AW: Antw: Re: [rak-list] Winkelklammer und Altlasten

Ulrich Hippe hippe at bsb-muenchen.de
Wed Feb 15 10:32:42 CET 2006


Liebe Frau Hengel, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie schreiben: "Wird ein nachträglicher Split gemacht und können die Titel rückwärtig nicht zugeordnet werden, greift die feinere Zuordnung für die Titeldaten ab Erscheinungsjahr x." 
Ich bin mir nicht im klaren darüber, wie ich diesen Satz verstehen soll. Im ersten Teil bestätigen Sie meine Auffassung, daß nachträgliche Splits nicht per Programm, sondern nur durch intellektuelle Redaktion vorgenommen werden können, wenn - ja wenn man sich das leisten kann. Im zweiten Teil sprechen Sie von einer feineren Zuordnung mit Hilfe des Erscheinungsjahres. Denken Sie da an eine maschinelle Lösung (gäbe es eine solche, wäre das höchst erfreulich), oder ist der ganz banale Vorgang gemeint, daß der Benutzer sich aus dem großen Pool der mit dem kumulierten Normdatensatz verknüpften Titel selber mühsam heraussuchen muß, was er braucht? Das wäre allerdings kein Anlaß zum Optimismus.

Schwierigkeiten bereitet mir auch der folgende Satz: "Wenn wir uns eine etwas fernere Zukunft in einem Semantic Web vorstellen, werden Normdaten dann voraussichtlich auf unterschiedlichen Differenzierungsniveaus vorkommen, und wir werden lernen müssen, sie miteinander korrespondieren zu lassen." 
Ich kann mir zwar vorstellen, daß feiner differenzierte Ansetzungen mit einer kumulierten Ansetzung in einer Superstruktur verknüpft werden. Aber wenn ein Benutzer über eine dieser differenzierteren Ansetzungen einsteigt, würde er doch wieder nur auf den großen Pool bei der kumulierten Ansetzung umgeleitet. Seine Freude über den gezielten Zugriff wäre also bloß von kurzer Dauer. 

Am 9.2. schrieben Sie: "Das entbindet uns allerdings nicht davon, die grundsätzliche Frage zu beantworten, ob die Differenzierung nicht, zumindest für die Zukunft,  für die Recherche sinnvoll wäre, angesichts der Datenmengen, die ohne Splits zusammenkommen, und auch angesichts der durchaus unterschiedlichen Materialien, die sich aus den jeweiligen Zeiten hinter "Bayern" versammeln. Die Frage "Differenzierung ja oder nein" ist nicht nur für den jetzigen Titelbestand, sondern auch für den zukünftigen Titelbestand zu beantworten, und die Frage, wie bei einer Änderung mit dem Altbestand zu verfahren ist, dann noch einmal getrennt davon." 
Daß eine Differenzierung grundsätzlich sinnvoll wäre, habe ich nie bestritten. Jedoch stolpere ich über den Zwischensatz "zumindest für die Zukunft". Einen Schwerpunkt bei den differenzierteren Ansetzungen werden die historischen Gebietskörperschaften bilden. Deren Veröffentlichungen sind aber längst katalogisiert. Bis auf ein paar Zufallsfunde dürfte künftig nicht mehr viel hinzukommen. Nutzbringend wäre eine Differenzierung also lediglich dann, wenn man sie rückwirkend durchführen würde, womit wir aber wieder beim Ausgangspunkt unseres Dilemmas angekommen wären. 
Oder gibt es für diese Probleme doch eine EDV-Lösung, die mein laienhaftes Begriffsvermögen übersteigt, so daß wir unserer Sorgen auf wundersame Weise ledig würden?
Auf die Normdatenregelungen der RDA darf man wirklich gespannt sein. Wenn es möglich sein sollte, gewisse Schutzklauseln für einige wichtige GKD-Ansetzungen einzubringen, wie Sie am 9.2. andeuteten, wäre das sehr zu begrüßen. 

Noch ein letzter Punkt: Wir sprechen immer von Normdaten vulgo Personennamen und Körperschaftsnamen. Die ZDB ist inzwischen ja auch so etwas wie eine Normdatei geworden. Neue Regeln für Titeländerungen sind bereits im Gespräch, unabhängig von den RDA. Verfiele man auf die Idee, auch diese Regeln rückwirkend anzuwenden, wären die Folgen unausdenkbar. Es ist zu hoffen, daß wenigstens solchen Zumutungen, sollten sie eines unschönen Tages an uns herangetragen werden, vorgebaut werden kann.

Beste Grüße

Ulrich Hippe




 

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