[rak-list] Gedenktag

Johann Winkler johann.winkler at UNIVIE.AC.AT
Thu Feb 7 15:06:46 CET 2002


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Herr Franzmeier fragt nicht ganz zu Unrecht nach der Meinung der "österreichischen Freunde".
Eine gute Frage. Als einer der vielleicht Angesprochenen möchte ich die gestrige Wortmeldung
von Kollegin Flamm aus Freiburg zum Anlass nehmen, um mich in der aktuellen Diskussion zu Wort
zu melden. In eigenem Namen und in eigener Sache, in keinem durch Funktionen oder sonstige
bibliothekarische Würden bestimmten Auftrag!
Möglicherweise gibt es für das österreichische Schweigen einen ursächlicheren Grund als die
Betroffenheit über den von Franzmeier so treffend beschriebenen Coup d'état und seine derzeit
für alle Beteiligten und die unzähligen namenlosen Betroffenen, um nicht zu sagen
"Angeschmierten", kaum vorhersehbaren Folgen. Und dieser Grund liegt schlicht und einfach in
der Tatsache, daß wir andere Sorgen haben, als die inzwischen in die lichten Höhen elitärer
Fachsimpelei abgehobene Diskussion uns glauben machen möchte (die wohltuend sachlichen Beiträge

von Kollegen Eversberg ausdrücklich ausgenommen). Solange die Diskussion in diesen Höhen
verweilt, muß einem eigentlich nicht bange werden, denn in den Niederungen der täglichen Praxis

wird so nicht viel geschehen. Nach vielen immer wieder unterbrochenen Anläufen zu der pompös
und stolz angekündigten RAK2 ist man  über grundsätzlich richtige, zukunftsorientierte
und ursprünglich in breitem Konsens ausgearbeitete Ansätze nicht hinausgekommen. Und auch die
sind jetzt eingestampft.
Die Kompetenz, das Engagement, der gute Wille und die oft genug hart strapazierte Geduld der
Kolleginnen und Kollegen - Schnee von gestern!  Ein neuer Frühling scheint aber unter den zuvor

angedeuteten himmelhoch und erdfern jauchzenden Vorzeichen ferner denn je! Auf einen solchen
Frühling, den eines zeitgemässen, praxisorientierten  Regelwerks und auf sonst gar nichts
wartet aber die
bibliothekarische Öffentlichkeit in Österreich und wohl auch  in weiten Teilen der
Bundesrepublik sehr zu Recht  - nur leider einmal mehr vergeblich und aus meiner persönlichen
Sicht aussichtsloser denn je zuvor.
Frau Flamm hat die Probleme auf den Punkt gebracht. Präziser kann man die Kernfragen nicht
benennen. Ich bin überzeugt, daß sie im Namen und aus dem Herzen vieler Kolleginnen und
Kollegen spricht und danke ihr dafür!
Ihr Problemkatalog sei all denen ins Stammbuch geschrieben, die jetzt als Schreibtischstrategen

und amtliche Gesundbeter von dick gepolsterten Sesseln aus die Bibliothekswirklichkeit neu und
ein für allemal richtig erfinden zu müssen glauben. Sie werden nichts finden und am Ende vor
einem Scherbenhaufen stehen gegen den der Rucksack der bisher nicht eingelösten Versprechungen
und Versprechen leicht wiegen wird.
In Wien wird als Spruchweisheit  überliefert: "es san a scho' Hausmasta gsturbm", was ins
Hochdeutsche übersetzt etwa bedeutet, dass gelegentlich auch Hausbesorger ihr verdientes
Schicksal ereilt. Seit langem ist kein Fall bekannt, in dem sich diese Weisheit nicht
bewahrheitet hätte.
Mit besten Grüssen aus Wien,
Johann Winkler



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