Antw: Re: [rak-list] RAK oder AACR

Ulrich Hippe hippe at bsb-muenchen.de
Mon Feb 18 14:27:12 CET 2002


Liebe RAK-Interessierte,
bisher hatte ich in meiner Naivität immer geglaubt, die Verschiedenheit
der
Regelwerke sei das entscheidende Hindernis bei der
Internationalisierung
oder gar Globalisierung des Katalogwesens. Jetzt bestätigt Herr
Eversberg
eine bereits vor einiger Zeit in diesem Forum gefallene Äußerung, daß
das 
so nicht zutrifft. 

Wenn es stimmt, daß einerseits die Verschiedenheit der Regelwerke uns
nicht an der Übernahme ausländischer Daten hindert, andererseits aber
die
amerikanischen Kollegen mit unseren Daten nichts selbst dann nichts
anfangen 
könnten, wenn sie als AACR2-Katalogisate geliefert würden, weil wir die
in den 
USA übliche Sacherschließung nicht mitliefern, dann drängen sich mir
folgende
Fragen auf:

- Was ist bleibt noch von dem Argument übrig, wir koppelten uns mit den
RAK 
immer weiter vom Mainstream der Katalogisierung ab, was von der dunklen

Warnung, welche Kosten das nach sich ziehen könne? Mit beiden wurde
in der RAK-List gefochten.  

- Stünden wir - die Bibliotheksbenutzer inbegriffen - mit den AACR2 in
irgendeiner 
Hinsicht besser da als ohne sie?

Aus der bisherigen Debatte vermochte ich das nicht zu entnehmen. Aber
vielleicht liegt das lediglich daran, daß mir, als zum uneingeweihten
Fußvolk
gehörig, der erforderliche Durchblick fehlt. Daher wäre ich (und
höchstwahr-
scheinlich geht es mir nicht alleine so) jedem/r Teilnehmer/in an
unserem 
Diskussionsforum dankbar, wenn er/sie ein paar handgreifliche, konkrete
Vorteile 
einer Übernahme der AACR2 bzw. ein paar handgreifliche, konkrete
Nachteile der 
Beibehaltung der RAK darlegen würde, so daß sich auch für diejenigen
ein besseres 
Bild von der Problematik ergibt, denen wegen ihrer Auslastung mit der
täglichen 
Kleinarbeit die Zeit zu vergleichenden Regelwerksstudien und ähnlichen

tiefschürfenden Überlegungen fehlt. Ansonsten könnte man sich nur
schwer des 
Verdachtes erwehren, daß die ganze Auseinandersetzung nicht der Mühe
wert ist, 
und der Schweiß der Edlen lieber in technische Verbesserungen des
Datenaus-
tausches investiert würde als in müßige Haarspaltereien um Regelwerke.

In gespannter Erwartung und mit freundlichen Grüßen
Ulrich Hippe
Bayerische Staatsbibliothek München,
Abt. Bestandsaufbau und Erschließung,
Printzeitschriften
E-Mail: hippe at bsb-muenchen.de


>>> ev at BUCH.BIBLIO.ETC.TU-BS.DE 15.02.02 15:45:33 >>>

Kollegin Hoffmann macht sich die Sache etwas zu einfach:

> als langjähriges Mitglied in RAK-Gremien habe ich es nicht anders
gekannt, als
> dass über die RAK immer nur geklagt wurde. Sie galten als
unverständlich und zu
> kompliziert. Dass es auf einmal so viel Sympathiekundgebungen für die
RAK gibt,
Das geht am Thema vorbei. Um Komplexitaet oder Sym- und Antipathie geht
es nicht, 
und AACR *sind* nicht einfacher. Katalogisieren an sich *ist*
kompliziert, egal
welches Regelwerk.

> Die Qualität wird nicht mehr im Regelwerk selbst gesehen sondern
vielmehr in der
> internationalen Kompatibilität eines Regelwerks und eines Formats.
Wenn das zum alleinigen Kriterium wird, liegen Vorwuerfe wie "Hurra-
Internationalismus" nicht weit entfernt.
Regeln und Format sind aber immer noch getrennt zu sehen, es sind ganz

verschiedene Stiefel!
Es besteht bei AACR der begruendete Verdacht, dass wir auf einen Zug
aufspringen, 
der sich bereits einem Abstellgleis naehert. Das kann mit MARC auch so
sein, aber 
das ist "nur" ein technisches Problem. Und irgendeinen harten Schnitt
wird es da 
gar nicht geben koennen wegen der vielen Systeme, die weltweit darauf
gruenden.
Das ist mit den Regeln anders.

> Man kann sich
> tatsächlich fragen, was ein noch so gutes Regelwerk und ebensolches
Format nützen,
> wenn sie von niemand anderem in der Welt akzeptiert werden und wenn
> angloamerikanische Daten deshalb nicht oder nur sehr aufwändig
übernommen werden
> können? 

Das letztere stimmt ja nicht. Wir uebernehmen lange schon sehr viele
LC-Daten.
Wenn dort unsere nicht uebernommen werden, liegt das weniger an RAK als
daran, 
dass wir keine Schlagwoerter und Notationen mitliefern. Dort gehoert
sowas 
untrennbar zu einem Katalogisat und ist das eigentlich Aufwendige
daran. Daran 
wuerde sich nichts aendern. Und es hat mit AACR nichts zu tun.
Und auch wenn wir dann z.B. hierarchische Saetze in MARC machen
koennen, die LC 
wird das noch immer nicht tun und wir sind in dem Punkt keinen Schritt
weiter.

MfG B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
e-mail  B.Eversberg at tu-bs.de  



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