[rak-list] RAK aus dem Automaten

[Thomas Berger]

Lieber Herr Eversberg,

> Der neue Zugang
>                 http://www.rak-weiterarbeit.de/za.htm
> fordert nur noch das Einwerfen von ein bis drei Wortmuenzen, nicht
> z.B. erst noch die Wahl eines Einwurfschachts (eines Registers). Es
> wird dann intern eine boolesche Kombination veranstaltet und ein Abgleich
> in einem kombinierten Schlag-Stichwortregister, d.h. ein Raederwerk
> kuenstlicher Intelligenz wird in Taetigkeit gesetzt. [...]

starke Worte fuer eine Stichwortsuche. Wie steht es denn um die
prae-intelligenten Methoden, Grundformenreduktion des Wortmaterials
(nicht nur im Register, sondern auch bei der Recherche), Synonyme,
Links- und Mittetrunkierte Wort- und Phrasensuchen etc.? Und um die
etwas fortgeschritteneren, immer noch sub-intelligenten Methoden, 
etwa aus der Adresse des Suchenden seine Praeferenzen abzuleiten
(tu-bs.de => GBV => praesentieren als RAK-Auslegung xy) oder 
gefundene Treffer zu ranken? "Kuenstliche Intelligenz" beginnt 
irgendwo beim selbst-adaptiven Verhalten der Suchmaschine, d.h. 
anhand einer gespeicherten Suchhistorie des konkreten Benutzers 
das Ranking zu veraendern oder aufgesuchte Eintraege miteinander
in Beziehung zu setzen und weitere Treffer vorzuschlagen.

Ich beteilige mich selbst auch immer gern am Informatik-Bashing,
aber von "kuenstlicher Intelligenz" zu sprechen, wenn nur das
Wortmaterial primitiv verwurstet wird, um den Recall zu erhoehen,
ist - nichts fuer ungut - eine Art augenzwinkernder Etiketten-
schwindel, von dem ich die Gefahr sehe, behaglich bei den
eigenen, subobtimalen Katalog- und Suchmaschinen verweilen 
zu wollen. Zugegeben, die vollmundigen Metaphern und Ankuendigungen
der Informatik und mehr noch der Computerindustrie waren in
der Vergangenheit gerade fuer Bibliotheken nie so hilfreich
wie erwartet, aber wir alle wissen, dass in den letzten
Jahrzehnten die massgeblichen Impulse fuer Bibliotheken aus
der Computerei (vornehmer: den geaenderten technischen
Rahmenbedingungen) stammten waehrend umgekehrt bei denjenigen,
die alle Probleme der Informationskultur schon ca. 1890
geloest haben, die Kompetenz gerade ausreichte, um den
eigenen Bereich bescheiden weiterzuentwickeln.

viele Gruesse
Thomas Berger (wegduckend)