[Dini-ag-kim-bestandsdaten] Bericht vom MARC Advisory Committee

[Heuvelmann, Reinhold]

Liebe Kolleg*innen,

[Mehrfachempfang bitte ich zu entschuldigen -- Weiterleiten ist gerne gesehen.]

Hier ein kurzer Bericht zu den Treffen des MARC Advisory Committee (MAC), die, wie so viele andere Veranstaltungen, durch die aktuellen besonderen Umstände geprägt worden sind.

Schon vor der Corona-Pandemie hatte sich abgezeichnet, dass es im Winter 2021 keine Konferenz der American Library Association (ALA) und damit kein persönliches Treffen des MARC Advisory Committee geben würde. Die MARC Steering Group hatte daraufhin erste Überlegungen angestellt, wie man die Diskussions- und Entscheidungsprozesse auf elektronischer Basis gestalten kann. Als dann von der ALA Ende März 2020 die Sommerkonferenz abgesagt wurde (sie hat dann immerhin virtuell im Netz stattgefunden [1]), konnten diese Überlegungen vorgezogen und für Ende Juni und Anfang Juli 2020 implementiert werden. Die Sitzungen sind unabhängig von der ALA-Konferenz organisiert worden, und zwar als WebEx-Treffen in Eigenregie durch die Library of Congress. Eine gute technische und logistische Vorbereitung und eine umsichtige und klare Leitung durch den Chair, Matthew Wise, haben dazu beigetragen, dass die Meetings erfolgreich durchgeführt werden konnten.

Ein schöner Nebeneffekt war es, dass zusätzlich zu mir insgesamt vier Kolleg*innen aus der Fachgruppe Datenformate auf Einladung oder spontan an den Treffen des MAC teilnehmen konnten. Die Fachgruppe Datenformate hatte sich vorab am 19. Juni 2020 (ebenfalls virtuell) getroffen, um die Themen durchzusprechen und die Kommentare von deutschsprachiger Seite an die weltweite MARC-Community [2] vorzubereiten.

Insgesamt standen 15 Diskussionspapiere und Anträge auf der Tagesordnung des MARC Advisory Committee [3]. Vier davon wurden durch die MARC/RDA Working Group [4] vorbereitet und eingereicht. Die beiden Anträge wurden mit großer Mehrheit bestätigt, so dass es im nächsten Update zur MARC-Dokumentation [5] die beiden neuen Felder 881 für "Manifestation Statements" und 335 für den "Extension Plan" geben wird. Die beiden Diskussionspapiere zum Feld 334 für den "Mode of Issuance" und zum Unterfeld $l "Type of Binding" im Feld 340 "Physical Medium" wurden wohlwollend aufgenommen und können zum nächsten Treffen im Januar 2021 als Anträge wiederkommen. Die MARC/RDA Working Group setzt ihre Arbeit fort: Für den Herbst 2020 stehen weitere in RDA kontrollierte Vokabulare auf der Aufgaben-Liste. Die Attribute einer "Representative Expression" finden sich an sehr verteilten Stellen in MARC Bibliographic und in MARC Authority, einige Elemente sind noch zu ergänzen. Die Angaben zu "Data Provenance" nach RDA stellen besondere Herausforderungen dar: Zwar gibt es das Feld 883 [6] seit Mai 2020 in neuer Ausprägung, bei dessen Anwendung wird MARC aber eventuell an seine Grenzen stoßen. Ansätze in einigen der bereits vorliegenden Papieren, punktuell Angaben zur feldbezogenen Metadatenherkunft schon jetzt zu definieren, wurden mit dem Hinweis darauf abgelehnt, dass sich die MARC/RDA Working Group darum im Gesamtzusammenhang kümmern wird, um möglichst eine einheitliche und durchgängige Lösung zu entwickeln.

Weitere Themen waren ein Antrag zur Verschlankung von Feld 856 "Electronic Location and Access", bei dem vorgesehene Ergänzungen zum zweiten Indikator "Relationship" zunächst zurückgestellt worden sind; zwei Diskussionspapiere der ISSN Review Group und des ISSN International Centre, Paris, nämlich zu Codierungen im Feld 008 und zu URIs im Feld 022; ein Diskussionspapier des Dewey Editorial Team zu Datumsangaben bei der Verwendung von Printausgaben der DDC und von WebDewey; und vier Papiere (zwei Diskussionspapiere und zwei Anträge) durch die Library of Congress, die allesamt mit BIBFRAME-Hintergrund neue oder geänderte Elemente zur Aufnahme von URIs zum Inhalt hatten.

Besonders kontrovers wurde ein Diskussionspapier besprochen, das von dem Subcommittee on Faceted Vocabularies des Subject Analysis Committee [7] eingebracht worden war. Jahresangaben im Feld 046 "Special Coded Dates" sollen differenzierbar gemacht werden nach der Werkebene und der Expressionsebene. Konkret geht es z.B. um die Entstehungszeit eines Werkes und um die Entstehungszeit der Übersetzung dieses Werkes, oder um das Jahr einer Komposition und das Jahr eines Arrangements dieser Komposition. Neben der Definition von zusätzlichen Unterfeldern wurde die Anregung aufgegriffen, mit Hilfe von Indikatorwerten die beabsichtigte Entitätenebene auszudrücken. Wenn das Papier als Antrag wiederkehren soll, wird zu prüfen und weiterzuentwickeln sein, welche mögliche Rolle die Normdaten mit ihren spezifischen Zeitangaben im parallelen MARC-Authority-Feld 046 und mit Kennzeichnung des Entitätentyps im Feld 075 [8] spielen können.

Schon jetzt ist klar, wie gesagt, dass die nächsten Treffen des MARC Advisory Committee erneut in virtueller Form stattfinden werden, und zwar dann im Januar 2021.

Viele Grüße,

Reinhold Heuvelmann

[1] https://2020.alavirtualevent.org/ 
[2] https://listserv.loc.gov/cgi-bin/wa?A2=ind2006&L=MARC&P=12015 
[3] http://www.loc.gov/marc/mac/an2020_age.html 
[4] http://www.loc.gov/marc/mac/MARC-RDA_Working_Group.html 
[5] http://www.loc.gov/marc/status.html 
[6] http://www.loc.gov/marc/bibliographic/bd883.html 
[7] http://www.ala.org/alcts/mgrps/camms/cmtes/ats-ccssacfv 
[8] http://www.loc.gov/marc/authority/ad075.html 

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Reinhold Heuvelmann
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