[rak-list] Linking

Thomas Berger ThB at gymel.com
Tue Mar 5 21:12:50 CET 2002


Lieber Herr Croissant, liebe Liste,

vielen Dank fuer die sehr interessanten Erlaeuterungen,
viele kleine Bibliotheken in Deutschland arbeiten 
auch ohne "linked-records-model" und "Authority vendors"
fuer diese Bibliotheken gibt es nicht.


> Frau Hoffmanns Frage lautete wie folgt:
> >"
 wie korrigieren Sie Personennamen, Koerperschaftsnamen usw., wenn deren Titelaufnahmen >nicht mit der  Normdatei verknüpft sind. Wir korrigieren den betreffenden Datensatz in der >Normdatei, damit ist die Korrektur sofort in allen damit verknuepften Titelaufnahmen >realisiert. Muessen Sie die betreffenden Korrekturen in
> >jedem Titelsatz machen? Oder gibt es eine technische Loesung dafuer? Gerade diese Frage >spielt eine grosse Rolle bei der Akzeptanz von MARC."
> 
> Meine Antwort:
> diese Frage um Linking ist natürlich eine überaus wichtige. Aus meiner
> Sicht, d.h. aus der Sicht eines US-Katalogisierers, hat sie weder mit
> AACR2 noch mit MARC zu tun. Die Frage sollte daher in der deutschen
> Diskussion für und wider AACR2/MARC keine Rolle spielen, meiner Meinung
> nach.

Im MAB-Format gibt es eigene Datenfelder, die die
Verknuepfung zu anderen Datensaetzen kontrollieren.

So ist etwa die "Gruppe" 100, 101, 102, 103 fuer den
1. Verfasser (oder 1. beteiligte Person) eines Titels 
zustaendig (d.h. es ist MARC 100 oder MARC 700, je nachdem):

100 Ansetzung der Person
101 Verweisungsformen (wiederholbar)
102 Identifikationsnummer (wiederholbar!!!)
103 Affiliation der Person

Die Konvention ist nun, dass man beim Transport der
Daten 
entweder 100 belegt plus 102 und den Normdatensatz in
  einer separaten Datei derselben "Lieferung" bereitstellt
oder 100 belegt und alle Verweisungsformen aus dem
  Normdatensatz in 102 belegt

Immer wichtiger wird meines Erachtens, dass Platz
genug fuer die Identifikationsnummer der Normdaten
in verschiedenen Kontexten ist: Ich kann z.B. die
Identifikationsnummer meines lokalen Bibliotheksverbunds
und die der nationalen Normdateien PND und SWD und
ausserdem noch die korrespondierende Nummer der LoC-NA
im Titelsatz transportieren, der Empfaenger kann sich
dann aussuchen, ob er mit dem mitgelieferten Normsatz
arbeitet oder einem ganz anderen.

Ich weiss leider nicht, ob MARC einen aehnlichen
Mechanismus besitzt, Textdaten (Ansetzungsform) und
Link-Information (Identifikationsnummern) simultan
zu transportieren, ich halte dies fuer eine ganz
essentielle Anforderung.

Dieser Transport von Identifikationsnummern ist in
der RAK-MAB-Welt an einer anderen Stelle noch fundamentaler:
Die Verknuepfung von Titeldaten untereinander, d.h.
vom Band zur Hauptaufnahme, vom Stueck zur Serie, 
vom Aufsatz zum Proceedingsband etc. ist stets nicht
nur textlich, sondern immer auch noch ueber Identifikations-
Nummern realisiert.

Der Vorteil dabei ist, dass es nie einen Zweifel ueber
den Bezug geben kann, auch wenn es mehrere mehrbaendige
Werke oder Serien "Kochbuch fuer Profis" gibt.

Der Nachteil ist, dass man beim Import von solcherart
verknuepften Daten von einem System in ein anderes
stets diese Verknuepfungen manuell umsetzen muss.

In den MARC-Daten, die ich bislang gesehen habe, gab
es fuer solche Titel-Verlinkungen ein Feld "LKR" (sprechend
fuer "Linked Record?", das vermutlich proprietaer ist.
Ich vermute, dass es im offiziellen MARC auch bei
Bezuegen von Titeln untereinander keine Moeglichkeit
gibt, Identifikationsnummern zu uebertragen.

Im Bereich der Sacherschliesung wird (RSWK-Ketten)
in MAB ebenfalls extensiv verlinkt, hier ist aber
wegen der Wiederholbarkeit der Ketten und innerhalb
der Ketten der Kettenglieder der Spielraum fuer
den Transport der Identifikationsnummern im Format
stark eingeschraenkt, daher werden hier maximal
zwei Nummern auf bestimmten Zeichenpositionen innerhalb
eines MAB-Datenfeldes notiert. Hier merkt man
deutlich, dass das Datenformat an seine Grenzen stoesst.

Ich persoenlich halte daher auch die MAB-Loesung fuer
nicht ausreichend: Meiner Meinung nach kann jedes Element
einer bibliographischen Beschreibung tendenziell
mit einer anderen Information verlinkt sein.
Ein zeitgemaesses Austauschformat sollte es ermoeglichen,
zum Verlagsort der Vorlage "Lipsia" eine "Ansetzungsform"
und eine Verlinkung zu einem Geothesaurus zu transportieren,
auch wenn die Regelwerke nur das Verzeichnen der
Vorlage verlangen:
<ort TNG-id="1234" ans="Leipzig" country="XA-DE-SX">Lipsia</ort>

Ueber die Implikationen in Bezug auf das Regelwerk bin
ich mir nicht im klaren: Ich denke, ich habe dargelegt,
dass in der MAB-Welt "linked records" etwas sehr natuerliches
sind, weil das Format Identifikationsnummern breiten Raum
gibt. Ich koennte mir vorstellen, dass fuer die Psyche
eines Katalogisierers/ einer Katalogisiererin eine
Titelaufnahme dann "gut" ist, wenn nicht nur nach dem
Regelwerk (RAK) die Ansetzung einer Person oder die
Ermittlung eines Gesamttitels korrekt durchgefuehrt wurde,
sondern auch noch zusaetzlich die datentechnische
Verknuepfung hergestellt wurde, die diese Identifikation
permanent dokumentiert. In einer OPAC-Anwendung ohne
"linked records" werden in der Praxis dieselben 
Arbeitsschritte vorgenommen, der Katalogisierer wird
aber vielleicht die Identifikation nur fuer eine
arbeitssparende Kopierfunktion halten. Das Resultat
(zunaechst im Kopf der Katalogisierer) ist im ersten
Fall eine Datenbank, die viele Bezuege und Querverweise
enthaelt, im zweiten Fall - so fuerchte ich - eine
Sammlung von Einzelnachweisen. Ich behaupte, dass
sich aus diesen Sichtweisen unterschiedliche Vorstellungen
ueber den Zweck des Katalogisierens herausbilden und
damit auch letztendlich unterschiedlich ausgepraegte
Regelwerke.

Meine Einsicht aus der Diskussion vorletzte Woche war 
allerdings, dass man diese Verlinkung natuerlich auch extern 
herstellen kann, sie muss nicht im Titelsatz erfolgen und 
auch nicht im Normdatensatz, sie koennte auch in einem
"Verknuepfungssatz" niedergelegt sein. Den Austausch solcher
Saetze stelle ich mir aber extrem schwierig vor.

viele Gruesse
Thomas Berger



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