[rak-list] Re: RDA in 10 einfachen Schritten : ein Spickzettel

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Die Okt 26 08:21:52 CEST 2010


Am 25.10.2010 21:50, schrieb Crönert, Matthias:
> ... Ich hoffe, dass ich jetzt nicht ohne ein Minimum an Sachkenntnis
> urteile, wenn ich der dort ausgeführten Gegenüberstellung von
> objektorientierten und relationalen Datenbanken entnehme, dass auch
> RDBMS geeignet sein können, komplexe bibliographische Sachverhalte
> abzubilden – vielleicht in der programmiertechnischen Handhabung
> weniger elegant und effizient als OODB, aber im Ergebnis (Abbild aus
> Nutzersicht) doch wohl gleichwertig.

Das bleibt abzuwarten, an Versuchen wird's nicht fehlen. Worauf's mir
ankam, war nur der Hinweis, daß "relational" eben gerade nicht
automatisch als Qualitätsmerkmal für eine sachgerechte Umsetzung
der FRBR relationships gelten kann, weil es sachlogisch nichts damit
zu tun hat.
Auch bisher schon sind die meisten Bibliothekssysteme, mit gewissen
Ausnahmen, im Kern auf ein RDBS gegründet, z.B. Pica, doch an der
Oberfläche sieht man von den relationalen, also den tabellenförmigen,
Konstrukten, so gut wie nichts, und auch intern stiften sie eher wenig
Nutzen. Und zwar, weil dicke Schichten von Anwendungssoftware
draufgesetzt sind. Weswegen es dann kaum noch etwas besagt, wenn das
Ganze als relationales System betitelt wird. Wer dies ohne
DB-Sachkenntnis, aber mit FRBR-Kenntnis hört, denkt intuitiv das
Falsche. Was natürlich eigentlich egal ist, wenn er nicht selber der
Softwerker ist, der alles umsetzt, aber wenn er z.B. der
Entscheidungsträger ist, kann es ihn in die Irre führen
hinsichtlich der Eignung einer DB-Plattform. Auch das ist aber eher
unwahrscheinlich, weil Entscheidungen für fertige Systeme getroffen
werden, nicht für DB-Plattformen: deren Wahl entscheiden eher die
Softwerker - ohne tieferes FRBR-Wissen. Softwerker hingegen, vor die
Entscheidung gestellt, auf welcher Plattform man etwas realisieren
sollte, greifen i.d.R. ohne weitere Reflexion zum RDBs ihrer Präferenz,
weil für sie "Datenbank" gleichbedeutend ist mit "RDBS" und "SQL",
denn damit kann man, so das Dogma, mit Daten einfach alles machen.
Performance ist dabei kein Thema - her mit mehr Power und mehr Speicher!
(Wenn Sie nun eine gewisse Subjektivität des Urteils bei mir argwöhnen,
mag aber auch da was dran sein...)
Doch all das hilft weniger als nichts, RDBS hin oder her, wenn die
Datengrundlage nicht das hergibt, was sachlogisch gebraucht wird. Denn
es gilt noch stets: garbage in - garbage out. Und auch inkonsistente
Daten, z.B. als Folge von Regelwerksbrüchen, sind in diesem Sinne ungut.


B.Eversberg