[rak-list] Behandlung der Migration zu AACR/MARC auf dem Bibliothekartag

Heidrun Wiesenmueller wiesenmueller at WLB-STUTTGART.DE
Sat Apr 27 09:38:10 CEST 2002


Lieber Herr Geisselmann, liebe Kolleginnen und Kollegen,

herzlichen Dank fuer den aufschlussreichen Bericht von der
Mitgliederversammlung des DBV!

Es ist sehr beruhigend, dass Frau Niggemann fuer die Studie
Ergebnisoffenheit zugesichert hat. Dennoch bleiben (zumindest bei mir)
gewisse methodische Bedenken. Das faengt schon beim Begriff
"Machbarkeitsstudie" an: Es geht doch nicht darum, ob der Umstieg *machbar*
ist (machbar ist schliesslich fast alles, wenn der politische Wille und
entsprechende Mittel da sind), sondern ob er *sinnvoll* ist! Vor allem aber
haette man erwartet, dass eine solche Studie von unabhaengigen Gutachtern
erstellt wird und nicht von einer Institution mit starken Eigeninteressen,
die ihre Meinung schon zuvor deutlich gemacht hat - also gewissermassen
'befangen' ist. Sonst holt man sich doch auch andauernd Wirtschaftsberater
oder zumindest externe Moderatoren ins Haus (das DBI haben wir ja leider
nicht mehr), warum nicht auch hier? Die Umstaende werden eine objektive
Auseinandersetzung mit dem Thema jedenfalls sicher nicht beguenstigen. Man
versetze sich nur einmal in die Position des kuenftigen
Projekt-Bearbeiters: Auf einer befristeten Stelle, womoeglich als
Berufsanfaenger, wird es schwer sein, die Ergebnisse *nicht* den
(tatsaechlichen oder vermeintlichen) Wuenschen seines Arbeitgebers
anzupassen - sei es bewusst oder unbewusst.

Nota bene: Ich will niemandem etwas unterstellen, sondern nur auf die
*grundsaetzliche* Problematik hinweisen. Als vertrauensbildende Massnahme
sollte Die Deutsche Bibliothek moeglichst viele Informationen zum Projekt
und seinem Fortgang auf ihrem Server veroeffentlichen (z.B. den Wortlaut
des Projektantrags und die Modifikationen der DFG, Untersuchungspunkte und
Methoden etc.).

> Zur Frage der Akzeptanz moechte ich noch eine Stimme aus der DFG zitieren
(die im
> uebrigen selbst natuerlich nicht entscheiden wird): Die Durchsetzung von
Standards sei
> heute nicht so selbstverstaendlich wie in der Vergangenheit. Letztlich
würden über diese
> Frage daher die Anwender entscheiden.

Ein wichtiger Punkt. Oft heisst es ja: "Wenn Die Deutsche Bibliothek
umsteigt, dann haben alle anderen doch gar keine andere Wahl als
mitzumachen!" Aber vielleicht waere es fuer einen 'Abweichler'-Verbund das
geringere Uebel, dann eben auf die DB-Daten zu verzichten bzw. diese
umzuarbeiten und sich stattdessen neue Partner zu suchen. Dies koennten
durchaus auch einzelne Bibliotheken sein, die die Entwicklung in ihrem
'Haus-Verbund' nicht mitmachen wollen oder koennen (z.B. weil der
Unterhaltstraeger den Umstieg nicht finanziert).

Zugegeben, das sind reine Gedankenspiele, ueber deren Umsetzbarkeit ich mir
selbst nicht im Klaren bin. Sicher ist aber, dass die derzeitige
Verbundlandschaft nicht fuer alle Zeiten zementiert sein muss. Ein
interessantes Szenario schilderte vor einiger Zeit ein Verbunddirektor: Die
Verbundzentralen wuerden kuenftig in einen direkten Wettbewerb miteinander
treten. Dabei wuerden sich schliesslich diejenigen durchsetzen, die den
besten Service fuer ihre Kunden bieten. Ob dazu nicht vielleicht auch das
Angebot des gewuenschten Regelwerks und Formats gehoeren koennte?

Ein schoenes Wochenende wuenscht
Heidrun Wiesenmueller

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Heidrun Wiesenmueller M.A.
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