Antw: AW: [rak-list] GND

Thomas Berger ThB at Gymel.com
Mit Jul 4 12:45:19 CEST 2012


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Lieber Herr Huhn,

> Wenn ich im KVK den Autor "Rupert Hacker" in dieser Reihenfolge suche,
> 
> erhalte ich in den Pica-Verbünden bzw. -bibliotheken GBV, HEBIS. Niederländische Nationalbibliothek u.a
> 
> keine Trefffer, bei der DNB und im SWB und in der TIB werden Datensätze angezeigt.
> 
> 
> Warum ist das nicht einheitlich?

Das kann Ihnen vermutlich niemand beantworten, aber vielleicht hilft
Ihnen ja folgende Beobachtung zu ausgewaehlten PICA-Katalogen:

Im offiziellen Katalog der TIB fuehrt Suche nach Person (PER) "Rupert Hacker"
nicht zu Treffern.

Der SWB bietet neben dem Sucheinstieg ueber "Person [PER]" nebst Hinweis
"Phrase: Nachname, Vorname" auch einen ueber "Person [PST]" mit Hinweis
"Stichwort" an: Nur mit letzterem findet man "Rupert Hacker".

D.h. letztendlich ist alles eine Frage der Indexierung in den Zielsystemen
(und natuerlich muessen die dem KVK dann auch mitteilen, welche Festlegung
fuer das KVK-"Person"-Feld bei ihrem System die guenstige ist, aber ich
gehe eigentlich davon aus, dass der KVK den jeweiligen Katalog irgendwie
optimal befragt).

Man sieht an Ihrem Beispiel m.E. sehr schoen einen Einschnitt, der
sich an der Individualisierungsrichtlinie von 2006 festmachen laesst
und der national aber vor allem auch international ganz unterschiedlich
wahrgenommen und aufgegriffen worden ist:

"Vor 2006" war der Ansatz, dass Ansetzungen und Verweise das einzige
Vehikel sind, Differenzierungen zwischen Personen zu transportieren.
Daher hat der Benutzer fuer erfolgreiche Anfragen ohnehin gewisse
Regeln zu beherzigen, wovon die Invertierung von Personennamen
die grundlegendste ist (aber wegen des Staatsbuergerprinzips nicht
wirklich trivial). Stichwortsuchen (zumal als Standard) nach
Bestandteilen von Personennamen wurden als diesem Prinzip entgegen-
gerichtet und eher unprofessionell aufgefasst (widerspricht mir hier
jemand?)

Die Richtline von 2006 spiegelt den ziemlich grundlegenden Wandel,
dass Personen Namen haben, die man nicht durch Anhaengen immer
weiterer Elemente so weit verfremden darf, dass die Suchbarkeit
unter eben diesem Namen gefaehrdet ist. Schliesslich muessen wir uns
vergegenwaertigen, dass Konsens ueber solche Elemente und den ihrer
Formulierung zugrunde liegenden Regeln immer nur auf eine vergleichsweise
kleine und regional oder sprachlich beschraenkte /bibliothekarische/
Subkultur beschraenkt ist und in keiner Weise als objektiv oder
naturgegeben angesehen werden kann. Vielmehr gibt es zu Personen
interessante Information (Berufe, Lebensdaten, Affiliationen, ...)
die im Sinne von Datenelementen in Normsaetze aufgenommen werden
darf, gerne auch ueber "das Notwendige" hinaus, und sich nicht
unbedingt in der Ansetzung niederschlagen sollte, jedoch im
Falle von /Verknuepfungen/ der Titel mit den Normdaten dennoch zur
Verfuegung steht. In dieser Situation ist es dann ganz legitim,
ueber eine Stichwortsuche zunaechst eine wenig praezise und eher
umfangreiche Treffermenge zu praesentieren, weil das Pulver dann
noch nicht verschossen ist und (in der Theorie) die Zuordnung der
Treffer zu verschiedenen Personen dem Benutzer nachtraeglich
praesentiert werden kann, so dass der Gelegenheit zum "Aussuchen"
bekommt. Und das ist eine viel einfacherere Aufgabe als vor einem
leeren Suchformular zu sitzen und a priori eine korrekte Anfrage
nach weitgehend unbekannten und unverstandenen Regeln formulieren
zu muessen.

viele Gruesse
Thomas Berger



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