[rak-list] Final Report der LC Working Group on the Future of Bibliographic Control

Margarete Payer payer at hdm-stuttgart.de
Thu Jan 31 17:43:19 CET 2008


Liebe Listenmitglieder,

die Mails der letzten Tag könnte man kurzfassen: wir sind international,
also übernehmen wir die RDA und machen, was wir wollen.
Letzteres könnte man auf drei Weisen durchführen:
a) Verstauben lassen
b) die vielen Wahlmöglichkeiten der RDA dahingehend auslegen, was wir
wollen (dazu könnten wir die zur Zeit schlummernden Vorschläge zu einer
neuen RAK benutzen)
c) "Suspend Work on RDA" zumindest solange, bis man durch Tests mit echten
Katalogdaten gezeigt hat, dass es zusätzlichen Nutzen bringt - so die LC,
wie Herr Eversberg dankenswerter Weise schon berichtet hat.

Es lohnt sich diesen Report, der von hochrangigen Vertretern der
US-Bibliothekswelt (einschließlich Vertreter von Google und
Microsoft)verfaßt wurde, zu lesen. Daraus möchte ich grob einige Punkte
aufzählen, die sicher auch für unsere Diskussionen wichtig sind:

Die Effizienz der Katalogisierung (immer bezogen auf Formal- und
Sacherschließung) soll gesteigert werden, indem man
- Daten von Verlegern, Buchhändlern, Nutzern usw. übernimmt (besonders
genannt wird Amazon aber auch Wikipedia) (die Bibliotheken müssen sich
dann um die deskriptiven Metadaten nicht mehr kümmern und "the model of
item-by-item full manual transcription can no longer be sustained")
- mehr Bibliotheken als bisher sich an gemeinschaftlichen Katalogisierung
beteiligen.
Daraus folgt:
- Besonderer Wert soll wegen der Wiederauffindbarkeit auf authority
control und die Katalogisierung besonderer Materialien (z.B.
Nicht-Buchmaterialien) gelegt werden.
-  Bei der Übernahme der Daten von anderer Seite z.B. ausländischen
Bibliotheken soll man flexibel sein, und nicht unbedingt die
US-Bibliotheksstandards einhalten.
- Die Bibliotheksstandards sollen so modifiziert werden, dass man Daten
mit   Verlegern usw. austauschen kann.
- Das veraltete MARC-Format muss gegen ein Web-basiertes Rahmenwerk
ausgetauscht werden, mit dem alle Beteiligten arbeiten können.

Es wird überzeugend dargestellt, dass MARC nicht mehr den heutigen
Anforderungen entspricht. Man schlägt dagegen die Anwendung der Uniform
Resource Identifiers (URI) vor. Die Entwicklung dieser Anwendung sollte
aber schneller gehen als die übliche Standardisierungsarbeit, indem man
sich nicht nur auf Ehrenamtliche stützt.

Wichtig scheint mir auch die häufige Betonung von Kosten und Nutzen. Man
muss wohl damit rechnen, dass die LC ihre Dienste verteuert, denn es wird
noch mal betont, dass man keine Nationalbibliothek ist. Außerdem hat die
LC das Problem, dass sehr viele gute Katalogisierer gerade in Pension
gehen und der entsprechende Nachwuchs fehlt, da in den
Bibliothekars-Curricula in den letzten 30 Jahren das Fach Katalogisierung
zu kurz gekommen ist (teilweise gar nicht mehr stattfand).

Entschuldigen Sie bitte die verpätete Antwort, aber ich hatte vorher keine
 Zeit 44 eng bedruckte Seiten zu lesen.

Schöne Grüße
Margarete Payer

>
> Der im November bekannt gewordene Bericht einer Arbeitsgruppe der LC zur
> Zukunft der "Bibliographic Control" wurde nochmals überarbeitet und
> jetzt in seiner Endfassung bereitgestellt:
>
> http://www.loc.gov/bibliographic-future/news/lcwg-ontherecord-jan08-final.pdf
>
> Der Bericht hat zwar nur empfehlenden Charakter, sein Gewicht ist
> zweifellos aber hoch und er wird daher in den betroffenen Gremien zu
> diskutieren sein,
>
> Darin werden die inzwischen lautgewordenen Bedenken gegen RDA noch
> ernster genommen als zuvor, was sich in der Empfehlung niederschlägt:
>
> 3.2.5 Suspend Work on RDA   (lesenswert dazu Seite 27-30)
>
> Im Abschnitt 4 wird dann noch ausführlich auf FRBR eingegangen und
> empfohlen, damit erst einmal noch umfangreiche Tests mit existierenden
> Daten anzustellen, bevor man es wirklich zur Grundlage eines neuen
> Regelwerks macht, Vorläufig müsse es noch als theoretisches Modell
> gelten, dessen Konsequenzen und Kosten noch nicht abzusehen sind.
>
> Interessant und für uns relevant ist aber auch der Abschnitt
>
> 3.1.1 Develop a More Flexible, Extensible Metadata Carrier
>
> womit man anscheinend eine entschlossene Bewegung weg von MARC forcieren
> will, weil die bisherigen bibliothekarischen Standards veraltet sind
> und außerhalb der Bibliothekswelt nicht verstanden, geschweige von
> anderen Metadaten-Projekten übernommen werden.
>
> Was dies alles für den Zeithorizont bedeuten könnte, dazu findet man im
> Bericht wenig.
>
> MfG B.Eversberg
>
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> rak-list at lists.d-nb.de
> http://lists.d-nb.de/mailman/listinfo/rak-list
>




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