge, MA  02139
Voice: 617.384.7158
Fax: 617.384.7170
Email: brisson at fas.harvard.edu
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