[rak-list] Aufsatzbände und RDA - Teil 1

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Mon Jul 12 15:51:23 CEST 2010


Margarete Payer schrieb:
> 
> Zuerst einmal finde ich es sehr lästig, dass man zum Verständnis der RDA
> nicht nur FRBR und FRAD kennen muss sondern auch AACR2, wie es vor allem
> Frau Wiesenmüller deutlich gezeigt hat.
> 

Und erschwerend hinzu kommt, daß beide terminologisch und konzeptionell
stark divergieren. Viel Spaß bei der Ausbildung!
RDA kennt keine HE und NE, aber die Regeln für die Auswahl der
heranzuziehenden Namen gehen noch immer auf jene Vorstellungsbilder
zurück, überwinden diese also nicht wirklich.

Will man FRBR ernstnehmen, kommt man nicht umhin, jeden Aufsatz
als Manifestation (einer Expression) eines Werkes zu sehen. Der
Sammelband aber - gilt der seinerseits eigentlich auch als Werk?
Wenn ja, dann sind die Aufsätze natürlich enthaltene Werke und man
hat eine Teil-Ganzes-Beziehung vorzuliegen. Genau da wird's
dann inkonsequent, zumindest vorhersehbar in der RDA-Anwendung.
Ebenso wie bei mehrteiligen Werken wird man ganz sicher nicht den
Weg gehen, den Fokus auf das enthaltene Werk zu legen, den Teil also
genauso ernst zu nehmen wie das Ganze, sondern es bleibt bei
dem alten Pragmatismus mit der Contents Note und den begrenzten
Nebeneinträgen, die nur nicht mehr so heißen.
Leicht vermittelbar wird das nicht werden, und in die Zeit
paßt es schon längst nicht mehr, von wegen Kataloganreicherung und
Suchmaschinentechnik usw. usf. Die Diskussion ist überfällig, ob wir
mit dem Katalogisieren, RDA hin oder her, noch das Richtige, das heute
noch Sinnvolle und Notwendige tun. Ein nicht mehr lernbares und nicht
mehr konsequent anwendbares, nur zu hohen Kosten überhaupt einsehbares
Regelwerk wird uns dazu vielleicht endlich zwingen.


B.Eversberg