[rak-list] LibraryThing erfindet das Katalogisieren neu

Bernhard Eversberg ev at biblio.tu-bs.de
Thu May 22 14:06:51 CEST 2008


LibraryThing, inzwischen in unseren Kreisen sicher jedem bekannt,
strahlt für uns eine gewisse Faszination aus, weil dort quasi
das Katalogisieren neu erfunden wurde und immer noch wird. Über
20.000.000 Titel sollen schon erfaßt sein:
    http://www.librarything.com
Es handelt sich dabei sozusagen um ein OCLC für Arme, wo jeder
seine Privatsammlung katalogisieren kann. Obenan steht der
"soziale" Aspekt: das Austauschen mit anderen über die gemeinsamen
Bücher, das Rezensieren und das Auswerten nach diversen Aspekten.
Hunderte von Interessengruppen haben sich schon gebildet, an denen
jeder teilnehmen und deren Unterhaltungen jeder mitlesen kann.
    http://www.librarything.com/groups

Erfinder und Begründer, Spiritus rector und ein sehr kluger Kopf ist
Tim Spalding, der auch sein eigenes Blog dort schreibt:
    http://www.librarything.com/blog/

Da aktuelle Thema, gerade heute veröffentlicht:
   "Works, editions, ISBNs and cocktails"
Ganz richtig: man hat im Zuge des Neu-Erfindens vor einer Weile
das Konzept "Werk" entdeckt - je größer ein Katalog wird, umso mehr
wird man ja von selber drauf gestoßen - und nun hat Spalding bessere
Möglichkeiten geschaffen, Ausgaben eines Werkes zu kombinieren.
Schon hat sich eine Gruppe gebildet, die "Combiners", die sich
darüber austauschen, was ein Werk ist und wann eine neue Ausgabe
als neues Werk anzusehen wäre:
   http://www.librarything.com/groups/combiners
Da gibt's schon tausende von Beiträgen, an der Musik beißt man
sich noch die Zähne aus.
Und man kombiniert nun auf Teufel komm raus. Links unten, wenn ein
Titel angezeigt wird, ist dann immer der Link "Editions". Z.B. bei
Kehlmanns "Vermessung der Welt" schon 37 Stück, darunter viele
Übersetzungen. Es erscheint stets, wenn man z.B. "misura del mondo"
eingibt, der engl. Titel, der also unausgesprochen als EST fungiert, als
Cover aber das der deutschen Orig.Ausgabe. Recht salopp.

Spalding ist kein Bibliothekar, aber auch aktiv beteiligt an der
RDA-Liste und der NGC4LIB-Liste, er kennt also auch das FRBR-
Konzept und dessen Terminologie. Für LibraryThing hat er "Work"
übernommen, "Expression" und "Manifestation" aber nicht, sondern
dort gibt es nur "Editions" - die AACR als definierten Begriff
auch noch nicht hatte! Aber warten wir mal ab, das ist "work in
progress".

B.Eversberg



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