[rak-list] Abschlussbericht der FRBR-Arbeitsgruppe zum Thema "Aggregates"

Margarete Payer payer at hdm-stuttgart.de
Die Jan 31 18:50:29 CET 2012


Liebe Frau Wiesenmüller, liebe Listenmitglieder,

danke schön Frau Wiesenmüller für die aufwändige Diskussion, die Sie in
der RDA-Liste führen. Ich habe versucht zu folgen und es ist auch mir
"schleierhaft", was das "Aggregating work" bringen soll.
Es sei denn der "erweiterte Verfasser" würde wieder auferstehen: z.B. bei
Anthologien oder "Ausgaben von Texten, bei denen die Arbeit des
Herausgebers im Titel als die Hauptsache hervortritt, werden unter den
Herausgeber gestellt" (PI § 42), auch Frau Wiesenmüller hat in einer der
Mails schon auf die Konsequenz des Herausgebers als "creator" und damit
Haupteintragung hingewiesen. Dieser Gedanke liegt nahe, da die Working
Group so besonderen Wert legt auf die individuelle Arbeit eines
Herausgebers.

Um mir die Sache verständlicher zu machen, habe ich versucht Aggregates
unseren RAK-Begriffen zuzuordnen:
Gruppe 1 der Aggregate "Collections, selections, and anthologies"
entsprechen: "Sammlung" (der Schriften eines Verfassers), "begrenzte
Sammelwerke ohne oder mit übergeordnetem Titel".
Gruppe 2 "Augmentations" : sieht aus wie ein "Einzelwerk", kann auch unter
die Regeln zu "Werke von Verfassern mit verschiedenen Funktionen" fallen,
also Illustration usw.
Gruppe 3 "Monographic series", 4 "Serials" und 6 "Integrating resources":
fortlaufendes Sammelwerk (also vor allem Zeitschriften und
Schriftenreihen)
Gruppe 5 "Multi-part monographs" (Warum müssen das Aggregates sein?)

Das Beispiel 2 der Working Group "Understanding FRBR" ist ein begrenztes
Sammelwerk mit übergeordnetem Titel (13 Kapitel verschiedener Verfasser
und ein Herausgeber, der einiges dazu geleistet hat). Die 13 Kapitel sind
alles Einzelwerke und jeweils als "work" anzugeben. Die Working Group
sieht diese Schrift als "Aggregating Work" an. Bis jetzt wäre ich von
einem "Work" "Understanding FRBR" mit Beziehungen zu den Teilen
ausgegangen. Dieses "Work" wird dann in einer abstrakten Expression
realisiert und wird zur Manifestation. Dass diese Manifestation "Aggregate
Manifestation" genannt wird, ist doch eigentlich unnötig?

Beispiel 3 der Working Group ist ein klassischer Roman mit Zusätzen
("Augmented edition") : der Roman ist realisiert in einer Expression, die
sich auszeichnet durch weitere Expressions - nämlich die Einführung, eine
Chronologie usw. ). Das wird bezeichnet als "expression of the aggregating
work". Was soll das praktisch bedeuten: soll dem Benutzer neben dem Roman
als "Work" auch der Roman mit den Zusätzen als "aggregating work"
angeboten werden? Im Text des Final Reports ist kein Nachweis einer
Beziehung zwischen Work und Aggregating Work vorgesehen.

Die Probleme bei einer Schriftenreihe hat Frau Wiesenmüller ja schon
überzeugend vorgeführt.

Schöne Grüße
Margarete Payer


> Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
> wie angekündigt habe ich die Probleme um den Abschlussbericht der
Aggregates-Arbeitsgruppe in die RDA List eingebracht. Hier meine
Ausgangsmail:
> -------------------------
> We've had some discussions here in Germany about the Final Report of the
FRBR Working Group on Aggregates:
> http://www.ifla.org/files/cataloguing/frbrrg/AggregatesFinalReport.pdf
The general feeling was that the report, though laudable as a
> philosophical endeavor, is not particularly helpful in practical terms.
A number of critical points were raised, and a lot of questions remained
unanswered.
> I've now written a short paper on this topic (four and a half pages, but
including lots of pictures), which can be downloaded from my Mendeley
profile:
> http://www.mendeley.com/profiles/heidrun-wiesenmuller/
> (under "Working papers", at the bottom of the publications list) or
directly, using this link: http://tinyurl.com/7scf9rm
> My main points are that the model proposed by the Working Group
> - is counterintutive because the aggregating work is on on the same
hierarchical level as the individual works
> - doesn't provide a helpful solution for the relationship between e.g.
an article in a collection and a self-archiving copy of this in a
repository
> - leads to rather odd results when applied to e.g. a monographic series
Also, an alternative model is proposed.
> ----------------------
> Dies löste eine sehr lebendige und lang anhaltende Diskussion mit
Dutzenden von Mails aus. Im Lauf der Debatte ist mir (und ich glaube,
auch vielen anderen Kollegen) erst so richtig klar geworden, _wie_
absurd der Vorschlag der Arbeitsgruppe wirklich ist. Insbesondere muss
man sich den feinen Unterschied zwischen einem "aggregate work" und dem
"aggregating work" der Arbeitsgruppe klar machen. Letzteres meint
wirklich nur das Werk des Zusammenführens, nicht etwa das durch das
Zusammenführen entstandene Werk. Es gibt deshalb auch keine
> Teil-Ganzes-Beziehung zwischen dem "aggregating work" und den z.B. in
einer Sammlung enthaltenen Werken. Ein solches "aggregating work" kann
deshalb z.B. weder einen Titel noch ein Thema haben. Entsprechend gibt
es auch keinerlei Beziehungen zwischen der "aggregating expression" und
den Expressionen der in einer Sammlung enthaltenen Werke. Eine
> "aggregating expression" kann folglich weder ein Merkmal "Sprache" noch
ein Merkmal "Form" haben. Solche Entitäten sind m.E. absolute
> Fremdkörper im FRBR-Modell.
> Eine einschlägige Mails zu diesen Aspekten:
> http://www.mail-archive.com/rda-l@listserv.lac-bac.gc.ca/msg06461.html
http://www.mail-archive.com/rda-l@listserv.lac-bac.gc.ca/msg06491.html
http://www.mail-archive.com/rda-l@listserv.lac-bac.gc.ca/msg06494.html
http://www.mail-archive.com/rda-l@listserv.lac-bac.gc.ca/msg06501.html
Was einem solche Entitäten bringen sollen, ist mir schleierhaft. Wenn
man sie überhaupt verwenden will, so kommt man m.E. trotzdem nicht darum
herum, parallel dazu ein herkömmliches "aggregate work" zu verwenden, um
Teil-Ganzes-Beziehungen darzustellen.
> Wie man ein solches "aggregate work" FRBR-technisch am besten
> modelliert, ist m.E. noch offen. Es gibt sicher mehrere Möglichkeiten
dazu. Vier Optionen habe ich ganz knapp in einem Papier dargestellt:
http://tinyurl.com/7wskyjp
> Ich hatte allerdings noch keine Zeit dazu, diese Optionen näher
auszuarbeiten; insofern weiß ich nicht, ob es in der Kürze verständlich
ist. Ich habe vor, die Modelle auf verschiedene Beispielfälle anzuwenden
und zu schauen, wie gut (oder schlecht) sie funktionieren.
> Viele Grüße
> Heidrun Wiesenmüller
> --
> ---------------------
> Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
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> Fakultät Information und Kommunikation
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